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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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grenzte in meinen Augen an Körperverletzung. Gerade sauste Achims Pranke erneut auf Conrads linke Schulter herunter. Rums! Ich hätte wetten können, dass weder Conrads Orthopäde noch seine Bandscheiben dieses Begrüßungsritual gutheißen würden.
    Conrad und sein Bekannter waren schätzungsweise im gleichen Alter, nur dass man Achim ansah, dass er entweder strammen Schrittes auf die fünfzig zusteuerte oder sie möglicherweise sogar bereits überschritten hatte. Daran konnten auch sein lächerliches, auf jugendlich getrimmtes Outfit und seine gefärbten Haare nichts ändern. Nichts gegen gefärbte Haare – schließlich kam mein »Naturblond« auch aus der Flasche –, aber irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass der ganze Kerl eine einzige Mogelpackung war.
    »Melina – Achim«, stellte Conrad uns einander vor. Als Conrad meinen Namen nannte, stockte er kurz, so als wollte er noch etwas hinzufügen. Melina allein klang irgendwie ein wenig dürftig. Das sah Achim wohl ähnlich. Genau wie ich schien er auf eine Erklärung zu warten, in welchem Verhältnis Conrad und ich zueinander standen. Würde Conrad mich als seine Freundin vorstellen? Als Lebensabschnittsgefährtin? Oder schlimmstenfalls sogar als seine langjährige Mitarbeiterin? Nun würde ich also doch noch erfahren, wie es um unsere Beziehung bestellt war. Gespannt hielt ich den Atem an.
    Conrad löste das Problem ganz elegant, indem er gar nichts sagte und es jedem selbst überließ, sich seinen Teil zu denken.
    Bei John-Travolta-Verschnitt Achim war er hingegen schon ein wenig mitteilungsfreudiger: »Achim und ich kennen uns aus dem Jachtclub. Früher sind wir oft zusammen segeln gegangen.«
    »Ich hätte eher auf tanzen getippt.« Conrad und Achim verzogen keine Miene. Schade, niemand schien die Anspielung auf Saturday Night Fever zu kapieren.
    Plötzlich bekam ich eine vage Vorstellung davon, wie Eltern sich fühlten, wenn ihre Kinder in die falschen Kreise gerieten. Nicht dass Achim wie ein Krimineller gewirkt hätte – schlechter Geschmack war schließlich nicht strafbar –, aber ich wusste auch so auf Anhieb, dass er kein guter Umgang für Conrad war.
    »Hey, Conrad, ich glaub, ich träume! Wir haben uns ja seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen«, posaunte er gerade lautstark. »Was machst du denn hier?«
    Eisstockschießen oder Hochseeangeln schieden aus. Dafür fehlte uns das passende Equipment. Boah, was sollte man in einem Restaurant schon großartig machen?!
    »Wir waren im Theater, Shakespeares Sommernachtstraum , und danach haben wir noch einen Happen gegessen. Und was hat dich hierher verschlagen?«, ließ Conrad sich auf das Niveau seines ehemaligen Segelkumpanen herab.
    »Ein Geschäftsessen. Na, du weißt schon, bloß ein paar neue Verträge aushandeln. Nur so das Übliche«, gab Achim sich betont weltmännisch.
    »Und wie laufen die Geschäfte?«
    »Oh, bestens.«
    »Setz dich doch zu uns.« Conrad zeigte auf einen freien Stuhl an unserem Tisch. »Du hast doch nichts dagegen, Melina, oder?«
    Nichts dagegen? Und ob ich was dagegen hatte! Wenn ich unverrichteter Dinge diesen Laden verließ, hatte ich die längste Zeit eine beste Freundin gehabt. Dann brauchte ich Charlotte gar nicht mehr unter die Augen zu treten. Dieser Schmalspurcasanova war wirklich im ungünstigsten Moment aufgetaucht. Trotzdem würde mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Auch wenn’s schwerfiel. Bereits nach wenigen Augenblicken schienen die beiden Männer meine Anwesenheit völlig vergessen zu haben. Sie schwelgten in guten alten Zeiten und fachsimpelten über Boote, ich fungierte dabei lediglich als Tischdekoration.
    Wenn schon nicht mit mir, so sprachen Conrad und Achim umso kräftiger dem Alkohol zu. Gerade brachte der Kellner erneut eine Runde Scotch und für mich ein Mineralwasser ohne Kohlensäure. Die Seezunge musste sich in meinem Magen schon ganz heimisch fühlen, bei den Unmengen von Wasser, die dort bereits herumschwappten.
    Mühsam unterdrückte ich ein Gähnen. Herrjemine, mir galoppierte die Zeit davon. Sicher machte das Restaurant bald dicht. Wenn Achim sich jetzt endlich vom Acker machen würde, bliebe immer noch genügend Zeit, über die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu sprechen. Und damit meinte ich ganz sicher nicht die Kieler Woche!
    Doch anstatt endlich das Weite zu suchen, brachte Achim, nachdem das Thema Boote offenbar abgegrast war, nun das Thema Frauen zur Sprache. Alles eine Frage

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