Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
wenigen, die ihm begegneten, beäugten Ezio misstrauisch, als er auf den quadratischen Platz ritt, der auf einer Seite von einer Kirche begrenzt wurde.
Es gab keinerlei Anzeichen militärischer Präsenz, und Ezio beschloss, nachdem er sein Pferd in einem Stall untergestellt hatte, auf den Glockenturm der Kirche zu steigen, um sich einen besseren Blick auf Derinkuyu zu verschaffen.
Mit Adleraugen spähte er über den heller werdenden Himmel, ließ den Blick über die niedrigen Gebäude schweifen, aus der sich die gar nicht weit entfernt liegende Stadt zusammensetzte, gesprenkelt mit ein paar aufragenden Spitzdächern und Türmen. Doch auch dort gab es keinerlei Hinweise auf eine Garnison oder dergleichen.
Ezio wusste jedoch, dass es dafür einen Grund geben musste.
Er stieg wieder hinab. Der Platz war verlassen und Ezio sofort auf der Hut. Eigentlich hatte er weiterreiten wollen, jetzt allerdings fragte er sich, ob es sicher war, sein Pferd zu holen. Sein Argwohn nahm zu, als er eine Gestalt ausmachte, die im Schatten der Kirchenmauer lauerte.
Er ging auf die Gestalt zu, die herumfuhr und ihm einen Dolch entgegenhielt. Es war eine junge Frau. Zäh, drahtig, braun gebrannt. Sie machte einen fast wilden Eindruck.
„Nicht so nah, adi herif!“, knurrte sie.
Ezio hob die Hände. „Warum nennt Ihr mich ein Schwein?“, fragte er ruhig. Er sah Zweifel in ihrem Blick aufflackern.
„Wer seid Ihr? Gehört Ihr zu Manuels Abschaum?“
„Nur die Ruhe! Tarik hat mich geschickt.“
Das Mädchen zögerte, dann senkte es die Waffe. „Wer seid Ihr?“
„Ezio Auditore.“
Sie entspannte sich noch mehr. „Wir erhielten Nachricht vom jungen Prinzen“, sagte die junge Frau. „Ich bin Dilara, Tariks Hauptvertreterin hier. Warum haben sie nur Euch geschickt? Warum nicht mehr? Hat man in Kostantiniyye meine Berichte nicht bekommen?“
„Mehr als mich braucht Ihr nicht.“ Ezio sah sich um. „Wo sind Eure Leute?“
Dilara spuckte aus. „Sie wurden vor über einer Woche von den Byzantinern gefangen genommen. Ich war als Sklavin verkleidet und konnte entwischen. Aber die anderen … “ Sie verstummte kopfschüttelnd. Dann warf sie ihm einen Blick zu. „Seid Ihr ein guter Kämpfer?“
„Ich denke schon.“
„Wenn Ihr Euch entschieden habt, dann kommt zu mir. Ihr findet mich in der Stadt dort drüben. Ich werde am Westtor zur unterirdischen Stadt auf Euch warten.“
Sie ließ ihre Zähne aufblitzen und huschte davon, flink wie eine Eidechse.
59
Ezio bewaffnete sich mit seiner Pistole am linken Handgelenk, der verborgenen Klinge am rechten und einer Anzahl von Rauchbomben, die er an seinem Gürtel befestigte. Die Hakenklinge ließ er in seinem Gepäck.
Zwei Stunden später traf er Dilara am vereinbarten Ort. Das Tor, das sie erwähnt hatte, war groß, mit Eisen beschlagen und geschlossen.
Sie begrüßte ihn knapp und erklärte ohne Umschweife: „Die Byzantiner haben meine Männer vor ein paar Tagen in dieses Höhlensystem gebracht. Soweit ich weiß, wird das Tor weniger streng als die anderen bewacht. Ab und zu schaffen die Soldaten hier ihren Müll raus, aber meistens gibt niemand darauf acht.“
„Wir schleichen uns also hinein, befreien Eure Männer und führen sie hier heraus?“
„Genau … “
Ezio versuchte das Tor zu öffnen. Es rührte sich nicht. Mit einem enttäuschten Grinsen wandte er sich an Dilara.
„Ich wollte noch sagen, nachdem Ihr es von drinnen aufgesperrt habt“, brachte Dilara ihren Satz trocken zu Ende.
„Natürlich.“
„Kommt mit!“
Sie ging voraus zu einer Stelle, von der aus ein anderes, größeres Tor zu sehen war, das aus einem gewaltigen runden Stein bestand, der in einer gleichfalls steinernen Spur zur Seite und wieder zurückgerollt werden konnte. Gerade wurde der Zugang geöffnet. Soldaten erschienen, stellten sich reihenweise auf und marschierten davon, um auf Streife zu gehen.
„Der Haupteingang befindet sich dort unten am Fuß dieses Hügels. Aber er wird gut bewacht.“
„Wartet hier!“, sagte Ezio.
„Wo geht Ihr hin?“
„Ich muss mich mit diesem Ort vertraut machen.“
„Ihr werdet einen Führer brauchen.“
„Warum?“
„Die Anlage ist ein Labyrinth. Seht Ihr diese Türme?“
„Ja.“
„Lüftungsschächte. Und Wasserleitungen. Die Stadt besteht aus elf Ebenen und reicht hundert Meter tief.“
„Ich schaffe das schon.“
„Ihr seid sehr überheblich.“
„Nein, ich bin vorsichtig. Und ich bin nicht unvorbereitet. Ich weiß, dass
Weitere Kostenlose Bücher