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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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meiner Vergangenheit verschwiegen hatte, weil ich immer noch etwas für Kai empfand …
    »Wieso möchtest du das wissen?«, fragte ich und schaltete beim Anfahren vorsichtig vom ersten in den zweiten Gang. »Willst du mich vielleicht mit ihm verkuppeln?« Selbst in meinen Ohren klang mein Lachen irgendwie unecht.
    Conrad hingegen schien meine Bemerkung witzig zu finden, er amüsierte sich königlich. »So weit kommt das noch! Allerdings glaube ich, dass Kai genau der richtige Mann für Ilka wäre.«
    Vielleicht waren Conrads Worte, vielleicht aber auch das Hupen des LKWs, dem ich gerade die Vorfahrt genommen hatte, schuld daran, dass ich erschrocken zusammenfuhr.
    Conrad hingegen zuckte noch nicht einmal mit der Wimper. Was mir irgendwie zu denken gab. Oh mein Gott, fuhr ich etwa immer so lausig Auto? Möglicherweise war Conrad aber gedanklich auch so damit beschäftigt, seine Tochter an den Mann zu bringen, dass er gar nicht mitbekommen hatte, dass unser Leben sekundenlang am seidenen Faden gehangen hatte. Im Plauderton fuhr er fort: »Kai ist intelligent, attraktiv, sportlich, handwerklich begabt – und er ist ledig. Was in eurer Altersklasse ja auch nicht mehr unbedingt selbstverständlich ist. Kurzum: Von so einem Schwiegersohn habe ich immer geträumt.«
    Langsam begann ich zu begreifen, warum Kai bei Conrad einen solchen Vertrauensbonus besaß. Diese verklärte Schwiegersohnfantasie schien Conrads Urteilsvermögen getrübt zu haben. Da ich nicht wusste, was ich zu diesem Thema sonst sagen sollte, begnügte ich mich damit, den Volksmund zu zitieren: »Es ist nicht alles Gold, was glänzt.«
    »Wir haben doch alle unsere Macken. Mit Ausnahme von mir natürlich.« Conrad grinste und zwinkerte mir verschmitzt zu. »Na, wie auch immer, ich glaube, dass Kai Ilka auch sehr gut gefällt. Aber wie ich meine liebe Tochter kenne, versiebt sie das mal wieder. Mit ihrem selbstbewussten Auftreten und ihrer toughen Art vergrault sie alle Männer, noch bevor sie die Möglichkeit haben, sie etwas besser kennenzulernen.«
    »Und was willst du dagegen tun?« Sorgfältig kontrollierte ich erst im Rück- und dann im Seitenspiegel, ob jemand hinter mir war, bevor ich die Spur wechselte. »Ihr den Mund mit Heftpflaster zukleben?«
    »Weißt du, ich hab da so eine Idee. Ich fände es gut, wenn die beiden ein bisschen mehr Zeit miteinander verbringen würden, um sich zu beschnuppern. Deshalb ist mir der Gedanke gekommen, Ilka und Kai zusammen auf eine Geschäftsreise zu schicken.«
    »Geschäftsreise? Interessante Idee.«
    »Interessant« war eines meiner Lieblingswörter, so eine Art verbaler Befreiungsschlag, mit dem ich mich schon aus vielen haarigen Situationen gerettet hatte. Von »dämlich« bis »genial« konnte »interessant« so ziemlich alles bedeuten.
    Conrad hatte sich bei der Interpretation des Wortes offenbar für »genial« entschieden – er strahlte, als würden für Ilka und Kai bereits die Hochzeitsglocken läuten. »Du meinst also auch, dass es funktionieren könnte?«
    »So habe ich das nicht gesagt«, antwortete ich zögernd. »Vielleicht können die beiden sich, wenn sie einander besser kennenlernen, ja auch gar nicht riechen.«
    »Das käme auf einen Versuch an. Gut, dann ist es hiermit beschlossene Sache. Am Donnerstag fährt Ilka nach Salzburg, um dort in unserem Hotel mal wieder nach dem Rechten zu sehen. Du und Kai, ihr werdet sie dabei begleiten.«
    »Iiiich? Wieso ich? Was in Gottes Namen hab ich denn damit zu tun?« Herrschaftszeiten! Wenn Conrad so weitermachte, würde die Fahrt garantiert noch im Straßengraben enden.
    »Mel, jetzt überleg doch mal«, sagte Conrad so langsam und geduldig, als hätte ich ihn gebeten, mir eine der vier Grundrechenarten zu erklären. »Wenn ich nur Kai mitschicke, riecht Ilka den Braten doch sofort. Und da sie seit ihrer Pubertät schon aus Prinzip immer genau das Gegenteil von dem macht, was ihr Daddy für richtig hält, wird das sonst nie was mit den beiden. Ich wollte, dass Ilka in die Schweiz geht, sie hat sich für Amerika entschieden. Ich habe für sie einen Mercedes ausgesucht, Ilka wollte partout einen Porsche kaufen. Und so weiter und so weiter. Ich glaube kaum, dass sie ausgerechnet beim Thema Männer auf meinen Rat hören wird.«
    »Welche Tochter würde das schon«, murmelte ich.
    »Dann weißt du ja, was ich meine. Also, wie sieht’s aus? Tust du mir den Gefallen?«
    »Ich könnte nur zum Schein mitfahren und in letzter Minute krank werden«, versuchte ich

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