Aszendent Blödmann
dir vor, dein Computer wäre ein Haus. Da kannst du noch so viele Sicherheitsschlösser einbauen und Alarmanlagen installieren – hundertprozentig sicher wird die Bude nie. Du kannst es den Einbrechern nur so schwer wie möglich machen.«
Selbst als absoluter Technik-Dumbo hatte ich begriffen, was Claus-Dieter mir damit sagen wollte. Wie’s aussah, hatten in diesem Fall alle Sicherheitsvorkehrungen versagt. Und das Timing war, wie so oft im Leben, absolut lausig! Abgesehen von jeder Menge wertlosem Plunder, hatte der Virus meinen kostbaren Konzeptentwurf vernichtet. Vor Wut hätte ich am liebsten in die Tischplatte gebissen. Ich wusste so schon nicht, wie ich die ganze Arbeit bewältigen sollte. Darüber hinaus hatten die Umbauarbeiten für das Kinderparadies begonnen, und obwohl der Architekt ein überaus fähiger Mensch war, blieben etliche organisatorische Aufgaben an mir hängen. Zwei Dinge hatte ich im Umgang mit Handwerkern sehr schnell gelernt: Dankbarkeit und Demut. Man hatte allen Grund, dankbar zu sein, wenn sie überhaupt kamen. Und warum sich über so unbedeutende Lappalien wie ein zugemauertes Fenster aufregen? Wir sollten froh und glücklich sein, dass kein echtes Malheur passiert war …
Apropos Malheur. Aufseufzend wandte ich mich wieder meinem Computer zu.
»Tut mir wirklich leid, dass ich nicht mehr für dich tun kann.« Unentschlossen, ob er Kai und mich allein im Büro zurücklassen konnte, blieb Claus-Dieter an der Tür stehen. Yvonne hatte sich bereits während unseres kleinen Schlagabtausches klammheimlich aus dem Staub gemacht.
Claus-Dieter griff nach der Türklinke. »Du hast die Daten aber doch ganz bestimmt gesichert.«
»Ganz bestimmt – nicht!«
Einmal pro Woche wurde von allen Rechnern der Abteilung ein komplettes Back-up gemacht, eine Sicherung von allen Daten, doch die fand immer am Wochenende statt. Wer darüber hinaus etwas für die Sicherheit seiner Dokumente tun wollte, musste beten oder selbst auf externen Datenträgern sichern. So einfach war das. Zumindest in der Theorie. Bis dato hatte ich jedoch beides nicht für nötig gehalten. Ich Hornochse! Ich gottverdammtes Rindvieh! Das bedeutete, die Arbeit von fast einer ganzen Woche war futsch. Einfach weg, von einem Virus dahingerafft. Die ganze Schufterei für die Katz. Ebenso gut hätte ich Däumchen drehen, in der Nase bohren oder Schiffeversenken spielen können.
Das bestätigte auch der herbeigerufene Experte der IT-Firma, die für das Wallemrath Hotel arbeitete. Zwar baute er meine Festplatte aus und nahm sie mit, wohl um Conrad später eine gesalzene Rechnung zu schicken, machte mir jedoch gleichzeitig wenig Hoffnung, dass er die Daten retten könnte. So wie’s aussah, blieb mir wohl nichts anderes übrig, als die ganze Chose noch mal von vorne zu beginnen. Ich hätte heulen können.
Vielleicht würden auch bald E-Mails über mich im Netz kursieren. Eine Blondine, die zu doof war, wichtige Dokumente zu sichern, war auf jeden Fall eine echte Lachnummer.
Kapitel 9
D anke, dass du mir Ben leihst.«
»Kein Problem.« Charlotte gähnte. »Ich hab abgestillt. Du kannst ihn also auch gerne bis morgen früh behalten.«
»Nein, nein, so drei bis vier Stunden reichen für den Anfang vollkommen. Was macht ihr beiden Hübschen denn mit dem freien Sonntagnachmittag?«
Charlottes Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: »Nichts wie ab ins Bett!«
Ich grinste anzüglich. »Na, dann viel Spaß.«
»Nicht was du jetzt denkst. Beim Sex würde ich todsicher einpennen. Ich werde mich ins Bett legen und einfach nur schlafen, schlafen, schlafen. Unser Sohnemann gehört zur Gattung der nachtaktiven Lebewesen. Heia machen hält er für Zeitverschwendung. Er könnte ja irgendwas verpassen. Ich glaube, er wird später mal ein richtiger Partylöwe.«
So als hätte er ganz genau verstanden, was seine Mama gerade über ihn gesagt hatte, gluckste der kleine Löwe fröhlich vor sich hin. Charlotte drückte ihrem Sohn einen zärtlichen Kuss auf die Wange. »Aber egal, wie sehr sie einen auch auf Trab halten, man möchte die kleinen Flöhe um nichts auf der Welt mehr hergeben. Irgendwie hat das die Natur so eingerichtet. Wart mal ab, bis du eigene Kinder hast …«
Genau daran wollte ich an diesem Tag arbeiten. Und wer sollte besser dafür geeignet sein, Conrad auf den Geschmack zu bringen, als mein Patenkind?! Ben war ein richtiger kleiner Charmeur. Ehe der Nachmittag rum war, würde Conrad ihm restlos verfallen sein.
»Meinst du,
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