Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
Raumes her auf sie zu. Über ihrem Blick lag ein Schleier von Traurigkeit, der ihre sexuelle Ausstrahlung noch verstärkte, und Ezio fühlte sich zu allem Überfluss nun auch noch erregt.
Sie reichte ihm ihre schmalgliedrige, mit Edelsteinen geschmückte Hand. „Es ist mir eine Freude, Eure Bekanntschaft zu machen, Messer Auditore.“ Sie musterte ihn. „Annetta spricht nur in den höchsten Tönen von Euch. Und nun verstehe ich auch warum.“
Ezio wurde wider Willen rot und entgegnete: „Ich danke Euch für Eure freundlichen Worte, Madonna …“
„Bitte, nennt mich doch Paola.“
Ezio verneigte sich. „Ich kann meine Dankbarkeit dafür, dass Ihr meine Mutter und Schwester unter Euren Schutz stellt, gar nicht in Worte fassen, Mado… Paola, meine ich.“
„Das war doch das Mindeste, was ich tun konnte.“
„Sind sie hier? Kann ich sie sehen?“
„Sie sind nicht hier – dieser Ort wäre ihnen nicht angemessen, und einige meiner Kunden bekleiden hohe Ämter in der städtischen Regierung.“
„Dann ist dieses Haus also – verzeiht mir – genau das, wofür ich es halte?“
Paola lachte. „Aber natürlich! Aber ich hoffe doch, dass es sich grundlegend unterscheidet von diesen Bordellen unten bei den Docks! Es ist noch zu früh fürs Geschäft, aber wir sind gern allzeit bereit. Schließlich besteht immer die Chance, dass einen Kunden die Lust unversehens auf dem Weg zur Arbeit übermannt. Ihr kommt also gerade zur rechten Zeit.“
„Wo ist meine Mutter? Wo ist Claudia?“
„Sie sind in Sicherheit, Ezio. Aber es wäre zu gefährlich, Euch jetzt zu ihnen zu bringen, und wir dürfen ihre Sicherheit nicht aufs Spiel setzen.“ Paola führte ihn zu einem der Sofas und setzte sich mit ihm. Annetta verschwand derweil tiefer im Haus, um andere Dinge zu erledigen.
„Ich halte es für das Beste“, fuhr Paola fort, „wenn Ihr Florenz so bald wie möglich mit ihnen verlasst. Aber erst einmal müsst Ihr Euch ausruhen. Ihr müsst Kräfte sammeln, denn vor Euch liegt ein langer und anstrengender Weg. Vielleicht würdet Ihr ger…“
„Ihr seid sehr freundlich, Paola“, unterbrach er sie sanft, „und Ihr habt recht mit Eurem Vorschlag. Aber im Augenblick kann ich nicht bleiben.“
„Warum nicht? Wo wollt Ihr hin?“
Während ihres Gesprächs hatte Ezio sich weiter beruhigt, seine rasenden Gedanken kamen zum Stillstand. Endlich war er in der Lage, sein Entsetzen und seine Angst abzuschütteln, denn er hatte eine Entscheidung getroffen und ein Ziel gefunden, und beide waren, das wusste er, unwiderruflich. „Ich werde Uberto Alberti umbringen“, sagte er.
Paola sah ihn besorgt an. „Ich verstehe Euren Wunsch nach Rache, aber der Gonfaloniere ist ein mächtiger Mann, und Ihr seid kein geborener Mörder, Ezio …“
Das Schicksal macht mich zu einem, dachte er, doch laut sagte er so freundlich wie möglich: „Erspart mir diese Lektion.“ Denn er war fest entschlossen, was seine Mission anging.
Paola überging seine Worte und brachte ihren Satz zu Ende: „… aber ich kann Euch zu einem machen.“
Ezio rang seinen Argwohn nieder. „Und warum solltet Ihr mir beibringen wollen, wie man tötet?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich will Euch beibringen, wie man überlebt.“
„Ich bin nicht sicher, ob ich dabei Eure Hilfe brauche.“
Sie lächelte. „Ich weiß, wie Ihr Euch fühlt, aber erlaubt mir bitte, Euren Begabungen, die Ihr gewiss von Natur aus besitzt, den letzten Schliff zu verleihen. Betrachtet meine Lehre als zusätzliche Waffe in Eurem Arsenal.“
* * *
Sie begann noch am selben Tag mit seiner Ausbildung, wobei sie jene Mädchen, die dienstfrei hatten, und auch vertrauenswürdige Hausdiener zur Hilfe nahm. In dem von hohen Mauern umschlossenen Garten hinter dem Haus teilte sie zwanzig ihrer Leute in fünf Gruppen zu je vier Personen ein. Dann liefen sie im Garten umher, kreuz und quer durcheinander, plauderten und lachten, einige der Mädchen warfen Ezio anzügliche Blicke zu und lächelten. Doch Ezio, der seinen kostbaren Beutel immer noch bei sich trug, ließ sich von ihnen nicht betören.
„Unauffälligkeit“, sagte Paola zu ihm, „ist in meinem Beruf das A und O. Wir müssen in der Lage sein, uns auf den Straßen frei zu bewegen – sichtbar, aber ohne aufzufallen. Auch Ihr müsst lernen, Euch so unters Volk zu mischen wie wir und mit ihm zu verschmelzen.“ Ezio wollte widersprechen, aber sie hob die Hand. „Ich weiß! Annetta hat mir gesagt, dass Ihr Euch schon nicht
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