Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
Maske hinten an seinem Gürtel schwang. So geleiteten sie ihn zu dem weitläufigen, abgesperrten Bereich nahe der Mole, wo der Ball stattfand beziehungsweise bereits begonnen hatte. Ezio passte den richtigen Zeitpunkt ab und wartete bis zum letztmöglichen Moment, um die Maske von Dantes Gürtel zu schneiden. Er schnappte sie sich und eilte geduckt an Dante vorbei, um vor ihm bei den Wachen zu sein, die den Eingang zum Ball kontrollierten. Als sie seine Maske sahen, ließen sie Ezio ein, und als Dante kurz darauf eintraf und hinter sich griff, um die Maske aufzusetzen, stellte er fest, dass sie verschwunden war. Die Mädchen, die ihn begleitet hatten, waren in der Menge untergetaucht und hatten ihre eigenen Masken aufgesetzt, damit er sie nicht wiedererkannte.
Dante debattierte am Eingang immer noch mit den Wachen, die ihre unumstößlichen Befehle hatten, während Ezio sich zwischen den Feiernden hindurchdrängte, um zu Teodora zu gelangen. Sie begrüßte ihn voller Herzenswärme. „Ihr habt es geschafft! Glückwunsch! Und nun hört zu. Marco ist in der Tat unverändert auf der Hut. Er bleibt an Bord der Ducale Bucintoro, seines Bootes, das vor der Mole liegt. Ihr werdet also nicht allzu nahe an ihn herankommen, darum müsst Ihr die bestmögliche Stelle für Eure Attacke finden.“ Sie wandte sich um und winkte drei, vier ihrer Kurtisanen herbei. „Diese Mädchen werden die Aufmerksamkeit von Euch ablenken, während Ihr nach einem geeigneten Platz sucht.“
Ezio setzte sich in Bewegung, und während die Mädchen, in rot und silbern glänzende Seide und Satin gekleidet, durch die Gästeschar tänzelten, fiel sein Augenmerk auf einen hochgewachsenen, würdevollen Mann Mitte sechzig mit klaren, klugen Augen und einem weißen Kinnbart, der sich mit einem venezianischen Adeligen gleichen Alters unterhielt. Beide trugen schmale Masken, die nur einen kleinen Teil des Gesichts verdeckten, und Ezio erkannte in dem ersten Mann Agostino Barbarigo, Marcos jüngeren Bruder. An Agostino mochte das Schicksal Venedigs hängen, sollte seinem Bruder überraschend etwas zustoßen, und so hielt Ezio es für eine gute Idee, sich den beiden so weit zu nähern, dass er belauschen konnte, worüber sie redeten.
Als Ezio nahe genug heran war, hörte er, wie Agostino leise lachte. „Im Ernst, mein Bruder macht sich lächerlich mit dieser Zurschaustellung.“
„Ihr habt kein Recht, so von ihm zu sprechen“, tadelte der Adelige. „Er ist der Doge!“
„Ja, ja. Er ist der Doge“, erwiderte Agostino und strich sich über den Bart.
„Das ist sein Ball. Sein Carnevale, und er kann sein Geld schließlich ausgeben, wofür er will.“
„Er ist nur dem Namen nach der Doge“, versetzte Agostino in nun schärferem Ton. „Und es ist das Geld Venedigs, das er ausgibt, nicht sein eigenes.“ Er senkte die Stimme. „Es geht um viel mehr, um größere Dinge, und das wisst Ihr so gut wie ich.“
„Marco wurde zum Führer gewählt. Es mag stimmen, dass Euer Vater glaubte, er würde es nie zu irgendetwas bringen, und seine politischen Bestrebungen deshalb auf Euch übertrug, aber das zählt jetzt angesichts des Standes der Dinge nicht mehr, oder?“
„Ich wollte nie Doge werden …“
„Dann gratuliere ich Euch zu diesem Erfolg“, sagte der Adelige kalt.
„Macht“, fuhr Agostino halbwegs beherrscht fort, „ist mehr als nur Reichtum. Glaubt mein Bruder wirklich, dass er nicht allein aufgrund seines Geldes gewählt wurde?“
„Er wurde wegen seiner Klugheit und seiner Führungsqualitäten gewählt!“
Der Auftakt des Feuerwerks unterbrach sie. Agostino sah einen Moment lang zu, dann fragte er: „Und das ist es also, was er mit all dieser Klugheit anstellt? Er bietet den Leuten einen Feuerzauber? Er verkriecht sich im Dogenpalast, während die Stadt in die Binsen geht, und dann meint er, die Menschen würden ihre Probleme dank ein paar teurer Explosionen vergessen?“
Der Adelige machte eine abfällige Bewegung. „Die Leute lieben solche Spektakel. Das ist des Menschen Natur. Ihr werdet schon sehen …“
In diesem Augenblick erspähte Ezio die kräftige Gestalt Dantes, der inmitten eines Pulks von Wachen durch die Gäste pflügte und zweifellos nach ihm Ausschau hielt. Ezio ging weiter, fand eine Stelle, von der aus er an den Dogen herankommen würde, sollte dieser sein Boot verlassen, das ein paar Meter vom Kai entfernt vertäut war.
Eine Fanfare ertönte, und das Feuerwerk ging vorerst zu Ende. Stille senkte sich über die
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