Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
Hinsicht für den Osten geöffnet.“
„So weit werden die Mongolen nie kommen“, sagte Niccolò, doch seine Stimme klang immer noch nervös.
Altaïr ging darüber hinweg und sagte: „Diese kleine Auseinandersetzung im Jahr 1204 hinderte mich daran, das Credo nach Europa zu bringen.“
„Nun, mit etwas Glück und Geduld werden wir zu Ende führen, was Ihr begonnen habt.“
„Wenn Euch Gelegenheit dazu bleibt, müsst Ihr Euch die Stadt von der Spitze der Hagia Sophia aus ansehen. Eine bessere Aussicht hat man nirgendwo sonst.“
„Wie kommt man da hinauf?“
Altaïr lächelte. „Mit Übung und Geduld.“ Er hielt inne. „Ich nehme an, dass Ihr von hier aus nicht den Landweg nehmen werdet, oder? Ihr segelt nach Byzanz, nicht wahr?“
„Ja. Wir werden nach Latakia reiten und von dort aus ein Schiff nehmen. Die Straßen in Anatolien sind verhangen mit dem Nebel der Erinnerungen an die Kreuzzüge.“
„Ja“, meinte Altaïr, „die größten Leidenschaften können die tödlichsten sein.“
„Besucht uns, wenn Ihr könnt, Altaïr! Wir werden mehr als genug Platz für Euch und Euer Gefolge haben.“
„Nein“, sagte Altaïr. „Danke, aber das ist kein Land für alte Männer, Niccolò. Ich werde hierbleiben, wie ich es nun stets tun muss.“
„Nun, solltet Ihr Eure Meinung ändern, unsere Tür steht Euch immer offen.“
Altaïr verfolgte die Schlacht. Die Bliden waren zum Einsatz gekommen und in der richtigen Entfernung positioniert worden. Die Steine, die sie in die Reihen der Mongolen schleuderten, richteten verheerende Schäden an.
Ein Reiter löste sich vom Pulk der Assassinen-Kavallerie und galoppierte auf sie zu. Es war Darim.
„Wir werden im Dorf kurz rasten“, ließ Altaïr ihn wissen, als er heran war. „Ihr scheint den Feind unter Kontrolle zu haben.“
„Aber für wie lange, Vater?“
„Ich vertraue auf dich. Du bist schließlich kein Junge mehr.“
„Ich bin zweiundsechzig.“
„Du gibst mir das Gefühl, uralt zu sein“, scherzte Altaïr. Doch Darim sah die Blässe auf seinen Wangen und erkannte, wie müde sein Vater tatsächlich war.
„Natürlich, wir werden Rast machen und unsere Freunde gebührend verabschieden.“
Sie ritten zu den Stallungen im Dorf, und die Brüder luden ihre Habe rasch um auf die Packpferde, die man ihnen ebenso zur Verfügung stellte wie zwei ausgeruhte Reitpferde für ihre Reise zur Küste im Westen. Altaïr sackte, als er sich endlich ausruhen konnte, ein wenig zusammen und ließ sich von Darim stützen.
„Bist du verletzt, Vater?“, fragte Darim besorgt und geleitete ihn zu einer Bank unter einem Baum.
„Es geht gleich wieder“, keuchte Altaïr, nicht willens, vor dem Schmerz, der ihn befiel, klein beizugeben. Er ließ sich schwer auf die Bank sinken, holte tief Luft und blickte zur Burg hinauf. Ein alter Mann, dachte er, war schon ein armseliges Ding, wie ein zerlumpter Umhang an einem Stock. Aber zumindest seine Seele klatschte noch in die Hände und sang ihm im Leibe.
„Das Ende einer Ära“, flüsterte er.
Er schaute seinen Sohn an und lächelte. Er nahm den Beutel, den der Helfer ihm vorhin gegeben hatte, und leerte ihn aus. Er enthielt fünf reich verzierte Obsidianscheiben. Er stapelte sie aufeinander.
„Als ich sehr jung war“, sagte er, „war ich auch so töricht zu glauben, dass unser Credo diesen Auseinandersetzungen ein Ende machen würde.“ Er schwieg einen Moment lang. „Wäre ich nur so bescheiden gewesen, um mir zu sagen: Ich habe genug geleistet für ein Leben. Ich habe meinen Teil getan.“ Mühsam stand er wieder auf. „Andererseits lässt sich kein größerer Ruhm erringen als im Kampf auf der Suche nach der Wahrheit.“ Sein Blick glitt über das Dorf und die Schlacht jenseits davon.
Niccolò Polo kam herbei. „Wir sind bereit“, meldete er.
„Ich möchte Euch um einen letzten Gefallen bitten, Niccolò“, sagte Altaïr und gab ihm die Steinscheiben. „Nehmt sie mit Euch und gebt gut darauf acht! Versteckt sie, wenn es sein muss!“
Niccolò sah ihn fragend an.
„Was sind das für … Artefakte?“
„In der Tat sind sie so etwas wie Artefakte. Es sind Schlüssel, und jeder davon birgt eine Nachricht.“
Niccolò nahm eine der Scheiben genauer in Augenschein. Er war ratlos. „Eine Nachricht? Für wen?“
Altaïr nahm den Schlüssel in seine Hand. „Wenn ich das nur wüsste … “
Er hielt den Schlüssel hoch. Der Stein begann zu leuchten. Altaïr schloss die Augen und versank in
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