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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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»Ihr kennt euch schon länger?«
    »Nein!« Meine Antwort kam eine Spur zu schnell, um glaubwürdig zu klingen. Aber Conrad schien Gott sei Dank keinen Verdacht zu schöpfen. »Ich meine, seit er im Hotel aufgetaucht ist, versucht er, alles an sich zu reißen.«
    »Das ist sein gutes Recht. Schließlich will er sich profilieren und genau wie du beruflich aufsteigen.«
    Ich schnaufte verärgert. »Ja, aber doch nicht um jeden Preis!«
    »Hak’s ab, Melina«, versuchte Conrad, mich zu beschwichtigen. »Ist doch noch mal gut gegangen.«
    Ja, zum Glück! Genau wie die Sache mit der erfundenen Schwangerschaft. Auch wenn sich das Gerücht wie ein Buschfeuer im Hotel ausgebreitet hatte, vor der Chefetage hatte es offenbar Halt gemacht. Wäre Ilka oder Conrad etwas davon zu Ohren gekommen, hätten sie mich bestimmt zur Rede gestellt. Bis jetzt hatte ich Kais miese kleine Intrigen ohne größere Blessuren überstanden, aber wer sagte mir, dass es beim nächsten Mal genauso glimpflich ausgehen würde? Und dass es ein nächstes Mal gab, stand für mich völlig außer Frage. Beim Kampf um die Beförderung würde Kai sich nicht auf seine fachlichen Qualitäten verlassen – denn dafür müsste er erst einmal welche haben! Die Idee mit den Mottozimmern war so eine Art Zufallstreffer gewesen. Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn …
    Doch egal was für Gemeinheiten Kai noch in petto hatte, um meine Arbeit zu sabotieren, so leicht war ich nicht kleinzukriegen! Trotzdem wäre mir wohler gewesen, wenn ich Conrad auf meiner Seite gewusst hätte.
    »Glaub mir, Kai hat dabei seine Finger im Spiel gehabt«, versuchte ich ihn von meiner Theorie zu überzeugen, wohlwissend, dass mir die nötigen Beweise fehlten. »Immerhin, ein Ziel hat er erreicht. Ich stand da wie der Trottel der Nation, schusselig, vergesslich, total unfähig und inkompetent.«
    »Du hast dämlich vergessen«, zog Conrad mich auf, wurde dann aber sogleich wieder ernst. »Willst du wirklich meine Meinung zu dem Thema hören? Du steigerst dich da in etwas hinein. Fehler passieren eben – sogar dir. Und was Kai betrifft: Ich halte ihn für einen fairen Sportsmann. Setz dich mit diesem blöden Wettstreit nicht so unter Druck und versuch, das Ganze ein bisschen lockerer anzugehen. Du bist überarbeitet und siehst Gespenster.«
    Conrad konnte mit seiner ruhigen, gelassenen Art wirklich sehr überzeugend wirken. Außerdem hatte er im Allgemeinen eine hervorragende Menschenkenntnis. Dennoch: Auch er konnte sich mal täuschen. Wenn ich zum Beispiel an seinen Kumpel Achim dachte … Allerdings war es Conrad gelungen, mich zumindest ein klitzekleines bisschen zu verunsichern. Was, wenn alles nichts als ein blöder Zufall, ein dummes Zusammentreffen von unglückseligen Umständen gewesen war? Auf jeden Fall würde ich Kai in Zukunft ganz genau auf die Finger schauen. Sollte noch einmal der geringste Anlass …
    Ich kam nicht dazu, den Gedanken zu Ende zu führen, denn in diesem Moment klingelte es an der Tür.
    »Machst du bitte auf?«, bat mich Conrad, der immer noch in der Badewanne herumdümpelte. »Das wird mein Nachbar sein, der die Heckenschere zurückbringt.«
    Doch es war nicht der Nachbar, auch von der Heckenschere fehlte jede Spur. Vielleicht hatte Conrad ja recht, und ich sah tatsächlich Gespenster. Dieses trug – wohl wegen des hellen Tageslichts – eine dunkle Sonnenbrille.
    »Offenbar hat mein Vater sich wieder mal Arbeit mit nach Hause genommen.« Während mir vor Schreck sämtliche Gesichtszüge entglitten, zeigte Ilka keine Regung.
    Normalerweise kündigte Conrads Tochter ihren Besuch telefonisch an. Allerdings hatte ich mich in den letzten drei Monaten, seit Ilka aus Amerika zurück war, schon des Öfteren gefragt, was wohl passieren würde, wenn sie einmal unangemeldet bei Conrad hereinschneite. Nun bot sich die Gelegenheit, es herauszufinden. Und ich hatte die vage Vermutung, dass Ilka über unser Zusammentreffen genauso wenig erfreut war wie ich. Unwillkürlich raffte ich den Bademantel über der Brust zusammen.
    »Es ist nicht so, wie es aussieht.«
    Es ist nicht so, wie es aussieht – boah, wie dämlich war das denn?! Ausnahmsweise schienen Ilka und ich der gleichen Meinung zu sein.
    »Ach, nein? Auf die Erklärung bin ich allerdings sehr gespannt.«
    Da waren wir schon zu zweit. Aber auf die Schnelle wollte mir einfach keine plausible Begründung einfallen, warum ich an einem Samstagnachmittag, nur mit einem Bademantel bekleidet, die Haustür

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