Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
packte den Mann mit der anderen an der Kehle. Ezios Reaktion war viel schneller erfolgt, als der Gardist erwartet hatte, und ehe er die Arme heben konnte, um sich zu verteidigen, verstärkte Ezio seinen Griff sowohl um die Kehle des Mannes als auch um den Schwertgriff, durchbohrte den Gardisten mit einer fließenden Bewegung und führte im Zurückziehen der Klinge noch einen Schnitt aus, sodass die Eingeweide des Mannes unter seinem Gewand hervor aufs Pflaster klatschten. Er stieß den Leichnam beiseite, wandte sich dem Podium zu und fixierte Alberti mit flammendem Blick. „Dafür werde ich Euch töten!“, schrie er voller Hass und Wut.
Aber es kamen weitere Wachen auf ihn zu. Ezio, in dem nun der Überlebenswille die Oberhand gewann, rannte davon und wollte in die relative Sicherheit der engen Straßen jenseits des Platzes eintauchen. Zu seinem Schrecken sah er jedoch zwei weitere Gardisten, die ihm den Weg abschneiden wollten.
Am Rande der Piazza trafen sie aufeinander. Die beiden Wachen standen ihm gegenüber, verwehrten ihm den Rückzug, während die anderen sich ihm von hinten näherten. Ezio ging die beiden, die vor ihm standen, entschlossen an. Dann prellte ihm eine unglückliche Parade das Schwert aus der Hand. Ezio fürchtete, sein Ende sei gekommen, drehte sich um und wollte vor seinen Angreifern fliehen – aber noch bevor er den ersten Schritt tun konnte, geschah etwas Erstaunliches. Aus der schmalen Straße, die er anvisiert hatte und von der er nur ein paar Fuß entfernt war, tauchte ein nachlässig gekleideter Mann auf. Blitzschnell trat er hinter die beiden Wachen, stieß ihnen einen langen Dolch unter die Achseln ihrer Schwertarme und zerschnitt die Sehnen, sodass sie Arm und Waffe nicht mehr heben konnten. Dabei war der Mann so schnell, dass seine Bewegungen kaum zu verfolgen waren, als er Ezios zu Boden gefallenes Schwert aufhob und ihm zuwarf. Da erkannte Ezio ihn, und wieder roch er den Gestank von Zwiebeln und Knoblauch. Doch in diesem Augenblick hätten selbst Damaszenerrosen nicht süßer duften können.
„Verschwindet von hier“, sagte der Mann, und dann war auch er schon wieder fort. Ezio stürmte die Straße entlang und bog in Gassen und Durchlässe ab, die er von seinen nächtlichen Ausflügen mit Federico kannte. Das Gezeter und Geschrei hinter ihm verebbte. Ezio erreichte den Fluss und fand Unterschlupf in einer leer stehenden Wachhütte hinter einem der Lagerhäuser, die Cristinas Vater gehörten.
In dieser Stunde hörte Ezio auf, ein Junge zu sein, und wurde zum Mann. Das Gewicht der Verantwortung, dieses furchtbare Unrecht zu rächen und richtigzustellen, fiel auf seine Schultern wie ein schwerer Umhang.
Er ließ sich auf einem Haufen leerer Säcke nieder und spürte, wie er am ganzen Leib zu zittern begann. Seine Welt war in Stücke gerissen worden. Sein Vater … Federico … und, lieber Gott, nein, der kleine Petruccio … alle nicht mehr da, alle tot, alle ermordet. Den Kopf in die Hände gestützt, brach Ezio zusammen; Trauer, Angst und Hass überwältigten ihn. Erst nach Stunden konnte er die Hände wieder vom Gesicht nehmen – seine Augen waren rot geädert und von unerbittlicher Rachsucht erfüllt. In diesem Moment wusste Ezio, dass sein früheres Leben vorbei war – Ezio, den Jungen, gab es nicht mehr. Von nun an hatte sein Leben nur noch ein Ziel, einen einzigen Zweck – Vergeltung.
* * *
Später am Tag – und wohl wissend, dass die Garde gewiss noch nach ihm suchte – stahl er sich durch Gassen und Hinterhöfe zur Villa der Familie Cristinas. Er wollte sie nicht in Gefahr bringen, aber er brauchte seinen Beutel mit all den wertvollen Dingen darin. Er wartete in einem dunklen Alkoven, der nach Urin stank, und rührte sich nicht einmal, als Ratten um seine Füße huschten, bis ein Licht hinter Cristinas Fenster ihm verriet, dass sie sich für die Nacht zurückgezogen hatte.
„Ezio!“, entfuhr es ihr, als sie ihn auf ihrem Balkon sah. „Gott sei Dank, du lebst!“ Erleichterung entspannte ihre Züge – aber sie hielt sich nur kurz und wich rasch der Trauer. „Dein Vater, deine Brüder …“ Sie konnte den Satz nicht zu Ende bringen. Ihr Kopf sank vornüber.
Ezio nahm sie in die Arme, und minutenlang standen sie da und hielten einander einfach nur fest.
Schließlich löste sie sich von ihm. „Du musst verrückt sein! Was tust du denn noch in Florenz?“
„Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen“, erwiderte er grimmig. „Aber ich kann nicht lange
Weitere Kostenlose Bücher