Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
herumzufummeln, riss er dem Mädchen das Kleid kurzerhand vom Leibe. Sie bedeutete Ezio mit ihren Augen immer noch, sich zurückzuhalten. Ich komme schon zurecht , schien sie ihm bedeuten zu wollen.
Ezio sah sich wieder im Saal um. Einige der Diener und die meisten Wachen waren von den Gästen dazu verführt worden mitzufeiern, und er erblickte Leute mit Dildos aus Holz und Elfenbein und kleinen schwarzen Peitschen.
Bald …
„Komm her, meine Liebe“, sagte der Bankier, drückte das Mädchen auf die Liege und schob sich über sie. Dann schlossen sich seine Hände um ihren Hals, und er fing an, sie zu würgen. Keuchend setzte sie sich erst zur Wehr, dann verlor sie die Besinnung.
„Oh ja! So ist’s schön!“, stöhnte der Bankier, während die Adern an seinem Hals immer weiter hervortraten. Seine Finger schlossen sich noch fester um den Hals des Mädchens. „Das sollte dein Vergnügen noch steigern. Bei mir tut es das jedenfalls.“ Eine Minute darauf war er fertig, lag schwer und schweißnass auf ihr und rang nach Atem.
Er hatte das Mädchen nicht umgebracht. Ezio sah, wie sich ihre Brust hob und senkte.
Mühsam rappelte der Bankier sich auf und ließ sie einfach liegen. Sie war halb von dem Sofa heruntergerutscht. Er rief zwei Dienern, die noch im Dienst waren, einen Befehl zu: „Schafft sie weg!“
Der Bankier schloss sich dem allgemeinen Treiben an, Ezio und die Diener schauten ihm nach. Sobald er sich weit genug entfernt hatte und anderweitig beschäftigt war, hoben die Diener das Mädchen behutsam zurück auf das Sofa, stellten eine Karaffe mit Wasser in ihre Reichweite und deckten sie mit einem Pelz zu. Einer von ihnen wurde auf Ezio aufmerksam. Ezio legte einen Finger an seine Lippen, und der Mann lächelte und nickte. Nicht jeder in diesem stinkenden Höllenpfuhl war verdorben.
Ezio beobachtete den Bankier, der seine langen Unterhosen hochzog und von Gruppe zu Gruppe ging, wobei er bewundernd vor sich hin murmelte, wie ein Kenner in einer Kunstgalerie.
„Oh, belissima “, sagte er von Zeit zu Zeit, blieb stehen und schaute eine Weile zu. Schließlich hielt er auf die eisenbeschlagene Tür zu, durch die er ursprünglich gekommen war, und klopfte an. Die Tür wurde von dem zweiten Diener geöffnet, der mit ziemlicher Sicherheit die ganze Zeit damit verbracht hatte, das Geld zu zählen.
Ezio ließ ihnen keine Gelegenheit, die Tür hinter sich zu schließen. Er sprang vor und stieß beide Männer in das Zimmer. Dann schloss er die Tür und wandte sich dem Bankier und seinem Diener zu. Letzterer, ein kleiner Mann in Hemdsärmeln, fiel jammernd auf die Knie, ein dunkler Fleck bildete sich zwischen seinen Beinen auf dem Boden, dann wurde er ohnmächtig. Der Bankier hingegen straffte sich.
„Ihr!“, stieß er hervor. „Assassino! Aber nicht mehr lange!“ Sein Arm schoss auf einen Klingelzug zu, aber Ezio war schneller. Die verborgene Klinge schnellte hervor und fuhr durch die Finger der Hand, die der Bankier ausgestreckt hatte. Mit der unversehrten umklammerte er die verstümmelte Hand, während drei abgetrennte Finger auf den Teppich fielen. „Hinfort mit Euch!“, schrie er. „Es wird Euch nichts nützen, mich umzubringen. Cesare wird Euch niemals am Leben lassen. Aber …“
„Ja?“
In das Gesicht des Bankiers trat ein verschlagener Zug. „Wenn Ihr mich verschont …“
Ezio lächelte. Der Bankier verstand. Er barg seine verletzte Hand an der Brust.
„Nun“, begann er, obgleich ihm Tränen des Schmerzes und der Wut in den Augen standen, „wenigstens habe ich gelebt. All die Dinge, die ich gesehen, gefühlt, gekostet habe – ich bedaure nichts davon. Ich bereue keinen Augenblick meines Lebens.“
„Ihr habt mit dem Plunder gespielt, den die Macht beschert. Ein Mann von wahrer Größe würde derlei Dinge verachten.“
„Ich gab den Menschen, was sie wollten.
„Ihr macht Euch etwas vor.“
„Bitte, erspart mir das.“
„Eure eigene Schuld ist fällig, Eminenza . Unverdiente Freuden zehren sich nur selbst auf.“
Der Bankier fiel auf die Knie und flüsterte halb vergessene Gebete vor sich hin.
Ezio hob die verborgene Klinge.
„Requiescat in pace“, sagte er.
* * *
Er ließ die Tür offen, als er ging. Die Orgie war zu einem schläfrigen, stinkenden Gegrapsche verkommen. Ein oder zwei Gäste übergaben sich, von Dienern gestützt, während zwei andere einen Toten hinaustrugen – offenbar war das Ganze für das Herz des Mannes zu viel gewesen. Wache hielt niemand
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