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Astrella 02 - Brudernacht

Astrella 02 - Brudernacht

Titel: Astrella 02 - Brudernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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erpresst zu werden. Oder gar, dass sie sich an ihm rächte. Aber warum? Wegen einer Abtreibung? Letztendlich hätte Lydia damit einverstanden sein müssen. Auch schien ihm Klimnich, bei aller Vorsicht, nicht der Mensch gewesen zu sein, der so etwas gemacht hätte. Außer er hätte einer Frau helfen wollen. Dann aber entfiel wiederum das Rache-oder Erpressungsmotiv.
    Astrella war sich plötzlich sicher, dass er auf der richtigen Spur war. Die momentan entscheidende Frage lautete: Wer war PD.? Zunächst mal ein Mann, das war sicher. Dazu ein nicht unbedeutender, wenn er sich recht an die entscheidende Stelle des Tagebucheintrags erinnerte: »Doch PD. ist es sicher eine Hilfe. Er gewinnt Zeit, sich zu entscheiden. Dabei wäre es ein großer Verlust für alle, wenn er tatsächlich aufgäbe.« Also stand dieser Mann zum damaligen Zeitpunkt auf irgendeine Art und Weise im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Der Pfarrer konnte es nicht gewesen sein, denn der hieß Bertram Vosswinkel, also entweder ›BV‹ oder nur ›V‹. Wer kam noch in Frage? Ein lokaler Politiker? Der Schulleiter? Der örtliche Bankchef?
    Er musste nochmals nach Preschingendorf fahren, um in den dortigen Archiven nachzuforschen. Zunächst würde er jedoch morgen früh ein paar Telefonate führen und hoffen, dabei mehr über diese Lydia Wellschat zu erfahren. Auch durfte er den ermordeten Lemsack nicht völlig aus den Augen verlieren.

21
    »Doktor Schwertbach sagt, dass er stark lichtempfindliche Augen und deshalb Schmerzen hat.«
    Auerbach tippt mit seinem Bleistift mehrmals auf die Tischplatte und scheint zu überlegen.
    »Und, was will er dagegen unternehmen?«
    »Seiner Meinung nach kann man es mit Augentropfen in den Griff bekommen«, antwortet Schwester Kordula, die sich zu einer der üblichen Kurzbesprechungen im Büro des Heimleiters eingefunden hat. »Aber eine Sonnenbrille könnte das Ganze unterstützen.«
    »Also gut, er bekommt eine. Ich hoffe nur, dass dann die anderen nicht auch alle eine wollen.«
    »Das werden sie nicht. Sie werden über ihn lachen, weil er so herumläuft.«
    »Sie klingen so sicher.«
    »Ich bin mir dessen sicher, Herr Auerbach.«
    »Und warum?«
    »Weil die anderen Kinder Peter nicht mögen.«
     
    Wenn er nur wüsste, was richtig war.
    »Shit!«, fluchte Micha leise vor sich hin. Sein Gewissen sagte eindeutig: »Geh zu den Bullen und zeig die Bande an.« Doch was war sein Gewissen schon wert? Wann in der Vergangenheit hatte er schon mal etwas auf sein Gewissen gegeben? Nie. Stets war es ihm recht gewesen, wenn er von den Straftaten der Bande profitiert hatte. Seien es Spirituosen gewesen oder Klamotten, wenn sie mal ’ne Boutique ausgeräumt hatten. Hatte er da etwa auf sein Gewissen gehört? Von wegen! Er hatte alles angenommen und keine Fragen gestellt. Meistens waren diese Zuwendungen von Danny ausgegangen. Oft genug war es ihm dabei vorgekommen, als wollte sie ihn damit mitschuldig machen und davon abhalten, sich der Bande anzuschließen. Mitschuldig deshalb, damit sie nicht allein im Morast der Kriminalität versank. Und ihn genau davon abhalten, damit wenigstens er ›sauber‹ blieb. Ein feiner Stiefbruder war er. Anstatt ihr zu helfen, von Slim und der Bande loszukommen, schaute er in aller Seelenruhe zu, wie sie beständig weiter den Bach runterging. Gegen Slim hatten weder sie noch einer von den anderen aus der Bande eine Chance. Warum war sie diesem Typ nur hörig? Wahrscheinlich waren sie allesamt froh, dass ihr eigenes langweiliges Leben durch ihn interessant wurde. Wenn eine größere Sache ablief, hatte Slim sie geplant. Dies hatte Danny ihm einmal anvertraut, als sie sich unterhalten hatten. Seit seinem Auszug damals war dies selten genug vorgekommen. Slim hatte dieses bestimmte Etwas, das ihn zum Anführer machte, und das er, Micha, nicht genau beschreiben konnte. Er wusste einzig, er besaß es selbst nicht und taugte nur zum Mitläufer.
    Micha schlug mit der flachen Hand gegen den Türholm, dass es klatschte. Wenn er sich heute Mittag mit Maxi im Flappach traf, musste er unbedingt nochmals mit ihr reden. Es hatte ihm einen kleinen Stich versetzt, als sie so lebhaft gegen seine Absicht gesprochen hatte, die Bande anzuzeigen. Wahrscheinlich schätzte sie die Lage richtig ein, vor allem jedoch ihn und seine Fähigkeiten. Welche besaß er schon? Er war ein hervorragender Schmarotzer, ja, das war er! Sein Gewissen! Das war zum Lachen. Nur weil er sich Maxi von seiner guten Seite zeigen wollte, ihr

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