Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
die ganze Stadt gegen uns erhebt, während Yusufs Mörder im Arsenal lachend zuschaut und abwartet. Kämpft mit mir! Wir werden ihm zeigen, was es heißt, sich mit den Assassinen anzulegen!“
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Alle zusammen machten sie sich auf den Weg zum Arsenal und dort, nicht zum Scherzen aufgelegt, ebenso kurzen wie brutalen Prozess mit den Janitscharen-Wachen, die Ahmet treu waren. Mit einem solchen Überraschungsangriff hatte Ahmet offenbar nicht gerechnet, oder er hatte sowohl den Zorn als auch die Stärke der Assassinen unterschätzt, deren Macht unter Yusufs Kommando stetig größer geworden war. Entweder das, oder Ahmet glaubte immer noch, die Trümpfe in der Hand zu halten, denn als Ezio ihn in die Enge trieb, zeigte er kaum Anzeichen von Schrecken.
Ezio, schier mitgerissen von seiner Rage, konnte sich nur mit Müh und Not und im allerletzten Moment beherrschen, um den osmanischen Prinzen nicht umzubringen – er warf ihn zu Boden, packte ihn an der Kehle, stieß seine verborgene Klinge dann aber doch wutschnaubend in die Fliesen, nur Zentimeter neben Ahmets Kopf. Wenn Ahmet tot wäre, besäße er kein Druckmittel mehr, um Sofia zu retten. Zumindest das war klar aus der Nachricht hervorgegangen. Aber einen Augenblick lang war Ezios Urteilsvermögen vom Blutrausch getrübt gewesen.
Sein Gesicht war dem des Prinzen ganz nahe. Ezio roch Veilchenduft in Ahmets Atem. Der Prinz erwiderte seinen fuchsteufelswilden Blick seelenruhig.
„Wo ist sie?“, zischte Ezio.
Ahmet lachte leise. „Welch ein Zorn!“
„Wo … ist … sie?!“
„Mein lieber Ezio, wenn Ihr glaubt, Ihr befändet Euch in einer Position, in der Ihr die Regeln diktieren könnt, dann solltet Ihr mich auf der Stelle töten und die Sache hinter Euch bringen.“
Ezio lockerte seinen Griff keinen Moment lang und ließ auch die verborgene Klinge nicht verschwinden, aber nur Sekunden später setzte seine Vernunft wieder ein, und er erhob sich und bewegte sein Handgelenk, sodass die Klinge in ihre Halterung zurückglitt.
Ahmet setzte sich auf und rieb sich den Hals, blieb aber, wo er war, immer noch ein Lachen in der Stimme. Es wirkte fast so, als wähnte sich der Prinz in einem vergnüglichen Spiel, dachte Ezio mit einer Mischung aus Missmut und Verachtung.
„Ich bedaure, dass es so weit kommen musste“, sagte Ahmet. „Zwei Männer, die eigentlich Freunde sein sollten, streiten sich um … ja, um was? Die Schlüssel für ein staubiges altes Archiv.“ Er stand auf, klopfte sich den Schmutz von der Kleidung und fuhr fort. „Wir streben beide nach demselben Ziel, Messer Auditore. Nur unser Vorgehen unterscheidet sich. Versteht Ihr das nicht?“ Er hielt inne. Ezio konnte sich denken, was als Nächstes kommen würde. Er hatte die Erklärung der Templer für ihre diktatorischen Bestrebungen schon zu oft gehört. „Frieden. Stabilität. Eine Welt, in der die Menschen ohne Angst leben können. Die Menschen verdienen die Wahrheit, ja, aber selbst wenn sie die Wahrheit kennen, weigern sie sich, sie wirklich anzuerkennen. Wie bekämpft man diese Art von Ignoranz?“
Der Tonfall des Prinzen war heftig geworden. Ezio fragte sich, ob er tatsächlich glaubte, was er da deklamierte. Er entgegnete: „Die Freiheit kann eine schwierige Sache sein, principe , aber sie ist auch unbezahlbar.“ Und innerlich fügte er hinzu: Die Tyrannei ist immer besser organisiert als die Freiheit.
„Natürlich“, erwiderte Ahmet trocken. „Und wenn alles untergeht und das Licht der Zivilisation sich trübt, dann kann Ezio Auditore über der Dunkelheit stehen und stolz verkünden: ,Ich bin meinem Credo treu geblieben.‘“ Ahmet wandte sich ab und beherrschte sich wieder. „Ich werde Altaïrs Archiv öffnen, ich werde in seine Bibliothek eindringen, und ich werde den Großen Tempel finden. Und mithilfe der Macht, die darin verborgen liegt, werde ich allen Aberglauben auslöschen, der die Menschheit spaltet.“
„Nicht in diesem Leben, Ahmet“, erklärte Ezio ruhig.
Ahmet schnaubte ungeduldig und wollte gehen. Ezio versuchte nicht. ihn aufzuhalten. An der Tür wandte sich der Prinz noch einmal zu ihm um. „Bringt die Schlüssel zum Galata-Turm!“, sagte er. „Wenn Ihr das tut, wird Sofia Sartors Leben verschont.“ Er verstummte kurz, um seine Worte wirken zu lassen. „Und beeilt Euch, Ezio! Die Armee meines Bruders wird schon bald eintreffen. Dann wird sich alles ändern. Und ich muss bereit sein.“
Damit ging Ahmet. Ezio sah ihm nach und bedeutete seinen Männern,
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