Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
und sich zurückgezogen hatten, sodass er sie nicht mehr in Gefahr bringen konnte.
Nur die Wachen blieben zurück.
Ezio vergewisserte sich, dass sein Fluchtweg frei war, bezog ein paar Meter vom Ausgang entfernt Stellung, ließ die Pistole in seine Hand gleiten und schoss auf das nächste Fass. Dann drehte er sich um und rannte los.
Die gewaltigen Explosionen, die nun folgten, erschütterten die Grundfesten der unterirdischen Stadt wie ein Erdbeben. Hinter Ezio zerbarsten Decken und stürzten ein. Überall waren Rauch, Staub, Trümmer und Chaos.
63
Ezio erreichte den großen Raum auf der zweiten Ebene etwa zur selben Zeit wie Manuel, der umringt von einer großen Zahl von Gardisten hereinstolperte. Ezio versteckte sich hinter einer Säule, beobachtete und wartete ab. Er würde die Sache nach Möglichkeit heute Nacht zu Ende bringen. Er hatte gesehen, dass Manuel den fehlenden Masyaf-Schlüssel bei sich hatte, jenen, den die Templer unter dem Topkapi-Palast gefunden hatten. Und wenn er diesen Schlüssel dabei hatte, dann plante der nächste Möchtegernkaiser von Byzanz offenbar seine Flucht.
„Was zum Teufel ist hier los?“, brüllte Manuel, teils wütend, teils angsterfüllt.
„Sabotage, Manuel“, sagte ein Templerhauptmann neben ihm. „Ihr müsst in Deckung gehen.“
Inzwischen füllte sich der Raum auf einer Seite mit panisch schreienden Menschen. Ezio sah, wie Manuel den Schlüssel in eine Tasche stopfte, die er an einem Riemen um seinen korpulenten Leib trug, und den Templerhauptmann mit dem Ellbogen beiseitestieß. „Aus dem Weg!“, fauchte er.
Er stieg auf ein Podium und richtete das Wort an die Menge, unter die Ezio sich mischte und in der er sich dann weiter nach vorn drängte, auf Manuel zu.
„Bürger!“, rief Manuel mit hoher Stimme. „Soldaten! Reißt euch zusammen! Gebt Eurer Angst nicht nach! Wir sind die wahren Hirten von Constantinopolis. Wir sind die Herren dieses Landes. Wir sind Byzantiner!“ Er verstummte, um seine Worte wirken zu lassen, aber wenn er auf Beifall gehofft hatte, sah er sich getäuscht. Also redete er weiter. „ Kouráyo! Habt Mut! Gebt nicht auf! Lasst Euch von niemandem … “
Er brach ab, als er Ezio näher kommen sah. Sein sechster Sinn musste ihn gewarnt haben, denn er fluchte heftig vor sich hin, sprang behände vom Podium, eilte in Richtung eines Ausgangs im rückwärtigen Teil der Halle und rief dabei seinen Leibwächtern zu: „Haltet diesen Mann auf! Den großen mit der spitzen Kapuze! Macht ihn nieder!“
Ezio kämpfte sich den Weg durch die konfuse Menge frei, nahm die Verfolgung Manuels auf und wich den Templersoldaten aus oder schlug sie nieder. Als er sich ihrer endlich entledigt hatte, schaute er nach hinten. Sie waren genauso verwirrt wie die Bewohner der Stadt, blickten wild in jede Richtung, nur nicht in seine, riefen Verwünschungen und Befehle und rannten schließlich einfach davon. Manuel hatte sich zu schnell aus dem Staub gemacht, als dass ihm einer seiner Männer hätte folgen können. Nur Ezio hatte ihn nicht aus seinen scharfen Augen gelassen.
Für seine Körperfülle war Manuel sehr flink. Ezio eilte einen langen, schwach erleuchteten Gang hinunter und hielt nur inne, um in abzweigende Tunnel zu blicken und sich zu vergewissern, dass Manuel nicht darin verschwunden war. Weit voraus erhaschte er einen Blick auf ein im Fackelschein schimmerndes Seidengewand, als Manuel eine schmale Treppe emporstieg, die man in den Fels geschlagen hatte und die zur ersten Ebene hinaufführte. Der Mann, der König werden wollte, suchte den schnellsten Weg hinaus, nachdem seine Waffen und Munition nun verloren und seine Soldaten in Auflösung begriffen waren.
Ezio stürmte ihm hinterher.
In einem leeren Haus, das auf der ersten Ebene aus dem Gestein gehauen worden war, trieb er ihn schließlich in die Enge. Manuel wandte sich ihm zu, ein merkwürdiges Lächeln auf den lasziven Lippen.
„Seid Ihr wegen des Masyaf-Schlüssels hier?“, fragte er. „Ist es so? Seid Ihr gekommen, um uns zwei Jahre unserer Mühen zu berauben, die uns zu dem führten, was die Assassinen weggeworfen hatten?“
Ezio antwortete nicht, behielt ihn aber genau im Auge. Es war unmöglich zu sagen, was für Tricks dieser Mann noch im Ärmel hatte.
„Ihr führt einen Kampf, den Ihr nicht gewinnen könnt, Assassine!“, fuhr Manuel fort, auch wenn sich nun eine Spur von Verzweiflung in seine Stimme schlich. „Unsere Zahl wächst, unser Einfluss weitet sich aus. Wir wirken im
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