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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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der Prioritäten. »Wie geht es Susanne?«
    Na wunderbar. Mir rollten sich die Fußnägel hoch.
    Achim schien Taktgefühl für eine Gabe zu halten, die Musikern und Tänzern vorbehalten war. Die Frage nach Conrads Ehefrau hätte ja nun wirklich Zeit gehabt, bis ich mal für kleine Mädchen musste oder mir die Nase pudern ging. Achim jedoch sah keine Notwendigkeit, auf meine Gefühle Rücksicht zu nehmen. Warum sollte er auch? Wahrscheinlich hielt er mich für Conrads kleine Gespielin, mit der er sich ab und an heimlich ein paar schöne Stunden machte.
    Dass Achim seine Ehefrau zur Sprache gebracht hatte, schien Conrad im Gegensatz zu mir keineswegs unangenehm zu sein. »Susanne geht’s bestens – seit wir uns getrennt haben.«
    Achim lachte dröhnend. »Willkommen im Club. Meine erste Ehe ist schon vor vier Jahren den Bach runtergegangen.«
    Das überraschte mich, sehr sogar. Denn daran, dass Achim seine Ehen durchnummerierte, erkannte ich, dass es mindestens eine Ehefrau Numero zwei geben musste.
    »Irgendwie ist es doch immer das Gleiche«, posaunte Achim in voller Lautstärke durch das Lokal. »Erst vergisst du, wann du geheiratet hast, und dann, warum.«
    Ein Mann und eine Frau mittleren Alters, die am Nebentisch saßen und sich bereits eine ganze Weile über ihre Weißbiergläser hinweg angeschwiegen hatten, nickten zustimmend. Ihnen hatte Achim offenbar aus der Seele gesprochen.
    Conrad lachte, als habe Achim einen besonders guten Witz gemacht. Ich hingegen fand das Thema etwa so spaßig wie eine Flugzeugentführung oder einen Zahnarztbesuch. Conrads Noch-Ehefrau Susanne war mir schon seit Langem ein Dorn im Auge. Nicht dass ich mir Sorgen gemacht hätte, dass Conrad reumütig zu ihr zurückkehren könnte – obwohl man natürlich auch diese Möglichkeit nie gänzlich ausschließen durfte. Immerhin waren die beiden fast drei Jahrzehnte miteinander verheiratet gewesen. Aber das war noch nicht einmal der springende Punkt. Mir wäre einfach erheblich wohler gewesen, wenn alles seine Ordnung gehabt hätte.
    Vielleicht lag es an der Heimlichtuerei oder an Conrads »Töchterchen« Ilka, dem lebenden Beweis für seine Vergangenheit, mit dem ich fast täglich konfrontiert wurde, dass mir die Situation Bauchschmerzen bereitete. Wenn ich nicht gut drauf war, zum Beispiel kurz bevor ich meine Periode bekam oder kurz nachdem ich mit meiner Mutter telefoniert hatte, plagten mich Gewissensbisse. Dann fühlte ich mich wie eine skrupellose Ehebrecherin. Obwohl das natürlich völliger Humbug war, denn als Conrad und ich einander nähergekommen waren, hatte er bereits seit über einem Jahr von Susanne getrennt gelebt. Trotzdem: Eine Scheidung war doch heutzutage keine große Sache mehr. Reine Routine. Warum zum Teufel dauerte so ein bisschen Papierkram länger als eine Blinddarmoperation?
    »Seid ihr schon geschieden, Conrad?«, bohrte Achim zielsicher in meinen eitrigen Wunden herum.
    »Nein, das haben wir noch vor uns. Es gibt da zwischen Susanne und mir noch einiges zu klären.«
    »Na, dann viel Spaß.« Achim nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas. Seinem leicht verschleierten Blick nach zu urteilen, war er nicht mehr ganz nüchtern. »Schenke einer Frau, die dich nicht leiden kann, dein Haus, dein Geld und dein Auto – schon weißt du, wie eine Scheidung funktioniert.«
    »Das ist gar nicht mal das Problem. Es geht in erster Linie um Susannes Anteile am Hotel. Vor ein paar Jahren mussten umfangreiche Umbauarbeiten vorgenommen werden, da hat Susanne einen großen Teil ihrer Erbschaft investiert.«
    Nachdem das Thema Scheidung – zumindest verbal – durch war, revanchierte Conrad sich nun seinerseits mit einer Frage nach Achims Privatleben. »Was machen die Kinder?«
    »Kinder? Na, du bist gut! Die Kleine studiert, und mein Großer hat mittlerweile selber welche.«
    »Glückwunsch, Achim! Für einen Opa hast du dich verdammt gut gehalten.«
    »Opa? Was heißt hier Opa?!« Wie zum Beweis, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehörte, richtete Achim sich auf und straffte die Schultern. »Vor ein paar Wochen habe ich selbst noch mal Nachwuchs bekommen.«
    Ich spürte ein aufgeregtes Kribbeln in der Magengegend. Mit einem Schlag war ich hellwach. Sieh mal einer an! Möglicherweise war Achim ja doch ein ganz patenter Kerl – auch wenn er das bisher geschickt vor mir verborgen hatte. Auf jeden Fall konnte er sich für meine Zwecke noch als nützlich erweisen. Natürlich würden sie das nie und nimmer zugeben, aber

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