Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
erste?“, fragte Ezio.
„Wie könnte ich die je vergessen?“ Der Künstler blickte auf die Seite. „Das ist im höchsten Maße aufregend! Darf ich?“
„Natürlich.“
Leonardo studierte die Seite gründlich und fuhr dabei mit den Fingern über das Pergament. Dann nahm er Papier und Stifte zur Hand und machte sich daran, die Worte und Symbole zu kopieren. Daraufhin eilte er hin und her, zog Bücher und Manuskripte zurate, ganz in sein Tun versunken. Ezio beobachtete ihn ebenso dankbar wie geduldig.
„Das ist interessant“, sagte Leonardo. „Wir haben es hier mit völlig fremden Sprachen zu tun, zumindest ich kenne sie nicht, aber sie ergeben eine Art Muster. Hmmm. Ja, hier steht eine Anmerkung in Aramäisch, die ein wenig Licht in die Sache bringt.“ Er schaute auf. „Wenn man diese Seite im Zusammenhang mit der anderen betrachtet, könnte man fast glauben, sie wären Teil einer Anleitung – einerseits jedenfalls –, eine Anleitung für verschiedene Arten zu morden. Aber es verbirgt sich natürlich noch viel mehr dahinter als nur das, auch wenn ich keine Ahnung habe, was. Ich weiß nur, dass wir allenfalls an der Oberfläche dessen kratzen, was hinter dem Ganzen steckt. Wir bräuchten den kompletten Kodex, aber Ihr wisst nicht, wo die anderen Seiten zu finden sind?“
„Nein.“
„Oder wie viele Seiten der Kodex insgesamt umfasst?“
„Es ist möglich … dass das jemand weiß.“
„Aha!“, sagte Leonardo. „Geheimnisse! Nun, die respektiere ich.“ Aber dann erregte etwas anderes sein Augenmerk. „Seht Euch das an!“
Ezio schaute über seine Schulter, konnte aber nichts erkennen außer einer Reihe dicht beieinanderstehender, keilförmiger Symbole. „Was ist das?“
„Ich bin mir nicht ganz sicher, aber wenn ich recht habe, dann enthält dieser Abschnitt eine Formel für ein Metall oder eine Legierung, die uns nicht bekannt ist – und die daher logischerweise gar nicht existieren dürfte!“
„Gibt es sonst noch etwas?“
„Ja. Diese Stelle war am leichtesten zu entschlüsseln. Es handelt sich im Grunde genommen um den Bauplan für eine weitere Waffe, die jene ergänzt, die Ihr bereits Euer eigen nennt. Allerdings müssen wir diese zweite Waffe ganz neu bauen.“
„Was ist das für eine Waffe?“
„Eigentlich eine sehr einfache. Es handelt sich um eine Metallplatte, die in einem ledernen Armschutz steckt. Ihr würdet sie um den linken Unterarm tragen – oder um den rechten, wenn Ihr Linkshänder wärt, so wie ich – und benutzen, um Schwert- oder sogar Axthiebe abzuwehren. Das Außergewöhnliche daran ist, dass das Metall, das wir erst schmieden müssten, natürlich sehr widerstandsfähig, aber auch unfassbar leicht ist. Integriert ist außerdem ein Dolch mit zwei Klingen, federgetrieben wie der andere.“
„Könnt Ihr diese Waffe bauen?“
„Ja, aber das wird etwas Zeit in Anspruch nehmen.“
„An Zeit fehlt es mir.“
Leonardo überlegte. „Ich glaube, ich habe alles hier, was ich dazu brauche, und meine Männer müssten in der Lage sein, dieses Metall zu schmieden.“ Er dachte kurz nach, seine Lippen bewegten sich stumm, als er im Kopf Berechnungen anstellte. „Es wird zwei Tage dauern“, erklärte er. „Kommt in zwei Tagen wieder zu mir, und dann wollen wir sehen, ob die Waffe funktioniert!“
Ezio verneigte sich. „Leonardo, ich bin Euch zutiefst dankbar. Und ich kann Euch bezahlen.“
„Ich bin Euch dankbar. Dieser Kodex erweitert mein Wissen – ich hielt mich selbst für einen Erfinder, aber auf diesen alten Seiten finde ich vieles, was mich verblüfft.“ Er lächelte und sagte dann leise und fast wie zu sich selbst: „Und Ihr, Ezio, könnt Euch gar nicht vorstellen, wie tief ich in Eurer Schuld stehe dafür, dass Ihr sie mir zeigt. Bringt mir alle, die Ihr noch findet – wo sie herkommen, ist Eure Sache. Ich bin nur an ihrem Inhalt interessiert und daran, dass niemand außer Euren engsten Vertrauten und mir davon erfährt. Mehr verlange ich nicht als Lohn.“
„Dieses Versprechen kann ich Euch geben.“
„ Grazie! Dann bis Freitag – bei Sonnenuntergang?“
„Bis Freitag.“
* * *
Leonardo und seine Assistenten erfüllten ihren Auftrag zu Ezios vollster Zufriedenheit. Die neue Waffe, obschon sie in erster Linie zur Verteidigung diente, war außerordentlich nützlich. Leonardos jüngere Helfer griffen Ezio zum Schein an, benutzten aber echte Waffen, darunter auch Zweihänder und Streitäxte, doch der Armschutz, so wenig er auch wog und so
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