Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
eingestehen, war er geschlagen. Er hatte seine Pistole, aus der er allenfalls zwei Schüsse abfeuern konnte, seine verborgene Klinge und seinen Säbel. Aber ganz gleich, wie schnell er wäre, die Kugeln aus den Musketen würden ihn treffen. Vielleicht würden sie aber ohnehin schießen – das wäre der einfachste Weg, den Schlüssel zu bekommen. Vielleicht bliebe ihm noch Zeit, ihn in den See zu schleudern, bevor er starb.
Ezio konnte nur beten, dass Yusuf die anderen vier Schlüssel nie in die Hände der Templer fallen lassen würde und dass Sofia unnötige Foltern erspart blieben, denn er hatte ihr um ihrer eigenen Sicherheit willen nicht verraten, wo er sie deponiert hatte.
Aber offenbar war er nicht vorsichtig genug gewesen.
Nun, irgendwo endete jedermanns Weg einmal.
Der Hauptmann hob die Hand, und die Finger der Musketiere krümmten sich um die Abzüge.
65
Als die Musketen krachten, warf Ezio sich flach auf den Steg.
Von hinten und oben gingen Pfeile wie Regen auf die Byzantiner nieder. Binnen Sekunden lagen Prinz Ahmets Soldaten allesamt entweder tot oder verwundet am Rand des Sees.
Eine Kugel hatte Ezios Kapuze gestreift und angesengt, ansonsten war er unversehrt, und er dankte Gott, dass ihn das Alter nicht langsamer gemacht hatte. Als er auf die Füße kam, sah er Dilara am anderen Ende des Stegs stehen. Ihre Männer stiegen die Treppen herunter. Diejenigen, die bereits unten angekommen waren, liefen zwischen den Byzantinern umher, schieden die Lebenden von den Toten und kümmerten sich um die Verletzten.
„Euch kann man keinen Augenblick lang allein lassen“, sagte Dilara.
„Es scheint fast so“, meinte Ezio. „Ich danke Euch.“
„Habt Ihr gefunden, wonach Ihr gesucht habt?“
„Ja.“
„Dann sollten wir lieber von hier verschwinden. Ihr habt für ziemliche Unruhe gesorgt, wisst Ihr?“
„Sieht so aus.“
Sie schüttelte den Kopf. „Sie werden Jahre brauchen, um sich von diesem Schlag zu erholen. Wenn es ihnen überhaupt gelingt. Aber sie haben sicher noch genug Kraft, um Euch zum Teufel zu schicken, sollten sie Euch erwischen. Kommt!“
Sie stiegen die Treppe hinauf.
„Wartet! Wäre es nicht besser, mit einem Boot von hier zu verschwinden?“
„Seid Ihr verrückt? Die warten doch auf Euch, wo der Fluss ins Freie tritt. Das ist eine ganz enge Klamm. Ihr wärt sofort ein toter Mann, und ich möchte nicht, dass meine Arbeit hier vergeudet war.“
Ezio folgte ihr gehorsam.
Sie stiegen mehrere Ebenen weit nach oben und nahmen dann eine Straße, die sich nach Süden verlief. Dort hatte sich der Rauch ein wenig gelichtet, und die Menschen waren zu sehr damit beschäftigt, Brände zu löschen, um ihnen große Aufmerksamkeit zu zollen. Dilara ging äußerst zügig voran, und es dauerte nicht lange, bis sie ein Tor erreichten, ähnlich dem, das Ezio auf der Westseite der Stadt geöffnet hatte. Dilara holte einen Schlüssel hervor und öffnete die eisenbeschlagene Tür.
„Ich bin beeindruckt“, bekannte Ezio.
„Und das zu Recht. Richtet in Konstantiniyye aus, dass sie beruhigt sein können und ihre Leute hier ausgezeichnete Arbeit leisten.“
Ezio blinzelte ins Sonnenlicht, das durch die Tür hereinströmte und nach der Düsternis der unterirdischen Stadt blendend hell schien. Er sah eine Straße, die sich in Richtung Süden schlängelte und dabei das trostlose Dörflein Nadarim berührte.
„Euer Pferd steht dort gesattelt, gefüttert und getränkt im Stall bereit. Proviant für Euch befindet sich in den Satteltaschen. Ihr könnt es gefahrlos abholen. Das Dorf wurde befreit, und man hat bereits angefangen, die Gebäude weiß zu streichen. Bei Allah, das Dorf hatte eine Aufmunterung nötig, und jetzt ist es seine Unterdrücker los“, sagte Dilara. Ihre Nasenflügel blähten sich triumphierend. „So, nun macht, dass Ihr fortkommt. Ahmet wird bald erfahren, was passiert ist. Er wird natürlich nicht wagen, selbst zurückzukommen, aber Ihr könnt Euch darauf verlassen, dass er jemanden auf Euch ansetzen wird.“
„Hat er denn noch jemanden?“
Dilara lächelte, ein wenig gezwungen zwar, aber sie lächelte. „Geht schon. Bis zum Ende der Woche solltet Ihr Nigde erreicht haben. Wenn Ihr unterwegs niemandem in die Hände fallt, werdet Ihr bei Vollmond wieder in Mersin sein.“
„Schneller als geplant.“
„Glückwunsch!“
„Was ist mit Euch?“
„Unsere Arbeit hier ist noch nicht getan. Jedenfalls ziehen wir nicht ohne direkten Befehl aus Konstantiniyye ab. Grüßt
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