Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
anrempelte.
„Scusi, signore“, sagte der junge Mann höflich lächelnd und ging rasch an ihm vorbei. Ezio griff instinktiv mit der Hand an seinen Gürtel. Seine kostbare Habe hatte er sicher verwahrt in seiner Unterkunft zurückgelassen, nur in der Gürtelbörse hatte er ein paar Gulden mitgenommen, und diese Börse war jetzt verschwunden. Er fuhr herum und sah, wie der junge Mann auf eine der schmalen Straßen zuhielt, die von der Piazza abgingen, und jagte ihm nach. Als der Dieb ihn entdeckte, verdoppelte er sein Tempo, aber Ezio verlor ihn nicht aus den Augen und rannte ihm hinterher, holte ihn schließlich ein und packte den Kerl am Kragen, als dieser ein hohes, unscheinbares Mietshaus an der Via Sant’ Angelo betreten wollte.
„Gib mir mein Geld zurück“, knurrte Ezio.
„Ich weiß nicht, wovon Ihr redet“, erwiderte der Dieb, aber in seinen Augen flackerte Angst.
Ezio, der drauf und dran gewesen war, den Dolch hervorschnellen zu lassen, bezähmte seine Wut. Plötzlich kam ihm nämlich in den Sinn, dass der Mann ihm vielleicht weiterhelfen konnte. „Ich möchte dir nicht wehtun, mein Freund“, sagte er. „Gib mir einfach meine Börse wieder, und damit ist der Fall erledigt.“
Nach einem kurzen Zögern brummte der junge Mann: „Ihr habt gewonnen.“ Dann griff er nach dem Beutel, den er an der Hüfte trug.
„Nur eines noch“, sagte Ezio.
Der Mann reagierte argwöhnisch. „Was?“
„Weißt du, wo ich einen Mann finden kann, der sich La Volpe nennt?“
Jetzt wirkte der Mann zutiefst verängstigt. „Nie von ihm gehört. Hier, nehmt Euer Geld, signore, und lasst mich in Ruhe!“
„Nicht, bevor Ihr mir sagt, was ich wissen will.“
„Wartet“, sagte da eine tiefe, raue Stimme hinter ihm. „Vielleicht kann ich Euch helfen.“
Ezio drehte sich um und sah sich einem breitschultrigen Mann gegenüber, der so groß wie er selbst, aber zehn oder fünfzehn Jahre älter war. Er trug eine Kapuze, die Ezios eigener ähnelte und sein Gesicht zum Teil verhüllte, aber darunter machte Ezio zwei durchdringende veilchenblaue Augen aus, in denen eine merkwürdige Kraft leuchtete, die ihn zu durchbohren schien.
„Bitte, lasst meinen Freund gehen“, sagte der Mann. „Ich werde an seiner Stelle antworten.“ Zu dem jungen Dieb sagte er: „Gib dem Herrn sein Geld, Corradin, und dann verzieh dich. Wir unterhalten uns später.“ Er sprach mit solcher Autorität, dass Ezio seinen Griff löste. Sofort drückte Corradin ihm seine Börse in die Hand, und dann war er auch schon im Haus verschwunden.
„Wer seid Ihr?“, fragte Ezio.
Der Mann lächelte träge. „Ich heiße Gilberto, aber man belegt mich mit vielen Namen: Mörder zum Beispiel und tagliagole . Aber für meine Freunde bin ich einfach nur der Fuchs.“ Er verneigte sich leicht, ohne Ezio aus dem Bann seiner durchdringenden Augen zu entlassen. „Und ich stehe Euch zu Diensten, Messer Auditore. Ich habe Euch erwartet.“
„Woher … woher wisst Ihr meinen Namen?“
„Es ist mein Geschäft, alles in dieser Stadt zu wissen. Und ich denke, ich weiß, warum Ihr glaubt, ich könnte Euch helfen.“
„Mein Onkel nannte mir Euren Namen …“
Der Fuchs lächelte abermals, sagte jedoch nichts.
„Ich muss jemanden finden – um ihm einen Schritt voraus zu sein, wenn ich kann.“
„Wen sucht Ihr?“
„Francesco de’ Pazzi.“
„So seid Ihr also auf Großwildjagd, ich verstehe.“ Die Miene des Fuchses war ernst. „Vielleicht kann ich Euch helfen.“ Er überlegte schweigend. „Ich habe gehört, dass am Hafen kürzlich ein paar Leute aus Rom an Land gingen. Sie sind hier, um an einem Treffen teilzunehmen, von dem sonst niemand etwas erfahren soll, aber sie kennen mich nicht, und noch weniger wissen sie, dass ich Aug’ und Ohr dieser Stadt bin. Der Gastgeber dieser Zusammenkunft ist der Mann, den Ihr sucht.“
„Wann findet das Treffen statt?“
„Heute Abend!“ Der Fuchs lächelte von neuem. „Keine Sorge, Ezio – das hat mit Schicksal nichts zu tun. Ich hätte jemanden geschickt, um Euch zu holen, wenn Ihr mich nicht selbst gefunden hättet, aber es hat mir Spaß gemacht, Euch auf die Probe zu stellen. Nur sehr wenige, die mich suchen, finden mich auch.“
„Das heißt, Ihr habt mir mit Corradin eine Falle gestellt?“
„Entschuldigt meinen Hang zur Theatralik. Aber ich musste auch sicher sein, dass Ihr nicht verfolgt werdet. Corradin ist ein junger Mann, und es war auch für ihn eine Art Prüfung. Ich mag Euch mit ihm eine
Weitere Kostenlose Bücher