Assassin's Creed: Renaissance - Der offizielle Roman zum Videogamebestseller Assassin’s Creed 2 (German Edition)
mehr als nur in der Lage bist, auf dich selbst aufzupassen.“
„Danke, Onkel!“
„Nicht so schnell, Ezio! Ich gewähre dir diesen Aufbruch nur unter einer Bedingung.“
„Und die wäre?“
„Dass du deine Abreise noch um eine Woche hinausschiebst.“
„Eine Woche ?“
„Wenn du allein losziehen willst, ohne Rückendeckung, wirst du mehr als nur diese Kodex-Waffen brauchen, um zurechtzukommen. Du bist jetzt ein Mann und ein tapferer Kämpfer für die Sache der Assassinen. Aber dein Ruf wird die Templer nur noch mehr nach deinem Blut dürsten lassen, und ich weiß, dass es dir immer noch an einigen Fähigkeiten mangelt.“
Ezio schüttelte ungeduldig den Kopf. „Nein, Onkel, tut mir leid, aber eine ganze Woche …?“
Marios Miene verdüsterte sich, aber er hob die Stimme nur ganz leicht. Was jedoch genügte. „Ich habe viel Gutes über dich gehört, Ezio, aber auch weniger Gutes. Du hast die Beherrschung verloren, als du Francesco getötet hast. Und du hast zugelassen, dass deine Gefühle für Cristina dich von deinem Weg abzubringen drohten. Deine Pflicht gilt jetzt allein dem Credo, denn erfüllst du sie nicht, wird es vielleicht keine Welt mehr geben, an der du dich erfreuen kannst.“ Er richtete sich auf. „Ich spreche für deinen Vater, wenn ich dir Gehorsam befehle.“
Ezio hatte beobachtet, wie sein Onkel mit jedem Satz regelrecht zu wachsen schien. Und so schmerzhaft es auch war, sich das einzugestehen, Ezio erkannte die Wahrheit in dem, was Mario angesprochen hatte. Verbittert senkte er den Kopf.
„Gut“, sagte Mario, nun wieder freundlicher. „Und du wirst mir dafür danken. Deine neue Kampfausbildung beginnt morgen früh. Und vergiss nicht, Vorbereitung ist alles!“
* * *
Eine Woche später ritt Ezio, bewaffnet und gewappnet, gen San Gimignano. Mario hatte ihm geraten, mit einer der Patrouillen Kontakt aufzunehmen, die er in Sichtweite der Stadt postiert hatte, um über das dortige Kommen und Gehen informiert zu sein, und so verbrachte Ezio die erste Nacht nach seinem Aufbruch aus Monteriggioni in einem dieser Lager.
Der befehlshabende Offizier, ein harter, vom Kampf zernarbter Mann von fünfundzwanzig Jahren, der Gambalto hieß, gab ihm einen Kanten Brot mit Pecorino und einen Humpen schweren Vernaccias, und während Ezio aß und trank, hörte er sich an, was der Mann zu berichten hatte.
„Es ist ein Jammer, dass Antonio Maffei Volterra je verlassen hat. Der Kerl ist besessen von der Idee, Herzog Lorenzo hätte seiner Heimatstadt den Untergang beschert, dabei hat er sie doch nur unter die Fittiche von Florenz genommen. Und jetzt ist Maffei vollends übergeschnappt. Er hat sich oben im Turm der Kathedrale eingenistet, umgeben von Pazzi-Armbrustschützen, und jeden Tag lässt er Worte aus der Heiligen Schrift und Pfeile gleichermaßen auf die Leute niedergehen. Weiß Gott, was er im Sinn hat – ob er die Bürger mit seinen Predigten für seine Sache gewinnen oder mit seinen Pfeilen umbringen will. Die Einwohner von San Gimignano hassen ihn, aber solange er seine Schreckensherrschaft weiterführt, ist die Stadt machtlos gegen ihn.“
„Dann muss er also ausgeschaltet werden.“
„Nun, das würde die Machtposition der Pazzis in der Stadt auf jeden Fall schwächen.“
„Wie gut ist ihre Verteidigung?“
„Jede Menge Männer auf den Wachtürmen und an den Toren. Aber bei Tagesanbruch findet die Wachablösung statt. Dann könnte es einem Mann wie Euch gelingen, über die Mauer und ungesehen in die Stadt zu gelangen.“
Ezio überlegte, ob dies ihn von seiner eigenen Mission, der Jagd auf Jacopo, ablenken würde. Doch kam er zu dem Schluss, dass er auch die größeren Zusammenhänge bedenken musste – dieser Maffei war ein Unterstützer der Pazzi, und es gehörte zu Ezios Pflicht als Assassine, diesen Wahnsinnigen zu stürzen.
Als am nächsten Morgen die Sonne aufging, hätte ein besonders aufmerksamer Bewohner von San Gimignano vielleicht eine schlanke, grauäugige Kapuzengestalt bemerkt, die wie ein Geist durch die Straßen in Richtung Kathedrale huschte. Die Markthändler bauten bereits ihre Buden auf, aber dies war der Tiefpunkt des Tagesrhythmus, und die Wachen, gelangweilt und müde, stützten sich auf ihre Hellebarden und dösten vor sich hin. Die Westseite des Kampanile lag noch in tiefem Dunkel, und niemand sah, wie die schwarz gekleidete Gestalt einer Spinne gleich mühelos, flink und elegant an der Turmmauer emporkletterte.
Der Priester, hager, hohläugig und
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