Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
Wasser auf engem Raum war ihm schon auf der neunten Ebene in die Nase gestiegen.
Aufgrund des Tumults, der infolge der Explosionen ausgebrochen war, hatte Ezio die Stadt fast ungehindert durchqueren können, und nun stand er allein auf einem Steg am Rand eines künstlich angelegten unterirdischen Sees. Weit im Süden – er nahm an, dass es Süden war, denn hier unten war es schwierig, die Orientierung zu bewahren – machte er einen Lichtschimmer aus, wo der Fluss, der den See speiste, wieder davon- und hinaus ins Freie führte. Die Stelle musste sich weit entfernt und viel tiefer als Derinkuyu befinden. Ezio hatte keine Zeit, darüber nachzugrübeln, denn er sah, wie sich von einem anderen Steg, etwa zwanzig Meter entfernt, ein Floß löste, das mit einem halben Dutzend byzantinischer Seeleute besetzt war. Ezios eigentliches Augenmerk galt jedoch dem Passagier. Am Heck stand ein eleganter, bärtiger Mann.
Prinz Ahmet Osman.
Auch Ahmet hatte Ezio gesehen und wies seine Ruderer an, auf ihn zuzusteuern. Als er nahe genug heran war, rief er den Assassinen in spöttischem Ton an.
„Armer Manuel. Der letzte Palaiologo.“
Die Überraschung verschlug Ezio einen Moment lang die Sprache. Dann sagte er: „Die Neuigkeit hat ja schnell die Runde gemacht.“
„Die Assassinen sind nicht die Einzigen, die Spione beschäftigen.“ Ahmet hob die Schultern. „Aber ich hätte Manuel nicht die Verantwortung für unsere Masyaf-Expedition übertragen sollen. Er war ein anmaßender Kerl. Unmöglich unter Kontrolle zu halten.“
„Ihr enttäuscht mich, Ahmet. Warum die Templer?“
„Nun, Ezio … Oder soll ich Euch weiterhin Marcello nennen? Es ist so: Ich habe die sinnlosen Blutfehden zwischen Vätern, Söhnen und Brüdern satt. Um wahren Frieden zu finden, muss die Menschheit sich bewegen wie ein Körper, gelenkt von einem Geist.“ Er nickte. „Die Geheimnisse im Großen Tempel werden uns genau dies bescheren. Und Altaïr wird uns zu ihnen führen.“
„Ihr macht Euch etwas vor! Altaïrs Geheimnisse sind nicht für Euch bestimmt! Und Ihr werdet den Großen Tempel nie finden!“
„Das werden wir ja sehen.“
Ezio bemerkte, dass Ahmet an ihm vorbeischaute, und als er sich umdrehte, sah er, wie eine Anzahl von byzantinischen Soldaten auf ihn zuschlich.
„Wie auch immer, ich bin nicht daran interessiert, mit Euch über Moral und Ethik zu streiten, Assassine. Ich bin wegen der Masyaf-Schlüssel hier.“
Ezio lächelte höhnisch, zog den Schlüssel, den er Manuel gerade abgenommen hatte, aus der Tasche und hielt ihn hoch. „Wollt Ihr damit sagen, dass es mehr als nur diesen einen gibt?“
„Das habe ich jedenfalls gehört“, erwiderte Ahmet in weltmännischem Ton. „Aber vielleicht sollte ich jemanden fragen, der womöglich noch besser Bescheid weiß als Ihr. Sofia Sartor. Der Name stimmt doch, oder?“
Ezio war augenblicklich besorgt, doch versuchte er es sich nicht anmerken zu lassen. „Sie weiß nichts! Lasst sie in Ruhe!“
Ahmet lächelte. „Wir werden sehen.“
Er gab seinen Männern einen Wink, woraufhin die das Floß fortlenkten.
„Wenn Ihr sie anrührt, bringe ich Euch um.“
„Ich weiß, dass Ihr das versuchen werdet, mein lieber Ezio. Aber ich bezweifle, dass Euch Erfolg beschieden sein wird.“ Ahmet hob die Stimme und richtete das Wort an die Männer am Ufer. „Tötet ihn, nehmt ihm den Schlüssel ab und bringt ihn mir sofort!“
„Wollt Ihr nicht bleiben und Euch das Schauspiel ansehen?“, fragte Ezio kalt.
„Dazu ist mir meine eigene Sicherheit zu teuer“, antwortete Ahmet. „Ich kenne Euren Ruf, und ich habe heute und hier ein Beispiel Eures Wirkens gesehen. Derart in die Enge getrieben seid Ihr wahrscheinlich doppelt so gefährlich. Außerdem verabscheue ich Gewalt.“
Das Floß entfernte sich und ließ Ezio mit den Byzantinern zurück, die sich vor ihm aufreihten. Er wollte seine Möglichkeiten abwägen.
Aber es gab keine Möglichkeiten.
Er stand am Ende des Stegs, hatte keine Rückzugsmöglichkeit, und schwimmend würde ihm die Flucht nicht gelingen. Er musste es mit zwanzig oder dreißig Gegnern zu tun haben. Ein paar von ihnen waren mit Musketen bewaffnet, die der Zerstörung der Lagerhäuser entgangen waren. Der Hauptmann der Einheit kam näher.
„Gebt uns den Schlüssel, kyrie! “, verlangte er sarkastisch. „Ich glaube nicht, dass Euch eine Wahl bleibt.“
Die Männer, die ihn flankierten, hoben ihre Musketen.
Ezio musterte sie. Diesmal, das musste er sich
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