Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
dem Hauptmann zugefügt hatte.
Aber es war schon zu spät.
Er hörte, wie draußen das Gezeter und Geschrei der Suche nach ihm wieder anhob, und seine Verfolger waren nicht weit entfernt. Ihm blieb keine Zeit, mit seinem Fehler zu hadern. Rasch schälte er sich aus der Uniform, bis er nur noch die graue Tunika und Hose anhatte, die er darunter trug. Der Kartenraum lag ganz in der Nähe der Kasernenmauer. Er wusste, dass er sie mithilfe seiner Hakenklinge erklimmen konnte.
Es war Zeit zum Aufbruch.
49
Ezio kehrte ins Hauptquartier der Assassinen zurück, zog sich um und machte sich dann schweren Herzens auf den Weg zum Topkapi-Palast. Die Wachen hatten offenkundig die Anweisung erhalten, ihn passieren zu lassen, und so wurde er in einen privaten Vorraum geführt, wo sich wenige Minuten später Suleiman zu ihm gesellte. Der junge Prinz schien überrascht zu sein, ihn zu sehen – überrascht und beunruhigt.
Ezio kam der Frage, die er in den Augen des Prinzen las, zuvor. „Tarik war kein Verräter, Suleiman. Auch er war den Byzantinern auf der Spur.“
„Was?“ Suleiman erschien wie von einem Schmerz durchzuckt. „Und habt Ihr … ?“
Ezio nickte ernst.
Suleiman ließ sich schwer in einen Sessel fallen. Er wirkte regelrecht krank. „Gott, vergib mir!“, flüsterte er. „Ich hätte nicht so vorschnell urteilen sollen.“
„Prinz, er war Eurem Großvater bis zum Ende treu ergeben. Und dank seiner Bemühungen haben wir die Möglichkeit, Eure Stadt zu retten.“ Ezio erläuterte kurz, was er herausgefunden hatte, erzählte Suleiman, was er aus dem Gespräch der Janitscharen erfahren hatte, und zeigte ihm die Karte, die Tarik ihm gegeben hatte.
„Ach, Tarik!“, seufzte Suleiman. „Er hätte nicht so verschlossen sein sollen. Doch hat er auf schreckliche Weise Gutes getan.“
„Die Waffen wurden nach Kappadokien geschafft. Wir müssen umgehend handeln. Könnt Ihr mich dort hinbringen?“
Suleiman löste sich aus seiner Versunkenheit. „Was? Euch dort hinbringen? Ja, natürlich. Ich werde veranlassen, dass Euch ein Schiff nach Mersin befördert. Von dort aus könnt Ihr auf dem Landweg weiterreisen.“
Sie wurden durch die Ankunft Prinz Ahmets gestört. Zum Glück rief er mit ungeduldiger Stimme nach Suleiman, bevor er eintraf; das verschaffte Ezio genug Zeit, sich in eine Ecke des Raumes zurückzuziehen, wo er nicht auffallen würde.
Ahmet trat ein und kam ohne Umschweife zur Sache. „Suleiman, ich wurde hereingelegt und als Verräter dargestellt! Erinnert Ihr Euch an Tarik, den Janitscharen?“
„Der Mann, mit dem Ihr gestritten habt?“
Ahmet schien nun wirklich wütend zu werden. „Er ist ermordet worden. Es war kein Geheimnis, dass er und ich miteinander im Streit lagen. Jetzt werden die Janitscharen mich dieses Verbrechens bezichtigen.“
„Das sind schreckliche Neuigkeiten, Onkel.“
„In der Tat. Wenn mein Vater davon erfährt, wird er mich aus der Stadt verbannen!“
Suleiman konnte sich einen nervösen Blick über die Schulter seines Onkels hinweg zu Ezio hin nicht verkneifen. Ahmet bemerkte das, und er fuhr herum. Augenblicklich befleißigte er sich eines reservierteren Verhaltens. „Oh, verzeiht mir, Neffe! Ich wusste nicht, dass Ihr Besuch habt.“
Suleiman zögerte, dann sagte er: „Das ist … Marcello. Einer meiner europäischen Berater in Kefa.“
Ezio verbeugte sich tief. „ Buona sera.“
Ahmet machte eine ungeduldige Geste. „Marcello, mein Neffe und ich haben eine private Angelegenheit zu besprechen“, sagte er streng.
„Natürlich. Entschuldigt mich bitte!“ Ezio verneigte sich abermals, noch tiefer diesmal, und ging rückwärts zur Tür. Dabei wechselte er einen raschen Blick mit Suleiman, der die Sache hoffentlich retten würde. Zum Glück reagierte der junge Prinz wie aufs Stichwort und sagte in knappem Ton zu Ezio: „Ihr habt Eure Befehle. Wie gesagt, es wird ein Schiff auf Euch warten, sobald Ihr zum Aufbruch bereit seid.“
„Grazie, mio principe!“, erwiderte Ezio. Dann verließ er den Raum, verweilte aber draußen noch, da er hören wollte, wie das Gespräch ausging. Was ihm zu Ohren kam, überzeugte ihn jedoch keineswegs, dass er das Schlimmste überstanden hatte.
„Wir werden den wahren Mörder aufspüren, Onkel“, sagte Suleiman. „Habt Geduld!“
Darüber grübelte Ezio nach. War die Lage wirklich so ernst? Er kannte Suleiman nicht sonderlich gut. Und wovor hatte Yusuf ihn gewarnt? Davor, sich in die politischen Angelegenheiten der
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