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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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bisher zu tun gehabt hatte, kamen morgens später und gingen dafür abends früher. Wie stellte Ilka sich das also vor? Sollte ich selbst die Maurerkelle schwingen? Ich hatte ja gleich geahnt, dass hinter Ilkas Entscheidung nichts Gutes stecken konnte.
    Sichtlich mit sich zufrieden klatschte die Fürstin der Finsternis in die Hände. »So, das war’s für den Moment. Kai, Sie können jetzt gehen.« Sie lächelte meinen Kontrahenten freundlich an. »Viel Erfolg bei Ihrem Konzept!«
    Hey, Moment mal? Sollte ein Schiedsrichter nicht eigentlich unparteiisch sein? Mir sträubten sich die Nackenhaare. Dieser ganze Wettbewerb war eine einzige Farce! Ilka wartete doch nur auf eine Gelegenheit, um mich abzuschießen. Schon bevor sie von der Sache zwischen Conrad und mir gewusst hatte, waren wir nicht gerade dicke Freundinnen gewesen – nun hasste sie mich vermutlich wie die Pest. Selbst wenn Kai vorschlagen sollte, das Wallemrath Hotel in ein Stundenhotel umzufunktionieren oder ein Obdachlosenasyl einzurichten, um die Hütte vollzukriegen, würde Ilka begeistert zustimmen. Ich hoffte, dass Conrad bei dieser Entscheidung auch noch ein Wörtchen mitzureden hatte, denn sonst war ich restlos geliefert.
    »Sie bleiben bitte noch, Melina.«
    Na toll, jetzt ließ mich die alte Hexe zur Strafe, dass ich mit ihrem Vater schlief, auch noch nachsitzen! War die Bauaufsicht nicht schon Schikane genug? Was hatte sie sich noch einfallen lassen, um mich bluten zu lassen? Mit einem unterdrückten Seufzer ließ ich mich in den unbequemen Designerstuhl zurücksinken.
    Ilka wartete, bis Kai die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann kam sie ohne Umschweife sofort zur Sache: »Ich kann meinem Vater nicht vorschreiben, was er in seiner Freizeit zu tun und zu lassen hat. Aber falls Sie sich durch die Affäre bessere Chancen auf den Job des Abteilungsleiters ausrechnen, muss ich Sie leider enttäuschen. Personalentscheidungen treffe immer noch ich. Und nur weil mein Vater gerade seinen dritten Frühling erlebt …«
    »Zweiten Frühling«, entschlüpfte es mir.
    »Wie bitte?« Die Fürstin der Finsternis schätzte es nicht besonders, wenn man ihr ins Wort fiel.
    »Sie wollten sicher sagen: zweiten Frühling.«
    »Keinesfalls.« Ilka lächelte süffisant. »Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass Sie nach meiner Mutter die erste Frau im Leben meines Vaters sind. Und ganz bestimmt auch nicht die letzte.«
    Ein eisiger Schauer huschte meinen Rücken hinunter. Die Kampfansage war angekommen. Doch falls Ilka glaubte, sie könnte einen Keil zwischen Conrad und mich treiben, musste ich sie leider enttäuschen. Wir hatten uns längst wieder vertragen. Eigentlich sollte man viel öfter streiten, denn so eine Versöhnung war eine verdammt schöne Sache! Und dieser Meinung war ich nicht nur, weil Conrad mir als Wiedergutmachung für das verpatzte Wochenende ein ganz besonderes Geschenk gemacht hatte: Aufmerksam wie er war, hatte er sich gemerkt, wie begeistert ich von dem Kostüm gewesen war, das Marie mir für das Fotoshooting geliehen hatte. Nun gehörte es mir! Genau wie die Folterschuhe, die ich vermutlich nie tragen würde. Trotzdem war es schön, sie wie nette Nachbarn in meiner Nähe zu wissen. Eigentlich hatte ich das sündhaft teure Geschenk nicht annehmen wollen, aber Conrad hatte darauf bestanden. Also war ich – natürlich nur um des lieben Friedens willen – seiner Bitte nachgekommen.
    »Ich finde, Sie sollten Ihrem Vater überlassen, mit wem er zusammen sein möchte.« Unsere Blicke kreuzten sich wie Säbelklingen.
    »Glauben Sie mir, ich weiß, was für meinen Vater gut ist.« Ilka erhob sich. Mit einem kurzen Kopfnicken gab sie mir zu verstehen, dass ich entlassen war.
    Ich hatte so einen dicken Hals, dass ich kaum durch die Tür passte. »Überraschen Sie mich! Überraschen Sie mich!«, äffte ich Ilka nach, als ich längst wieder an meinem Schreibtisch saß. Was sollte das werden? Ein Kindergeburtstag?!
    Ich starrte auf das jungfräulich weiße Blatt Papier, das vor mir auf der Tischplatte lag und mich hämisch anzugrinsen schien. Ich griff nach meinem Kugelschreiber. Damit die DIN-A4-Seite nicht mehr ganz so kahl aussah, malte ich ein kleines Blümchen in die Mitte. Immerhin – ein Anfang. Ein Floristen-Workshop? Eine Blumenwoche? Die Jahrestagung des Kleingärtnervereins? Eigentlich hatte ich vorgehabt, eine paar erste Ideen zu sammeln, Gedankensplitter, Ansatzpunkte, Fragmente, was mir halt so zu Ilkas Aufgabenstellung in den

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