Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
Neuigkeiten. Mit einem eigenen Dogen haben sie Zugriff auf die gesamte venezianische Flotte und das Handelsreich.“ Er hielt inne. „Und mich nennt man einen Verbrecher!“
„Werdet Ihr mir helfen, sie aufzuhalten?“
Antonio reichte ihm die Hand. „Ihr habt mein Wort, kleiner Bruder. Und die Unterstützung all meiner Männer.“
„Und Frauen“, ergänzte Rosa.
Ezio lächelte. „Grazie, amici.“
Antonios Miene wurde nachdenklich. „Aber diese Sache bedarf einer gründlichen Planung, Ezio. Der Palazzo Ducale wird so stark bewacht, dass der Palazzo Seta im Vergleich wie ein öffentlicher Park aussieht. Und wir haben keine Zeit, um ein maßstabgetreues Modell zu bauen …“
Ezio hob eine Hand und sagte in festem Ton: „Nichts ist unbezwingbar.“
Rosa und Antonio sahen ihn an. Dann lachte Antonio, und Rosa lächelte frech. „Nichts ist unbezwingbar! Kein Wunder, dass wir Euch so gern mögen, Ezio!“
* * *
Spät am Tag, weil zu der Zeit weniger Leute unterwegs waren, gingen Antonio und Ezio zum Dogenpalast. „Ein solcher Verrat überrascht mich nicht mehr“, sagte Antonio unterwegs. „Mocenigo ist ein guter Mann, aber es überrascht mich, dass er sich als Doge so lange halten konnte. Als ich ein Kind war, hat man uns beigebracht, dass die Adeligen gerecht und freundlich seien. Das habe ich auch geglaubt. Und obgleich mein Vater ein Schuster und meine Mutter eine Küchenmagd war, strebte ich nach Höherem. Ich lernte viel, arbeitete hart an mir, bewies Ausdauer, aber ich schaffte es einfach nicht in die Führungsschicht. Wer da nicht hineingeboren wird, der wird auch nicht aufgenommen. Und darum frage ich Euch, Ezio – wer sind die wahren Adeligen von Venedig? Männer wie Grimaldi oder Marco und Silvio Barbarigo? Nein! Wir! Die Diebe und die Söldner und die Huren. Wir halten diese Stadt am Laufen, und jeder Einzelne von uns hat mehr Ehre im kleinen Finger als das ganze Pack unserer sogenannten Herrscher! Wir lieben Venedig. Für die anderen ist es nur ein Mittel, um sich zu bereichern.“
Ezio behielt seine Meinung für sich, denn mochte Antonio auch ein guter Mensch sein, in den corno ducale gewandet konnte er ihn sich nicht vorstellen. Sie erreichten den Markusplatz und umrundeten ihn, bis sie vor dem rosafarbenen Palast standen. Er wurde unübersehbar schwer bewacht. Dennoch gelang es ihnen, unbemerkt das Gerüst zu erklettern, das an der Seitenwand der Kathedrale, die sich an den Palast anschloss, aufgebaut worden war. Von dort oben aus konnten sie auf das Palastdach hinüberspringen, was sie auch taten, aber sie mussten feststellen, dass ihnen der Zugang zum Hof durch ein hohes Gitter, dessen Spitzen sich nach außen und innen wölbten, verwehrt wurde. Unten im Hof entdeckten sie den Dogen persönlich, Giovanni Mocenigo, ein würdevoller alter Mann, der trotzdem aussah wie eine verschrumpelte Hülle, die im prachtvollen Gewand und corno des Führers der Stadt und des Staates steckte. Er unterhielt sich mit dem Mann, der mit seiner Ermordung beauftragt war, Carlo Grimaldi.
Ezio lauschte aufmerksam.
„Versteht Ihr denn nicht, was ich Euch anbiete, Altezza? “, sagte Carlo. „Hört mir zu, ich bitte Euch, denn dies ist Eure letzte Chance!“
„Wie könnt Ihr es wagen, so mit mir zu reden? Wie könnt Ihr es wagen, mir zu drohen?“, entgegnete der Doge.
Carlo schlug sogleich einen um Verzeihung heischenden Ton an. „Vergebt mir, Herr. Ich habe es nicht so gemeint. Aber glaubt mir bitte, dass ich mich um nichts mehr sorge als um Eure Sicherheit …“
Damit gingen die beiden ins Gebäude und waren nicht mehr zu sehen.
„Wir haben nur sehr wenig Zeit“, sagte Antonio, der Ezios Gedanken erriet. „Und durch dieses Gitter ist kein Durchkommen. Und selbst wenn es eine Möglichkeit gäbe – seht Euch nur die Zahl der Wachen ringsum an. Diavolo! “ Er schlug frustriert in die Luft und erschreckte damit eine Schar Tauben, die sich flatternd in die Luft erhoben. „Seht Euch die an! Die Vögel! Wie leicht es für uns wäre, wenn wir nur fliegen könnten!“
Ezio grinste auf einmal in sich hinein. Es war höchste Zeit, dass er seinen Freund Leonardo da Vinci wieder einmal aufsuchte.
17
„Ezio! Wie lange haben wir uns nicht gesehen?“ Leonardo begrüßte ihn wie einen verlorenen Bruder. Seine Werkstatt in Venedig sah inzwischen gerade so aus wie die in Florenz. Alles beherrschend war jedoch ein Eins-zu-eins-Modell der fledermausartigen Apparatur, deren Zweck nun, wie Ezio wusste,
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