Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
um sich ihnen entgegenzustellen, aber sie waren erschöpft, und, wie Ezio sah, in der Unterzahl.
Er wandte sich wieder an den Toten. „Nun, Francesco“, sagte er, „ich glaube, ich habe eine Möglichkeit gefunden, wie du deine Schuld selbst jetzt noch abtragen kannst.“ Rasch griff er dem Leichnam unter die Schultern, hievte ihn hoch – er war erstaunlich leicht – und trug ihn auf den Balkon hinaus. Hier fand er eine Leine, an der eine Fahne hing und die er jetzt benutzte, um sie dem alten Mann um den schlaffen Hals zu schlingen. Schnell befestigte er das andere Ende an einem massiven Steinpfeiler, dann wuchtete er den Leichnam mit aller Kraft in die Höhe und stieß ihn über die Balustrade. Das Seil rollte sich ab, spannte sich dann aber mit einem vernehmlichen Ruck. Francesco lebloser Körper baumelte tief unterhalb des Balkons über dem Boden.
Ezio versteckte sich hinter der Säule. „Jacopo!“ rief er mit dröhnender Stimme. „Jacopo de’ Pazzi! Sieh hin! Dein Anführer ist tot! Eure Sache ist vorbei!“
Er sah, wie Jacopo nach oben blickte und zögerte. Hinter ihm zauderten auch seine Männer. Die Medici-Gardisten folgten seinem Blick und stürmten, nun jubelnd, auf die Angreifer zu. Doch die Pazzis hatten ihren Angriff bereits abgebrochen – und flohen.
* * *
Binnen weniger Tage war alles vorbei. Die Macht der Pazzis in Florenz war gebrochen. Ihre Güter und Besitztümer wurden beschlagnahmt, ihre Wappen abgerissen und in den Staub getreten. Trotz Lorenzos Aufruf zur Gnade machte der Florentiner Mob Jagd auf sämtliche Sympathisanten der Pazzis, bis sie alle zur Strecke gebracht waren; lediglich ein paar der Hauptpersonen waren entwischt. Nur einer, der festgenommen wurde, erfuhr Milde – Raffaele Riario, ein Neffe des Papstes, den Lorenzo für zu leichtgläubig und aufrichtig hielt, als dass er ernstlich in die Angelegenheit verstrickt sein konnte, wenn auch viele Berater des Herzogs meinten, er beweise mit dieser Entscheidung eher Menschlichkeit als politisches Geschick.
Sixtus IV. war dennoch außer sich und belegte Florenz mit einem Interdikt; abgesehen davon war er aber machtlos, und die Florentiner taten ihn mit einem Achselzucken ab.
Ezio war einer der Ersten, die zum Herzog gerufen wurden. Als er eintraf, stand Lorenzo auf einem Balkon, von dem aus er auf den Arno blickte. Seine Wunden waren noch verbunden, aber sie heilten, und die Blässe war aus seinen Wangen gewichen. Er stand stolz und hoch aufgerichtet da und war ganz der Mann, der den Beinamen, den Florenz ihm verliehen hatte, auch verdiente – Il Magnifico .
Nachdem sie einander begrüßt hatten, wies Lorenzo auf den Fluss. „Als ich sechs Jahre alt war, Ezio, fiel ich in den Arno. Rasch wurde ich nach unten und in die Dunkelheit gezogen, und ich war überzeugt, dass mein Leben vorbei sei. Stattdessen erwachte ich vom Schluchzen meiner Mutter. Neben ihr stand ein Fremder, tropfnass und lächelnd. Meine Mutter sagte mir, er habe mich gerettet. Der Name dieses Fremden war Auditore. Und damit begann eine lange und gedeihliche Beziehung zwischen unseren Familien.“ Er drehte den Kopf und sah Ezio ernst an. „Es tut mir leid, dass ich Eure Verwandten nicht retten konnte.“
Ezio fiel es nicht leicht, Worte zu finden. Die kalte Welt der Politik, in der die Grenzen zwischen richtig und falsch nur allzu oft verschwammen, war eine, die er zwar verstand, aber ablehnte. „Ich weiß, dass Ihr sie gerettet hättet, wenn es in Eurer Macht gestanden hätte“, sagte er.
„Wenigstens das Haus Eurer Familie ist sicher und steht unter dem Schutz der Stadt. Ich habe Eurer alten Haushälterin Annetta die Verantwortung dafür übertragen, und es wird auf meine Kosten mit Personal besetzt und bewacht. Was auch geschieht, es wird Euch zur Verfügung stehen, wann immer Ihr dorthin zurückkehren wollt.“
„Ihr seid sehr großzügig, Altezza .“ Ezio schwieg für einen Moment. Er dachte an Cristina. Vielleicht war es noch nicht zu spät, sie davon zu überzeugen, ihre Verlobung zu lösen und stattdessen ihn zu heiraten und ihm zu helfen, die Familie Auditore wieder zum Leben zu erwecken? Aber zwei kurze Jahre hatten ihn bis zur Unkenntlichkeit verändert, und er hatte jetzt eine andere Lebensaufgabe – er war dem Credo verpflichtet.
„Wir haben einen großen Sieg errungen“, sagte er schließlich. „Aber der Krieg ist noch nicht vorbei. Viele unserer Feinde sind entkommen.“
„Aber Florenz ist sicher. Papst Sixtus wollte Neapel
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