Aszendent Blödmann
Schimpfwörter an den Kopf zu schmeißen. Oder besser noch: beides.
Kapitel 17
W as hältst du eigentlich von Kai?«, fragte mich Conrad.
Mit quietschenden Reifen brachte ich mein Auto zum Stehen. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre bei Rot über die Ampel gefahren. Wir befanden uns auf dem Weg zu meiner Wohnung, wo Conrad mir netterweise dabei zur Hand gehen wollte, eine schwedische Kommode aufzubauen. Immer vorausgesetzt, dass wir die Fahrt überleben würden …
Allein die Erwähnung von Kais Namen hatte gereicht, um meinen Blutdruck wie eine NASA-Rakete in die Höhe schießen zu lassen. »Warum fragst du das?« Während ich scheinbar gelangweilt darauf wartete, dass wir Grün bekamen, schielte ich nervös zu Conrad hinüber. Leider beobachtete dieser gerade die auf dem Gehweg vorbeiflanierenden Fußgänger, sodass ich seine Augen nicht sehen konnte. »Du weißt doch, was ich über ihn denke«, sagte ich, wobei ich mich fragte, ob Conrad den leicht vorwurfsvollen Unterton heraushören würde. Alle Versuche, mit ihm über Kais üble Machenschaften zu reden, waren bisher fehlgeschlagen. Aus mir unerfindlichen Gründen schien Conrad Kai für einen wahren Unschuldsengel zu halten, dem er noch nicht einmal zutraute, im Schwimmbad heimlich ins Becken zu pinkeln oder im Supermarkt eine Weintraube zu stibitzen.
»Glaubst du immer noch, dass Kai versucht, dir Knüppel zwischen die Beine zu werfen?«, hakte Conrad, dem der leise Vorwurf offenbar nicht entgangen war, nach. »Ich sage dir, du täuschst dich.«
»Wenn du mal nicht derjenige bist, der sich täuscht.« Ich erzählte Conrad von der gefälschten Druckfreigabe.
»Ein bisschen komisch ist das schon«, gab er zu. »Andererseits bist du im Moment völlig überarbeitet – wer will es dir da verdenken, wenn dir ab und an mal ein Fehler unterläuft. Vielleicht war bei eurem Faxgerät der Toner leer, oder du hattest sowieso etwas mit Marianne zu besprechen und hast das Fax deshalb von dort aus verschickt. Du siehst einfach zu viele Krimis, du verrennst dich da in was. Denk einfach noch mal scharf nach. Bestimmt gibt es eine ganz harmlose Erklärung für die Angelegenheit.« Conrad lachte. »Außerdem, Sherlock Holmes, das Faxgerät steht in meinem Vorzimmer. Vielleicht bin ja in Wirklichkeit auch ich der Täter – oder Ilka ist es.«
So lustig fand ich das gar nicht. »Daran habe ich ehrlich gesagt auch schon gedacht«, antwortete ich zögernd. Mir war klar, dass Conrad nicht besonders erbaut darüber sein würde, dass ich seine Tochter als Mittäterin in Betracht zog, deshalb formulierte ich meinen Verdacht bewusst schwammig: »Ilka würde mich lieber heute als morgen loswerden …«
»Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?« Das ansteckende Lachen, das ich so an Conrad liebte, war von seinem Gesicht verschwunden, stattdessen guckte er grimmig. »Kann es sein, dass du auf Ilka eifersüchtig bist? Ich versichere dir, dass dafür überhaupt kein Grund besteht.« Seine Gesichtszüge entspannten sich wieder, und er streichelte meine Hand, die auf dem Schaltknüppel lag. »Aber natürlich ist Ilka meine Tochter, und somit wird sie immer ein wichtiger Teil meines Lebens sein.«
»Eigentlich kann ich mir ja auch nicht vorstellen, dass sie sich in so eine Schweinerei hineinziehen lässt«, versuchte ich, ganz gegen meine Überzeugung, schnell einzulenken. »Und selbst wenn sie etwas damit zu tun haben sollte – Kai ist derjenige, der die Fäden zieht, da bin ich mir ganz sicher.«
»Komm, jetzt ist aber Schluss mit diesen Hirngespinsten.« Conrad schlug mit der flachen Hand ärgerlich auf das Armaturenbrett. »Ich will von diesem Thema nichts mehr hören. Versuch einfach mal, abzuschalten und die Arbeit zu vergessen. Du wirst sehen, das wirkt oftmals wahre Wunder«, fügte er noch versöhnlich hinzu. »Im Übrigen wollte ich gar nicht wissen, was du von Kai als Kollegen denkst.« Die Ampel sprang von Gelb auf Grün um. »Was hältst du von ihm als Mann?«
Die Frage traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Vor Schreck würgte ich erst einmal den Motor ab. Was bezweckte Conrad mit dieser Frage? Während ich die Zündung betätigte, dachte ich fieberhaft nach. Sicher ahnte Conrad etwas. Mist, ich hätte ihm gegenüber gleich von Anfang an mit offenen Karten spielen sollen. Wenn ich erst jetzt damit herausrückte, dass ich Kai schon seit der Schulzeit kannte, würde Conrad das bestimmt komisch vorkommen. Am Ende glaubte er noch, dass ich ihm dieses Kapitel
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