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Astrella 02 - Brudernacht

Astrella 02 - Brudernacht

Titel: Astrella 02 - Brudernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Wer ließ sich schon in einem Fotostudio mit Sonnenbrille fotografieren? Aber passte diese Auffälligkeit nicht zum Wesen der Frau, die neben ihm stand und angenehm duftete? Astrella dachte an die ständig heruntergelassenen Rollläden, an die abgestandene Luft, an die geschmackvolle Kleidung der Frau und an das teure Parfüm.
    »Ein hübscher Junge.«
    Sofort strahlte sie. »Finden Sie?«
    »Ja. Ich selbst habe auch nur ein Kind, eine Tochter. Wobei sie erst sechzehn ist, während ihr Sohn dem Foto nach zu urteilen bestimmt um die dreißig ist.«
    »Ja, Peter ist jetzt fünfunddreißig. Sieht man ihm sein Alter denn an? Auf mich wirkt er immer jünger, auch wenn ich ihn nicht mehr oft sehe.«
    »Na ja, wissen Sie, ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Schließlich bin ich doch Privatdetektiv.« Astrella lebte sich von Minute zu Minute stärker in die Rolle des geschwätzigen, Pudel suchenden Privatdetektivs hinein. »Außerdem, Sie werden lachen, geht es mir mit meiner Tochter genauso. Vielleicht liegt es daran, dass Eltern ihre Kinder nicht gern älter werden sehen.«
    »Da könnten Sie recht haben.«
    Astrella wollte ihr gerade das Bild zurückgeben, als er neben dem Kürzel des Fotostudios einen weiteren Namen am linken unteren Bildrand erkannte: Slim.
    »Mensch, jetzt habe ich gerade große Töne gespuckt von wegen Hausaufgaben gemacht und so. Von wegen!«
    Frau Emmel schaute ihn erstaunt an. Das Misstrauen in ihren Augen war inzwischen völlig verschwunden.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich sehe gerade die Unterschrift ›Slim‹ hier unten links. Ich habe gar nicht gewusst, dass es in Ravensburg ein Fotostudio mit solch einem Namen gibt.«
    Zum ersten Mal lachte die Frau neben ihm laut auf.
    »Das ist nicht Ihr Fehler. Ich weiß zwar auch nicht, ob es in Ravensburg oder Weingarten ein Fotogeschäft mit diesem Namen gibt, aber ›Slim‹ ist der Rufname von Peter Alexander.«
    »Peter Alexander?«
    »Ja, so habe ich ihn taufen lassen. Auch wenn es versponnen klingen mag: Ich bin schon seit ewigen Zeiten ein Fan von Peter Alexander, dem Sänger. Außerdem ist Peter Alexander ein schöner Name.«
    »Da stimme ich Ihnen zu. Aber Slim hat doch mit Peter Alexander überhaupt nichts zu tun.«
    »Ich weiß. Aber sein Spitzname kommt daher, dass er sich als Kind immer eine bestimmte Westernserie angeschaut hat. Dabei trug der Held diesen Namen. Dieser hat ihm so gut gefallen, dass er mit der Zeit von allen verlangt hat, mit ›Slim‹ angesprochen zu werden.«
    Obschon ihre Augen strahlten, als sie dies erzählte, entging Astrella nicht der bittere Unterton in ihrer Stimme. Inzwischen wunderte er sich auch nicht mehr darüber, dass Frau Emmel bisher noch nichts über ihren verstorbenen Ehemann erzählt hatte. Sie schien ausschließlich auf ihren Sohn ausgerichtet zu sein. Wer wusste schon, warum sie Maurus Emmel geheiratet hatte? Er selbst wusste ja auch nicht, warum er ausgerechnet Gloria geheiratet hatte.
    »Peter hat einen kleinen Computerladen in der Stadt. In der Rosenstraße. Den haben wir ihm bereits vor zehn Jahren eingerichtet. Peter war schon immer ein Tüftler, der sich gern alle möglichen Spiele ausdachte und sie dann auch durchzuführen verstand. Er ist ein lieber Junge.«
    »Das glaube ich Ihnen gern.«
    Allen Auffälligkeiten zum Trotz war Astrella inzwischen davon überzeugt, dass Lydia Emmel mit den zwei Morden nichts zu tun hatte. Sie war zwar ein wenig eigenartig, aber war das nicht jeder auf seine Art? Selbst die Werbung hatte dies vor ein paar Jahren bereits aufgegriffen, als ein Getränkehersteller in einem Spot fragte: »Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?« Waren es nicht gerade solche Unterschiede im Verhalten der Menschen, die sie unverwechselbar machten? Daran gab es nichts zu verurteilen.
    »Wissen Sie, wie Peter seinen Laden genannt hat?«
    »Nein«, sagte Astrella wahrheitsgemäß.
    »Er nennt ihn: ›Slim’s Copulad‹. Letzteres ist dabei die Abkürzung für Computerladen. Er hat eben schon als Kind so verrückte Ideen gehabt. Vielleicht hat er es von dem Mann geerbt, der ihn gezeugt hat. Obwohl, nein, das kann nicht sein.«
    Die letzten Worte hatte sie leise vor sich hingemurmelt. Obschon diese Tatsache Astrella aufhorchen ließ, wusste er, dass er den Bogen überspannen würde, wenn er jetzt seiner Neugier freien Lauf ließe. Im Gegenteil: Es war an der Zeit, dass er sich endlich von der Frau verabschiedete. Sie würde ihm nicht davonlaufen.
    »Ach ja, natürlich. Sie müssen ja

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