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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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Glück und ein paar zarten Schubsern in die richtige Richtung (sicher ist sicher, denn das Glück war mitunter etwas unzuverlässig) wie von selbst einstellen. Die Kunst bestand darin, Männern das Gefühl zu vermitteln, die Idee wäre auf ihrem eigenen Mist gewachsen. Als Frau brauchte man für diese jahrhundertealte Technik lediglich zwei Dinge: ein wenig weibliche Raffinesse und viel Geduld. Bedauerlicherweise zählte beides nicht gerade zu meinen Stärken, aber mir blieb ja noch ein wenig Zeit, um daran zu arbeiten.
    »Hat es dir nicht gefallen? Du bist so still.« Conrad goss mir noch einen Schluck Wein nach.
    »Doch, doch, das Theaterstück war klasse«, beeilte ich mich zu versichern und spielte dabei mit meiner Serviette herum.
    Mit fahrigen Fingern begann ich, einen Kranich zu falten, so wie es neulich eine kleine Asiatin im Fernsehen demonstriert hatte – auf der Mattscheibe hatte das babyeinfach ausgesehen. Einmal knicken, noch mal knicken, die Ecke nach hinten … Doch das Ergebnis sah gar nicht aus wie ein eleganter Vogel. Mehr wie eine notgelandete Boeing 727. Hin- und hergerissen zwischen Origami und Harakiri, gab ich mir schließlich innerlich einen Ruck.
    »Conrad, es gibt da etwas, worüber ich gerne mit dir reden möchte.«
    »Ich habe gewusst, dass du das Thema heute ansprechen würdest.«
    »Ja?« Ich legte die Serviette beiseite. Der Kranich würde mir schon nicht davonfliegen. Wie denn auch? Mit den krummen Flügeln …
    Dass Conrad ein überaus einfühlsamer und aufmerksamer Mensch war, wusste ich bereits. Aber dass er neben diesen Qualitäten, die bei Männern keineswegs zum All-inclusive-Paket gehörten, auch über hellseherische Fähigkeiten verfügte, war mir neu. Hoffentlich glaubte Conrad nicht, ich wollte mit ihm über Kai reden, denn das war nun wirklich das Letzte, wonach mir an diesem Abend der Sinn stand.
    »Ich mag Kinder.« Conrad lächelte mich liebevoll an. »Von mir aus ist die Sache geritzt.«
    Donnerwetter! Mein Herz machte einen aufgeregten Freudenhüpfer. Ich konnte mein Glück kaum fassen! Meine Güte, wenn ich gewusst hätte, wie schnell er einem Baby zustimmen würde, hätte ich das Thema schon viel früher zur Sprache gebracht.
    Über den Tisch hinweg griff Conrad nach meiner Hand und streichelte sie zärtlich. »Jetzt muss nur noch Ilka ihre Zustimmung geben.«
    Also, bei allem Familiensinn: Dass er seine Tochter um Erlaubnis bitten wollte, um mit mir ein Kind zu bekommen, fand ich nun doch ein kleines bisschen übertrieben. Aber bitte, wenn es denn sein musste. Bis dato wusste Ilka ja nicht einmal, dass Conrad und ich ein Paar waren. Allerdings konnte ich mir vorstellen, dass ich als Stiefmutter nicht gerade ihre erste Wahl war. Und was das neue, noch zu zeugende Halbgeschwisterchen betraf – auch in diesem Punkt rechnete ich bei der Fürstin der Finsternis nicht gerade mit überschäumender Begeisterung.
    Überraschenderweise schien Conrad, der seine Tochter schon ein paar Jährchen länger kannte als ich, meine Zweifel nicht zu teilen. »Mach dir mal keine Sorgen. Ich bin mir sicher, dass Ilka nichts dagegen hat. Wird zwar eine schöne Stange Geld verschlingen, aber ich bin davon überzeugt, dass sich diese Investition in die Zukunft früher oder später bezahlt macht.«
    Ein Kind als Investition in die Zukunft zu bezeichnen fand ich ehrlich gesagt schon ein wenig befremdlich. Aber als eingefleischter Geschäftsmann sah Conrad die »Familienexpansion« vermutlich noch unter einem anderen Gesichtspunkt als ich. Das Wallemrath Hotel war seit Generationen in Familienbesitz. Und wenn es nach Conrad ging, sollte das verständlicherweise auch so bleiben. Da er jedoch selbst keine Geschwister hatte und Ilka ebenfalls ein Einzelkind war, drohte der Wallemrath-Sippe ein ähnliches Schicksal wie den Dinosauriern. Sie würden peu à peu aussterben. Rein theoretisch war es natürlich denkbar, dass Ilka den Fortbestand des Familienclans sicherte. Denkbar war schließlich alles. Sogar, dass Womanizer Brad Pitt schwul war. Man brauchte nur genügend Fantasie. Allerdings war Ilka die Mutterrolle nicht gerade auf den Leib geschnitten. Jeder Kühlschrank strahlte mehr mütterliche Wärme aus als sie. Außerdem gehörten zum Kinderkriegen bekanntlich immer zwei. »Ich freue mich auf eine fruchtbare Zusammenarbeit«, kamen mir Ilkas Worte plötzlich in den Sinn. Ach was, fruchtbar hin oder her: Noch war Ilka definitiv kinderlos. So gesehen konnte ich Conrads Gedankengang

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