Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Asylon

Asylon

Titel: Asylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
Vom Netzwerk:
Kopf und blickte in ihre Richtung. Schon war von ihm nur noch ein schmaler
Streifen zu sehen. Torn schlug die Hand, die noch um seinem Hals lag, nach
unten und befreite sich endgültig aus dem Griff des Goten, dann sprang er nach
vorn, auf den Aufzug zu.
    Hinter ihm versuchte der Gote ihn
wieder zu packen zu bekommen, griff aber daneben. Torn hetzte auf den Aufzug
zu.
    Im nächsten Moment schloss sich
der helle Streifen vor ihm und war verschwunden.
    Wütend hämmerte Torn gegen die
Tür, doch damit konnte er nichts erreichen. Er tastete die Wände neben der Aufzugstür
ab. Da musste es doch einen Knopf geben, um die Kabine wieder nach unten zu
rufen, aber er fand ihn nicht. Also zog er die Taschenlampe aus seiner Beintasche,
schaltete sie an und suchte in ihrem Lichtkegel erneut die Wand ab, wohl
wissend, dass er damit für seinen Verfolger sichtbar wurde. Warum war der Gote
nicht längst bei ihm?
    »Das bringt nichts, Boss!«
    Torn gefror das Blut in den
Adern, als er die Stimme hörte. Er fuhr herum – und erstarrte bei dem, was er
im Schein der Taschenlampe zu sehen bekam!
    »Ich … ich dachte … Ich hab
geglaubt, du wärst tot«, stammelte er.
    »Noch nicht«, antwortete Scooter
grinsend. Ächzend kämpfte er sich auf die Beine. Den Helm hatte er bereits
abgenommen und klemmte ihn sich nun unter den Arm.
    »Was … was soll dieser dämliche
Mummenschanz?«, brüllte Torn, verwirrt und zornig zugleich.
    »Kein Mummenschanz, Boss«,
berichtigte ihn Scooter. »Das ist keine Verkleidung, sondern meine zweite Identität.«
    » Du bist der Gote?«, stieß Torn fassungslos hervor.
    »Ist ’ne hervorragende Tarnung.
Niemand kennt mein Gesicht. Außer Sputano.«
    »Aber …« Torn war noch immer
völlig verstört. »Wie kannst du nur für diesen Schlächter arbeiten?«
    »Na ja …« Mit einer für ihn
typisch jungenhaften Geste zuckte Scooter mit den Schultern. »Er mag ein etwas
fragwürdiger Charakter sein. Aber er hat mich unter seine Fittiche genommen,
als ich sonst niemanden hatte.«
    Seine Worte erinnerten Torn an
seine eigene Vergangenheit, daran, wie Vanderbilt sich seiner angenommen hatte,
als er völlig allein in der Stadt gewesen war. Er konnte dem Jungen kaum einen
Vorwurf machen. Doch da gab es noch ein paar andere Fragen.
    »Aber … wenn du für Sputano
arbeitest … Ich meine, wieso … Wieso wurdest du zu … meinem Assistenten?« Misstrauen
schlich sich in seine Gedanken. Misstrauen, das wieder zu kalter Wut wurde.
»Hat Sputano dir das befohlen? Wollte er mich auf diese Weise kontrollieren?«
    Scooter antwortete darauf nur
indirekt, indem er sagte: »Ich hab’s getan, weil ich auf diese Weise auf meinen
besten Freund aufpassen konnte, nachdem ich ihn endlich wiedergefunden hatte.«
    »Aufpassen? So nennst du das?«,
schrie Torn ihn an. »Scheiße, du hast mich gejagt und an Sputano ausgeliefert!
Der Kerl hätte mich beinahe erdrosselt!«
    »Sorry, aber Sputanos Befehlen
muss man Folge leisten. Außerdem wollte er dir nur Angst machen und hätte dich
niemals getötet. Er hat irgendwie einen Narren an dir gefressen.«
    »Na, dein Wort in Allahs
Gehörgang«, murrte Torn.
    »Du lebst doch noch. Er wollte
dich eben nur ein bisschen erschrecken und unter Druck setzen. Das ist so seine
Art. Er hat vor einer Weile begonnen, die anderen Clans durch Erpressung und
Bestechung zu unterwandern, um die absolute Macht an sich zu reißen. Deswegen
ist er doppelt vorsichtig.«
    Torn war noch nicht zufrieden.
»Was meinst du eben damit, du hättest mich wiedergefunden ?«
    Scooter grinste im Schein der
Taschenlampe. »Oh, wir kennen uns schon viel länger, als du denkst.«
    Torn schüttelte den Kopf. Das
alles war doch völlig absurd. Unvermittelt erinnerte er sich wieder an Scooters
ausgebrannten Wohncontainer. »Ich habe wirklich geglaubt, du wärst tot«, sagte
er. »Ich dachte, es wäre meine Schuld, weil ich nicht auf dich aufgepasst habe,
weil wir uns gestritten hatten.« Die Kehle wurde ihm auf einmal eng.
    Scooter ging auf ihn zu, blieb
dicht vor ihm stehen und legte ihm beide Hände auf die Schultern. »Das war
bestimmt nicht deine Schuld. Außerdem siehst du ja, es geht mir bestens.«
    Wie von selbst legten sich Torns
Arme um Scooter und rissen ihn an sich. Eine Weile lang standen sie nur still
da.
    Schließlich löste sich Torn von
ihm und grunzte: »Mann, bleib mir vom Leib, sonst fang ich noch an zu heulen!«
    Scooter grinste nur.
    »Wie bist du davongekommen?«,
fragte Torn. »Ich dachte, ich

Weitere Kostenlose Bücher