Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
die Menge zum Ausgang, als die Leute hinter ihm auf den Anblick Marco Barbarigos reagierten – Marco Barbarigo, dessen Amtszeit als Doge zu den kürzesten in der Geschichte Venedigs zählte, der jetzt wankte, sich ans Herz fasste und tot auf dem Deck der Dogenbarke zusammenbrach. „Requiescat in pace“, murmelte Ezio im Gehen.
Doch sobald die Neuigkeit bekannt wurde, machte sie schnell die Runde, und sie erreichte das Bordell noch vor Ezio. Teodora und ihre Kurtisanen begrüßten ihn mit bewundernden Rufen.
„Ihr müsst erschöpft sein“, meinte Teodora, nahm ihn beim Arm und führte ihn von den anderen fort in einen der tiefer im Haus liegenden Räume. „Kommt, ruht Euch aus.“
Aber zuerst gratulierte ihm Antonio noch. „Der Retter Venedigs!“, rief er. „Was soll ich sagen? Vielleicht war es falsch von mir, so rasch an Euch zu zweifeln. Jetzt haben wir zumindest die Chance zu sehen, wo die Trümmer hinfallen …“
„Genug davon“, sagte Teodora. „Kommt, Ezio. Ihr habt schwer gearbeitet, mein Sohn. Ich spüre, dass Euer müder Körper Erquickung und Beistand braucht.“
Ezio begriff schnell, was sie damit meinte, und er spielte mit. „Das stimmt. Mir tut alles dermaßen weh, dass ich reichlich Erquickung und Beistand brauche. Ich hoffe, es wird Euch nicht zu viel.“
„Oh“, grinste Teodora, „ich habe nicht vor, Euch allein Linderung zu verschaffen. Mädchen!“
Eine schnatternde Schar von Kurtisanen schlüpfte an Ezio vorbei in den Raum, in dessen Mitte er ein wahrlich großes Bett sah. Daneben stand ein Ding, das an eine Couch erinnerte, aber mit Flaschenzügen, Gurten und Ketten versehen war. Es sah beinah wie etwas aus, das Leonardos Werkstatt hätte entstammen können. Wozu es jedoch diente, konnte Ezio sich nicht vorstellen.
Er tauschte einen langen Blick mit Teodora, folgte ihr in das Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich.
* * *
Ein paar Tage später stand Ezio auf der Rialtobrücke, erholt und entspannt, und sah zu, wie die Menschen an ihm vorübergingen. Er spielte gerade mit dem Gedanken, vor der ora di pranzo noch irgendwo ein paar Gläser Veneto zu trinken, als er einen Mann erblickte, den er kannte und der auf ihn zueilte. Es war einer von Antonios Boten.
„Ezio, Ezio“, schnaufte der Mann, als er ihn erreichte. „ Ser Antonio wünscht, Euch zu sehen. Es handelt sich um eine wichtige Angelegenheit.“
„Dann lasst uns gleich aufbrechen“, erwiderte Ezio und folgte dem Boten.
Sie trafen Antonio in seinem Büro an, und bei ihm befand sich – zu Ezios Überraschung – Agostino Barbarigo. Antonio stellte sie einander vor.
„Es ist mir eine Ehre, Euch kennenzulernen. Der Tod Eures Bruders tut mir sehr leid.“
Agostino winkte ab. „Ich danke Euch für Euer Mitgefühl, aber um ehrlich zu sein, mein Bruder war ein Narr, und er stand gänzlich unter der Fuchtel der römischen Borgia – möge Venedig vor ihnen verschont bleiben. Zum Glück hat ein gemeinsinniger Mensch diese Gefahr abgewendet, indem er Marco tötete. Und noch dazu auf eine merkwürdig originelle Weise … Es wird natürlich Ermittlungen geben, aber ich persönlich bezweifle, dass sie irgendein brauchbares Ergebnis zutage bringen werden …“
„ Messer Agostino wird in Kürze zum Dogen gewählt werden“, warf Antonio ein. „Das ist eine gute Nachricht für Venedig.“
„Dann war der Rat der Einundvierzig diesmal ja richtig schnell“, meinte Ezio trocken.
„Ich glaube, die Räte haben aus ihren Fehlern gelernt“, entgegnete Agostino mit einem spöttischen Lächeln. „Aber ich möchte nicht nur dem Namen nach Doge sein, wie es mein Bruder war. Und das bringt uns zum Grund meines Besuchs. Unser grässlicher Cousin Silvio hat das Arsenal besetzt, das Militärviertel der Stadt, und zweihundert Söldner dort stationiert!“
„Aber könnt Ihr ihm, wenn Ihr Doge seid, nicht befehlen, sich zurückzuziehen?“, fragte Ezio.
„Das sollte man eigentlich meinen“, erwiderte Agostino. „Aber die Ausschweifungen meines Bruders haben die finanziellen Mittel der Stadt erschöpft, und es wird uns schwerfallen, uns einer entschlossenen Streitmacht, die das Arsenal kontrolliert, zu widersetzen. Und ohne das Arsenal habe ich keine Macht über Venedig, ob ich nun Doge bin oder nicht!“
„Dann“, meinte Ezio, „müssen wir selbst eine entschlossene Streitmacht auf die Beine stellen.“
„Gut gesprochen!“ Antonio strahlte. „Und ich glaube, ich habe genau den richtigen Mann für diese
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