Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
sie vollends außer Kontrolle und kippte krachend um. Der Kutscher wurde auf einen Haufen aus Marmortafeln aller möglicher Größen geschleudert, die von den Steinmetzen herausgeschnitten worden waren, bevor sie ihre Arbeit hier aufgrund von Sprüngen, die das Gestein durchzogen, aufgegeben hatten. Die Pferde gebärdeten sich wie irr. Ezio sprang rechtzeitig ab, landete geduckt, zog sein Schwert und wartete auf Checco, der aus der umgestürzten Kutsche kletterte, das Gesicht vor Anstrengung und Wut verzerrt, aber unverletzt.
„Gebt mir den Apfel, Checco. Das Spiel ist aus.“
„Idiot! Das Spiel ist erst aus, wenn Ihr tot seid!“ Checco schwang das Schwert nach seinem Gegner, und augenblicklich hieben und stachen sie, der Straßenkante gefährlich nahe, aufeinander ein.
„Gebt mir den Apfel, Checco, und ich lass Euch gehen. Ihr habt ja keine Ahnung, was Ihr da in Händen haltet!“
„Ihr werdet ihn nie bekommen. Und wenn mein Herr ihn erst hat, wird er über unvorstellbare Macht gebieten, und Lodovico und ich werden zur Stelle sein, um unseren Anteil daran zu genießen!“
„Lodovico ist tot! Und glaubt Ihr wirklich, Euer Herr wird Euch am Leben lassen, wenn Ihr ihm nicht länger von Nutzen seid? Ihr wisst schon viel zu viel!“
„Ihr habt meinen Bruder getötet? Dann nehmt das – für ihn!“ Checco stürzte sich auf ihn.
Sie standen sich dicht gegenüber, ihre Klingen blitzten, und Checco schlug abermals nach Ezio, doch der Hieb prallte an dessen metallenem Armschutz ab. Die Tatsache, dass sein gut gezielter Hieb keinen Schaden anrichtete, brachte Checco einen Moment lang aus dem Konzept, aber er fing sich rasch wieder und schlug nach Ezios rechtem Arm. Die Klinge drang tief in den Bizeps und zwang Ezio, seine Waffe loszulassen.
Checco stieß einen rauen Triumphschrei aus. Er hielt Ezio die Schwertspitze an die Kehle. „Fleht nicht um Gnade“, sagte er, „denn ich werde Euch keine erweisen.“ Dann holte er zum tödlichen Schlag weit aus. In diesem Augenblick löste Ezio den Doppelklingendolch aus der Vorrichtung an seinem linken Unterarm, schwang blitzschnell herum und rammte Checco die Waffe in die Brust.
Checco stand einen Moment lang stocksteif da und blickte auf das Blut hinab, das auf die weiße Straße tropfte. Er ließ sein Schwert fallen, kippte gegen Ezio und klammerte sich Halt suchend an ihn. Ihre Gesichter waren nur wenige Zoll voneinander entfernt. Checco lächelte. „Dann habt Ihr Eure Beute also wieder“, flüsterte er, während der Lebenssaft immer schneller aus seiner Brust pulsierte.
„War es das wirklich wert?“, fragte Ezio. „All dieses Blutvergießen!“
Der Mann stieß einen Laut aus, der ein glucksendes Lachen sein mochte, vielleicht aber auch ein Husten, denn sein Mund füllte sich mit immer mehr Blut. „Ezio … Ihr wisst, wie schwer es sein wird, etwas derart Wertvolles nicht schon bald wieder zu verlieren.“ Er rang um Atem. „Ich sterbe heute, aber morgen werdet Ihr es sein, der stirbt.“ Und während aller Ausdruck aus seinem Gesicht wich und seine Augen nach hinten rollten, sank er vor Ezios Füßen zu Boden.
„Wir werden sehen, mein Freund“, sagte Ezio zu dem Toten. „Ruht in Frieden.“
Er fühlte sich ausgelaugt. Blut floss aus der Wunde an seinem Arm, aber er zwang sich, zur Kutsche zu gehen, die Pferde zu besänftigen und sie loszuschneiden. Dann durchsuchte er die Kutsche. Schnell hatte er die Teakholzkiste gefunden. Er öffnete sie kurz, um sich zu vergewissern, dass der Inhalt unbeschädigt war, dann klappte er sie wieder zu und klemmte sie sich unter den unverletzten Arm. Sein Blick schweifte durch den Steinbruch zu der Stelle, wo der reglose Kutscher lag. Es war nicht nötig, nachzusehen, ob der Mann tot war; die verkrümmte Haltung, in der er dalag, sagte alles.
Die Pferde hatten sich nicht weit entfernt, und Ezio ging zu ihnen hinüber, wobei er sich fragte, ob er wohl genug Kraft haben würde, um auf eines der Tiere zu steigen und wenigstens ein Stück des Weges zurück nach Forlì zu reiten. Er hoffte, dort alles so vorzufinden, wie er es zurückgelassen hatte, denn seine Jagd nach Checco hatte viel länger gedauert, als er gehofft oder erwartet hatte. Aber er hatte sich nie eingeredet, dass seine Aufgabe einfach sein würde, und nun befand sich der Apfel wieder in der Hand der Assassinen. Die Zeit, die er darauf verwendet hatte, war nicht vergeudet gewesen.
Er besah sich die vier Pferde und entschied sich für das Leittier. Er
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