Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
herankommt. Trotzdem ist es gut, auch auf das Arsenal des Papstes Zugriff zu haben – denn ich gehe davon aus, dass es ein paar Kleinigkeiten zu erledigen geben wird, wenn die Gebrüder Medici nicht mehr unter uns weilen.“ Er hob die Hand und machte über seinen Mitverschwörern das Kreuzzeichen. „ Dominus vobiscum, meine Herren“, sagte er. „Und möge der Vater der Erkenntnis uns leiten.“ Er sah sich um. „Nun, ich glaube, damit wäre alles geklärt. Verzeiht mir, wenn ich Euch jetzt verlasse. Es gibt noch einige Dinge, um die ich mich kümmern muss, bevor ich nach Rom zurückkehre, und ich will noch vor Sonnenaufgang aufbrechen. Schließlich möchte ich nicht in Florenz gesehen werden an dem Tag, da das Haus der Medici zu Staub zerfällt.“
Ezio wartete im Dunkeln an eine Wand gedrückt, bis die sechs Männer gegangen waren und ihn in der Schwärze zurückließen. Erst als er völlig sicher war, dass er ganz allein war, holte er seine eigene Laterne hervor und entzündete ihren Docht.
Er ging den Weg zurück, den er gekommen war. Der Fuchs wartete in der düsteren Ruccellai-Kapelle. Ezio erzählte ihm, was er gehört hatte.
„Sie wollen Lorenzo und Giuliano de’ Medici morgen früh während des Hochamts in der Kathedrale ermorden?“, sagte der Fuchs, als Ezio geendet hatte, und Ezio sah, dass dem Mann beinah die Worte fehlten. „Das ist ein Sakrileg! Und schlimmer noch – wenn Florenz den Pazzis in die Hände fällt, dann gnade uns Gott!“
Ezio dachte nach. „Könnt Ihr mir für morgen einen Platz in der Kathedrale besorgen?“, fragte er. „In der Nähe des Altars und der Medici?“
Der Fuchs sah ihn ernst an. „Das wird schwierig, aber es dürfte nicht unmöglich sein.“ Er musterte den jungen Mann. „Ich weiß, was Ihr denkt, Ezio, aber das ist etwas, das Ihr auf keinen Fall allein bewerkstelligen könnt.“
„Ich kann es versuchen, und ich habe den Vorteil der Überraschung auf meiner Seite. Und mehr als ein fremdes Gesicht unter den aristocrazia in den vorderen Reihen könnte das Misstrauen der Pazzis erregen. Ihr müsst nur dafür sorgen, dass ich hineinkomme, Gilberto.“
„Nennt mich den Fuchs“, erwiderte Gilberto. Dann grinste er. „Nur Füchse sind annähernd so listig wie ich.“ Er hielt inne. „Wartet eine halbe Stunde vor dem Hochamt am Dom auf mich.“ Er sah Ezio mit neu gewonnenem Respekt an. „Ich werde Euch helfen, wenn ich kann, Messer Ezio. Euer Vater wäre stolz auf Euch gewesen.“
9
Am nächsten Morgen – es war Sonntag, der 26.April – stand Ezio noch vor Einsetzen der Dämmerung auf und machte sich auf den Weg zur Kathedrale. Es waren nur sehr wenige Menschen unterwegs, ein paar Mönche und Nonnen gingen zur Gebetsstunde. Ezio wollte möglichst unbemerkt bleiben, darum nahm er den beschwerlichen Aufstieg auf den Kampanile in Kauf und sah von dessen Spitze aus zu, wie die Sonne über der Stadt aufging. Unter ihm begann sich der Platz nach und nach mit Bürgern jeder Couleur zu füllen, Familien und Ehepaare, Kaufleute und Adlige, alle erpicht darauf, dem heutigen Hauptgottesdienst beizuwohnen, würden ihn doch der Herzog und sein jüngerer Bruder höchstpersönlich mit ihrer Anwesenheit beehren. Ezio besah sich die Menschen dort unten ganz genau, und als er den Fuchs vor der Treppe der Kathedrale entdeckte, kletterte er behände wie ein Affe an der Turmseite, die am wenigsten einsehbar war, nach unten, um sich zu ihm zu gesellen. Auf dem Weg zu Gilberto achtete er darauf, den Kopf gesenkt zu halten, so gut es ging mit der Menge zu verschmelzen und seine Mitbürger als Deckung zu nutzen. Er hatte seine besten Kleider angezogen und trug keine Waffe zur Schau, obgleich viele der anderen Männer, Kaufleute und Bankiers vor allem, sich mit Schwertern am Gürtel schmückten. Ezio konnte der Versuchung, nach Cristina Ausschau zu halten, nicht widerstehen, allerdings sah er sie nicht.
„Da seid Ihr ja“, begrüßte ihn der Fuchs, als Ezio zu ihm trat. „Es ist alles arrangiert, in der dritten Reihe ist ein Platz am Gang für Euch reserviert.“ Während er sprach, teilte sich die Menge auf der Treppe, und eine Gruppe von Herolden hob Trompeten an die Lippen und blies eine Fanfare. „Sie kommen“, sagte der Fuchs.
Von der Seite der Taufkirche her betrat Lorenzo de Medici als Erster den Platz. An seiner Seite war seine Frau Clarice mit der kleinen Lucrezia, ihrer ältesten Tochter, an der Hand, während der fünfjährige Piero stolz zur Rechten
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