Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
nach vorn.
Ezios Blick folgte ihrem Fingerzeig und fiel auf eine Anzahl osmanischer Gefangener, die inmitten des Platzes mit gefesselten Händen auf dem Boden saßen. Einer von ihnen wurde soeben von byzantinischen Soldaten zu Boden geworfen. Nicht weit entfernt erhob sich ein provisorischer Galgen, an dem ein weiterer Osmane hing. Man hatte ihm die Arme nach hinten gedreht und ihn an den Handgelenken aufgehängt. In seiner Nähe stand Shahkulu, der trotz der Henkerskapuze, die er trug, eindeutig zu erkennen war. Der Mann am Galgen schrie, während Shahkulu ihm Schlag um Schlag versetzte.
„Das ist Janos“, sagte Dilara und wandte sich endlich zu Ezio um. „Wir müssen ihm helfen!“
Ezio verfolgte genau, was vorging. „Ich habe eine Pistole, aber ich kann sie nicht einsetzen“, sagte er. „Die Panzerung, die er trägt, ist so dick, dass eine Kugel sie nicht durchdringen kann.“ Er schwieg einen Moment lang. „Ich muss näher ran.“
„Wir haben nicht viel Zeit. Das ist kein Verhör. Shahkulu foltert Janos zu Tode. Und dann wird er sich den nächsten vornehmen. Einen nach dem anderen … “
Sie zuckte unter jedem Hieb, jedem Aufschrei zusammen.
Sie hörten das Gelächter und die höhnischen Bemerkungen von Shahkulus Männern.
„Ich glaube, ich weiß, wie wir vorgehen können“, sagte Ezio. Er hakte eine Rauchgranate von seinem Gürtel. „Wenn ich die werfe, geht ihr rechts herum und versucht, im Schutz des Rauches aus dieser Bombe die Fesseln Eurer Männer durchzuschneiden.“
Sie nickte. „Und Shahkulu?“
„Überlasst ihn mir!“
„Sorgt nur dafür, dass Ihr die Ratte erledigt.“
Ezio zog den Stift aus der Granate, wartete kurz, bis der Rauch herauszuquellen begann, dann zielte er sorgfältig und schleuderte sie in Richtung des Galgens. Die Byzantiner dachten, sie hätten sich aller Gegner entledigt, und rechneten nicht mit einem Angriff. Sie wurden völlig überrascht.
In dem entstehenden Durcheinander sprangen Ezio und Dilara die Schräge hinunter und trennten sich unten, sie wandte sich nach rechts, er nach links. Den ersten Soldaten, der auf ihn zukam, schoss Ezio nieder, einem anderen zertrümmerte er mit der Schiene, die er am linken Unterarm trug, den Kiefer. Dann ließ er seine verborgene Klinge hervorzucken und drang rasch zu Shahkulu vor, der, nachdem er einen schweren Säbel gezogen hatte, dastand und sich nach links und rechts drehte, weil er nicht wusste, aus welcher Richtung der Angriff erfolgen würde. In dem Moment, da seine Aufmerksamkeit abgelenkt war, sprang Ezio auf ihn zu und stieß ihm die Klinge über der Brust in den Leib, genau zwischen dem unteren Saum seiner Maske und dem oberen Rand seiner Panzerung. Dunkles Blut quoll um seine Faust hervor, während er die Klinge in die Wunde gedrückt hielt. Shahkulu ging zu Boden, Ezio hielt sich an ihm fest und fiel mit ihm und kniete schließlich über dem Mann, dessen Zuckungen immer kraftloser wurden. Seine Augen schlossen sich.
„Menschen, die Mord zum Fetisch machen, verdienen keine Gnade“, sagte Ezio mit den Lippen dicht am Ohr des Mannes.
Doch da riss Shahkulu die Augen auf, sein Blick war starr und irr, und eine Faust, die in einem Kettenhandschuh steckte, schoss hoch und schloss sich fest um Ezios Kehle. Shahkulu fing wie wahnsinnig an zu lachen. Dadurch wurde das Blut schneller aus seiner Wunde gepumpt, und Ezio rammte die Klinge noch tiefer hinein und drehte sie wild. Mit einem letzten Zucken stieß Shahkulu den Assassinen von sich. Ezio landete rücklings im Staub. Dann wölbte Shahkulu den Rücken in seiner Todesqual, ein Rasseln drang aus seiner Kehle, und er fiel zurück und blieb reglos liegen.
Ezio rappelte sich auf und säuberte seine Klinge an Shahkulus Kleidung. Dilara hatte bereits ein paar ihrer Männer befreit, und Ezio kam gerade noch rechtzeitig dazu, um zu sehen, wie sie sich auf den Rücken des letzten fliehenden byzantinischen Überlebenden warf, ihn zu Boden riss und ihm mit einer sauberen Bewegung den Hals durchschnitt. Dann sprang sie hoch, landete wie eine Katze und wandte sich nach ihren geretteten Männern um.
Ezio versetzte Shahkulus Leichnam einen Tritt, um sich zu vergewissern, dass er jetzt wirklich tot war. Dilara half ihren Männern beim Aufstehen.
„Gott segne Euch, Dilara!“, sagte Janos, als sie ihn vom Galgen schnitt.
„Könnt Ihr gehen?“
„Ich glaube schon.“
Ezio trat zu ihnen. „Hat Eure Einheit Manuel die Waffen gebracht?“
Sie nickte.
„Dann müssen
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