Assungas Liebesnest
Liebesnest gekommen war. Geträumt hatte er bestimmt nicht davon. Diese Frage stellte ich Aneri und erklärte ihm auch, daß er sich mit der Antwort Zeit lassen und gut nachdenken sollte.
»Ich kann es Ihnen nicht genau sagen. Fabio hat sich immer verschlossen gezeigt.«
»Waren Sie nicht befreundet?«
»Das schon«, gab er zu. »Aber jeder sagte nicht jedem alles.«
Ich blieb am Ball, auch wenn es aussichtslos erschien. »Wann sprach er denn zum erstenmal davon?«
Aneri dachte nach. »Das liegt gut zwei Wochen zurück.«
»Okay.« Ich streckte ihm auffordern die Hand entgegen. »Nun sagen Sie mir noch den Grund, wie Sie beide darauf gekommen sind. Den hat es bestimmt gegeben.«
»Nein.«
Goff mischte sich ein und schrie Aneri an. »Er kann es sich nicht aus der Luft geholt haben, du Idiot! Etwas muß passiert sein. Ein Anstoß oder so.«
Aneri holte tief Luft, senkte den Kopf und legte beide Hände gegen die Wangen. »Vielleicht gibt es auch einen Zusammenhang mit dieser Frau«, flüsterte er.
»Ha, welche Frau?«
»Ich kenne sie nicht.«
»Aber Fabio kannte sie?« fragte Suko.
»Natürlich.«
»Wie hieß sie denn?«
»Das hat er mir nicht gesagt«, stöhnte Aneri. »Ihr könnt mich vierteilen und zuvor foltern, aber ich weiß es nicht. Ich kann euch da nichts sagen.«
»Wie sah sie aus?«
Zum erstenmal lachte Aneri. »Sie muß irre gut gewesen sein. Ein tolles Weib.«
»Hat er sie nicht beschrieben?«
»Nein, nicht direkt.« Aneri zuckte die Achseln. »Aber sie hat Fabio in ihren Bann gezogen. Sie war einfach super. Er hat von ihrem rötlichen Haar geschwärmt, das ihm vorgekommen war wie über und um den Kopf fließendes Wasser. Fabio war einfach hin und weg. So etwas habe ich bei ihm noch nie erlebt. Und sie muß ihm den Tip mit dem Liebesnest gegeben haben. Bestimmt ist er dort hingefahren, um sie zu treffen. Der war ja heiß darauf.«
»Keinen Namen?« fragte ich.
»Nein, wirklich nicht.«
»Schon gut, wir glauben Ihnen. Wissen Sie denn, wo Fabio sie getroffen hat?«
Aneri breitete die Arme aus und hob die Schultern an. »Da kann ich leider keine Angaben machen. Das war privat. Da hat sich Fabio mit Äußerungen zurückgehalten.«
Mir fiel auf, daß sich Luciano Goff in der letzten Zeit sehr zurückgehalten hatte. Er saß mit offenem Mund da und wirkte wie ein dicker Fisch, der sein Element Wasser verlassen hatte und jetzt mit seiner Atmung nicht mehr zurechtkam.
»Haben Sie was, Mr. Goff?«
»Nein«, flüsterte er. »Oder ja.« Er strich mit einer verlegen wirkenden Geste über sein Gesicht. »Das hängt mit der Frau zusammen«, sagte er. »Die mit den roten Haaren.« Er begann zu lachen, was sich nicht freundlich anhörte. »Ich... ich... glaube, daß ich die Frau sogar kenne. Ja, die habe ich schon gesehen.«
Plötzlich war es wieder spannend geworden. »Wo, Mr. Goff? Können Sie sich daran erinnern?«
Er runzelte die Stirn. Ein Wort drang nicht mehr über seine Lippen. Zwar schaute er mich an, doch ich hatte den Eindruck, sein Bück ginge durch mich hindurch. »Ich müßte nachdenken, aber ich glaube, daß es hier gewesen ist.«
»In der Bar?«
»Wo sonst?« Er preßte die Hände gegen die Wangen und überlegte weiter. »Es war schon sehr spät oder früh. Die Gäste waren weg. Ich hatte noch etwas zu tun, aber nicht abgeschlossen. Da ist sie dann erschienen. Sie kam mir vor wie ein Geist, so plötzlich war sie da. Wie vom Himmel auf die Erde gerutscht.« Er grinste. »Oder wie aus der Hölle in die Höhe gestiegen...«
»Was tat sie?« fragte Suko. »Was wollte sie?«
Goff wollte lachen. Es wurde mehr ein Krächzen daraus. »Sie tat nichts, einfach nichts. Sie hat nicht einmal gesprochen.« Er deutete in die Runde, als wollte er den Weg der fremden Person nachzeichnen. »Sie betrat die Bar und bewegte sich in einem Kreis, ohne etwas zu sagen. Dann ging sie wieder.«
Diesmal lachte ein anderer, und das war ich. »Sie wollen mir doch nicht erzählen, Mr. Goff, daß Sie mit der Frau kein einziges Wort gesprochen haben?«
»So ist es aber gewesen. Natürlich werden Sie mir das nicht glauben. Hätte ich auch nicht getan, doch das ist nun mal der Fall gewesen. Ich war auch nicht in der Lage, etwas zu sagen. Es hat mir einfach die Sprache verschlagen. Ob Sie es nun glauben oder nicht. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, da habe ich wie unter einem Schock gestanden. Ich bekam nichts mehr auf die Reihe.«
Seltsamerweise glaubte ich ihm. Er war zu einer Figur in einem Spiel
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