Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
Euch zu belohnen. Aber gebt mir erst Gelegenheit, mich zu säubern und Euch auf etwas zu trinken einzuladen. Es gibt da an der Via Fiordaliso eine kleine Spielbank …“
„Moment mal“, sagte Ezio, der jetzt sah, wie Cristina und ihre Begleiter näher kamen.
„Was ist?“
„Spielt Ihr oft?“
„Warum denn nicht? Es ist der beste Zeitvertreib, den ich kenne, und …“
„Liebt Ihr sie?“, fiel Ezio ihm ins Wort.
„Was meint Ihr damit?“
„Eure fidanzata , Cristina – liebt Ihr sie?“
Die plötzliche Heftigkeit seines Retters erschreckte Manfredo. „Natürlich liebe ich sie – wobei ich nicht weiß, was Euch das angeht. Aber Ihr könnt mich jetzt und hier umbringen, und ich würde sie noch im Sterben lieben.“
Ezio zögerte. Es klang, als sage der Mann die Wahrheit. „Dann hört zu – Ihr werdet nie wieder spielen. Habt Ihr mich verstanden?“
„Ja!“ Manfredo hatte Angst.
„Schwört es!“
„Ich schwöre es!“
„Ihr wisst gar nicht, wie glücklich Ihr Euch schätzen könnt. Ich möchte, dass Ihr mir versprecht, ihr ein guter Ehemann zu sein. Wenn ich erfahre, dass Ihr das nicht seid, dann werde ich Euch persönlich aufsuchen und umbringen.“
Manfredo sah, dass sein Retter jedes Wort so meinte, wie er es sagte. Er blickte ihm in die kalten grauen Augen, und in seiner Erinnerung rührte sich etwas. „Kenne ich Euch?“, fragte er. „Ihr habt irgendetwas an Euch … Ihr kommt mir bekannt vor.“
„Wir sind uns noch nie begegnet“, erwiderte Ezio. „Und wir brauchen uns nie mehr zu begegnen, es sei denn …“ Er ließ den Rest unausgesprochen. Cristina wartete am Ende der Brücke mit gesenktem Blick. „Geht zu ihr und haltet Euer Versprechen.“
„Das werde ich.“ Manfredo zögerte. „Ich liebe sie wirklich, glaubt mir. Vielleicht habe ich heute ja wirklich etwas gelernt. Und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um sie glücklich zu machen. Man braucht mir nicht mit dem Tod zu drohen, um mich zu diesem Versprechen zu bewegen.“
„Das hoffe ich. Und nun geht!“
Ezio sah Manfredo kurz nach, als dieser das Ufer erklomm, und spürte, wie sein Blick von Cristina unwiderstehlich angezogen wurde. Ihrer beider Augen begegneten sich für einen Moment, und er hob zum Abschied die Hand, ein wenig nur. Dann drehte er sich um und ging davon. Seit dem Tod seines Vaters und seiner Brüder war ihm das Herz nicht mehr so schwer gewesen.
Auch am Samstagabend blies er noch Trübsal. In den dunkelsten Stunden schien es ihm, als habe er alles verloren – Vater, Brüder, sein Zuhause, seinen Stand, seine Karriere … und nun auch noch die Frau, die er liebte! Doch dann erinnerte er sich daran, wie freundlich Mario zu ihm gewesen war, an den Schutz, den sein Onkel ihm gewährt hatte, und er dachte an seine Mutter und seine Schwester, die er hatte retten und schützen können. Und was Zukunft und Karriere anging, nun, beides lag noch vor ihm – nur verliefen sie jetzt in eine ganz andere Richtung, als er es sich einst vorgestellt hatte. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen, und vor Gram über Cristina zu vergehen, würde ihm nicht helfen, diese Aufgabe zu erledigen. Es würde ihm nie gelingen, sie aus seinem Herzen zu verbannen, aber er musste die einsame Bestimmung, die das Schicksal ihm auferlegt hatte, akzeptieren. Vielleicht war dies der Weg, den ein Assassine beschreiten musste … Vielleicht war es das, was mit dem Befolgen des Kredos unweigerlich einherging …
In düsterer Stimmung machte er sich auf den Weg zur Mercato Vecchio. Die meisten Leute, die er kannte, mieden diese Gegend, und er selbst war nur einziges Mal dort gewesen. Der alte Marktplatz war schmutzig und verwahrlost, genau wie die Gebäude und Straßen, die ihn umgaben. Es waren ein paar Leute unterwegs, aber sie unternahmen keinen gemütlichen Abendspaziergang. Diese Menschen liefen mit gesenktem Kopf schnurstracks auf ihr Ziel zu und verschwendeten keine Zeit. Ezio hatte darauf geachtet, sich schlicht zu kleiden, und er trug auch kein Schwert. Nur seinen neuen Armschutz und den Springdolch hatte er angelegt, für alle Fälle. Trotzdem war ihm klar, dass er aus der Menge ringsum herausstach, und er blieb auf der Hut.
Er fragte sich, wohin er sich als Nächstes wenden sollte und spielte mit dem Gedanken, die heruntergekommene Schenke in einer Ecke des Platzes aufzusuchen, um sich dort unauffällig nach dem Fuchs zu erkundigen, als plötzlich ein schlanker junger Mann wie aus dem Nichts auftauchte und ihn
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