Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
sie herum scharten sich die meisten der Mädchen, die Ezio im Palazzo des Bankiers gesehen hatte, gleichermaßen bewaffnet. Nahe einer der Mauern stand, von drei Mädchen beschützt, Maria. Hinter ihr stapelten sich insgesamt sieben Metallkassetten. Kassetten wie jene, die Ezio dem Bankier gebracht hatte.
Claudia und die anderen Frauen waren immer noch auf der Hut und für einen weiteren Angriff gewappnet.
„Ezio!“, rief Claudia.
„Ja“, sagte er, aber er konnte den Blick nicht von dem Blutbad lösen.
„Wie bist du hergekommen?“
„Von der Tiberinsel aus über die Dächer.“
„Hast du noch mehr Gardisten gesehen?“
„Eine ganze Menge, aber sie laufen im Kreis. In der Nähe sind keine.“
Seine Schwester entspannte sich ein wenig. „Gut. Dann müssen wir die Straße draußen säubern und die Tür schließen. Und dann müssen wir die Schweinerei hier aufräumen.“
„Hattet ihr … Verluste?“
„Zwei. Lucia und Agnella. Wir haben sie schon auf ihre Betten gelegt. Sie starben tapfer.“
Sie zitterte nicht einmal.
„Bist du in Ordnung?“, fragte Ezio zögernd.
„Absolut“, antwortete sie gefasst. „Wir werden Hilfe brauchen, um diese Kerle verschwinden zu lassen. Kannst du dazu ein paar von deinen Rekruten abstellen? Wir haben unsere neuen Freunde, die Diener, im Palazzo gelassen, damit sie jeden, der uns hinterherschnüffeln will, von unserer Spur abbringen können.“
„Sind euch Gardisten entkommen?“
Claudia sah ihn grimmig an. Sie hatte noch keine ihrer Waffen gesenkt. „Kein einziger. Cesare wird nichts erfahren.“
Ezio schwieg einen Moment. Nichts war zu hören außer dem Plätschern des Brunnens und dem morgendlichen Vogelgezwitscher.
„Wie lange ist das her?“
Sie lächelte dünn. „Du hast die Feier nur knapp verpasst.“
Er lächelte zurück. „Ich wurde ja auch nicht gebraucht. Meine Schwester weiß offensichtlich, wie man mit einer Klinge umgeht.“
„Und ich bin bereit, es wieder zu tun.“
„Du sprichst wie eine wahre Auditore. Verzeih mir!“
„Du musstest mich auf die Probe stellen.“
„Ich wollte dich beschützen.“
„Wie du siehst, kann ich ganz gut allein für mich sorgen.“
„Ja, das sehe ich.“
Claudia ließ ihre Waffen fallen und wies auf die Schatzkisten. „Reichen dir diese Zinsen?“
„Ich gebe zu, dass du mich mit Leichtigkeit schlagen kannst, und ich vergehe vor Bewunderung.“
„Gut.“
Dann taten sie endlich, was sie seit fünf Minuten tun wollten, und warfen sich einander in die Arme.
„Ausgezeichnet“, sagte Maria, die zu ihnen trat. „Es ist schön zu sehen, dass ihr beide endlich zur Vernunft gekommen seid!“
35
„Ezio!“
Ezio hatte nicht damit gerechnet, die vertraute Stimme so bald wieder zu hören. Der Pessimist in ihm hatte gar nicht damit gerechnet, sie überhaupt je wieder zu hören. Dennoch freute er sich über die Nachricht, die auf der Tiberinsel für ihn hinterlassen worden war und die ihn zu diesem Treffen gebeten hatte, zu dem er ging, während er eigentlich auf dem Weg zum Schlafenden Fuchs war, dem Hauptquartier von La Volpes römischer Diebesgilde.
Er schaute sich um, aber es war niemand zu sehen. Die Straßen waren leer, nicht einmal eine Borgia-Uniform war zu entdecken, denn er befand sich bereits in dem Viertel, das La Volpes Leute in Beschlag genommen hatten.
„Leonardo?“
„Hier drüben!“ Die Stimme kam aus einem dunklen Hauseingang.
Ezio ging darauf zu, und Leonardo zog ihn ins Dunkel.
„Ist Euch jemand gefolgt?“
„Nein.“
„Gott sei Dank! Ich habe Blut und Wasser geschwitzt.“
„Und Ihr …?“
„Nein. Messer Salai, ein Freund von mir, hält mir den Rücken frei. Ich würde ihm mein Leben anvertrauen.“
„Ein Freund?“
„Wir stehen uns sehr nah.“
„Seid vorsichtig, Leonardo! Ihr habt ein weiches Herz, wenn es um junge Männer geht, das könnte sich als Eure Achillesferse erweisen.“
„Ich mag weichherzig sein, aber ein Narr bin ich nicht. Und nun kommt!“
Leonardo zog Ezio aus dem Hauseingang, nachdem er sich nach links und rechts umgeschaut hatte. Ein paar Schritte weiter huschte er in eine Gasse, die sich etwa eine Achtelmeile lang zwischen fensterlosen Gebäuden und eintönigen Mauern hindurchschlängelte, bis sie sich mit drei weiteren Gassen kreuzte. Leonardo nahm die linke, und kurz darauf erreichten sie eine schmale, niedrige Tür, die dunkelgrün gestrichen war. Leonardo schloss sie auf. Durch den Eingang mussten sie sich regelrecht
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