Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
Stand näherte. „Was braucht Ihr, mein Freund?“
„Ich suche Tulpen. Weiße, wenn es geht.“
Der Blumenverkäufer blickte bedauernd drein. „Ah, Tulpen! Tut mir leid, die sind mir gerade ausgegangen. Darf es vielleicht etwas anderes sein?“
Ezio schüttelte den Kopf. „Das habe leider nicht ich zu entscheiden.“
Der Blumenverkäufer dachte kurz über das Problem nach, dann beugte er sich vor und sprach in leisem, vertrauensvollem Ton: „Na gut, Euch will ich es verraten, auch wenn es eigentlich mein Geheimnis ist: Viele der weißen Tulpen, die ich verkaufe, pflücke ich selbst in der Nähe des Hippodroms. Das ist wirklich wahr. Geht nur hin und überzeugt Euch mit eigenen Augen.“
Ezio lächelte, holte seinen Geldbeutel hervor und gab dem Blumenverkäufer ein großzügiges Trinkgeld. „ Grazie! “
Eilig lief er dann durch die von der Sonne erwärmten Straßen zum Hippodrom, und tatsächlich fand er im Gras neben der Rennbahn weiße Tulpen in Hülle und Fülle. Erfreut bückte er sich, zückte seine verborgene Klinge und schnitt so viele Tulpen ab, wie Sofia nur wollen konnte.
52
Der kaiserliche Park östlich der Hagia Sophia war angelegt wie eine formelle Gartenlandschaft, durchsetzt mit üppigen Rasenflächen, in denen sich wiederum weiße Marmorbänke und Lauben fanden, die sich ideal für private Zusammenkünfte eigneten. In einer davon wurde Ezio von Sofia erwartet.
Sie hatte ein kleines Picknick vorbereitet, und Ezio sah auf den ersten Blick, dass es kein hiesiges Essen und Trinken war, das sie da aufgebaut hatte. Irgendwie war es ihr gelungen, ein Mittagessen zu organisieren, das aus Spezialitäten aus ihrer beider Heimatstädte bestand, und so gab es da moleche und rixoto de gò aus Venedig und panzanella und salame toscano aus Florenz. Außerdem hatte sie Feigen aus Tuscolo aufgetrieben, Oliven aus Piceno und ein Gericht aus Makkaroni und Steinbutt. Der Wein, den sie mitgebracht hatte, war ein Frescobaldi. Neben dem weißen Tuch, das sie faltenfrei ausgebreitet hatte, stand ein Weidenkorb.
„Was ist das?“, fragte er staunend.
„Ein Geschenk. Setzt Euch!“
Ezio verbeugte sich, reichte ihr die Blumen und folgte ihrer Aufforderung.
„Die sind ja wunderschön. Danke!“, sagte sie, als sie den riesigen Tulpenstrauß, den er für sie gepflückt hatte, entgegennahm.
„Das hier aber auch“, erwiderte er. „Und glaubt nur nicht, ich wüsste die Mühe, die Ihr Euch gemacht habt, nicht zu schätzen.“
„Ich wollte mich dafür bedanken, dass Ihr mich in Eurem Abenteuer eine kleine Rolle spielen lasst.“
„Ich würde sie durchaus nicht als ,klein’ bezeichnen, aber eine kleine Rolle reicht in diesem Abenteuer völlig aus, glaubt mir.“
Sie lachte leise. „Ihr seid ein einziges Rätsel, Ezio Auditore.“
„Verzeiht mir, das war gewiss nicht meine Absicht.“
Sie lachte abermals. „Ist schon gut!“ Sie hielt inne, dann fügte sie hinzu: „Ich finde das anziehend.“
Ezio wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, und deshalb konzentrierte er sich auf das Essen. „Das sieht köstlich aus.“
„Vielen Dank!“
Ezio lächelte. Er wollte die Stimmung nicht verderben, aber über seine Gedanken hatte sich ein Schatten gesenkt. Er durfte nicht voreilig feiern oder auf irgendetwas hoffen. Er musterte sie mit ernsterer Miene, und sie bemerkte den Wandel sofort.
„Hattet Ihr Glück mit dem letzten Code?“, fragte er so beiläufig wie möglich.
„Ach ja, der Code“, sagte sie, immer noch leichthin, und das erleichterte Ezio. „Ja, ich habe ihn vor ein paar Stunden gelöst. Aber Ihr müsst Geduld haben. Ihr bekommt ihn noch früh genug.“
Und dann sah sie ihn mit einem Blick an, der sämtliche Schutzwälle, hinter denen Ezio sich noch verschanzte, niederriss.
53
Das letzte Buch befand sich an einem Ort, der schwieriger zu erreichen war. Niccolò Polo war es gelungen, dieses Buch hoch oben in der Fassade der Hagia Sophia zu verstecken, über dem großen Bogen, der sich vor der Hauptkuppel der einstigen Basilika erhob.
Ezio beschloss, seine Mission in den frühen Morgenstunden vor Tagesanbruch anzugehen, weil dann am wenigsten Leute unterwegs waren. Er erreichte das Gebäude unangefochten, näherte sich vorsichtig dem Exornathex und blickte an der steilen steinernen Mauer empor, die er jetzt zu erklimmen hatte. Es gab ein paar Spalten, in denen seine Hakenklinge Halt finden würde, trotzdem musste er mehrere Versuche unternehmen, bis er schließlich zu der Stelle
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