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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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verzweifelt, aus der Nummer rauszukommen.
    Aber mein Vorschlag stieß bei Conrad auf wenig Gegenliebe. »Ilka ist ein echtes Arbeitstier. Wie ich sie kenne, wird sie von früh bis spät schuften. Jemand muss also dafür sorgen, dass sie zwischendurch auch mal einen Gang runterschaltet, damit genügend Zeit für Privates bleibt.«
    »Und dieser Jemand soll ich sein?«, folgerte ich messerscharf.
    »So ist es. Mal ganz davon abgesehen, dass ich natürlich gerne einen Berichterstatter vor Ort hätte, der mich über die Entwicklungen auf dem Laufenden hält.«
    »Berichterstatter ist in diesem Fall wohl der vornehme Ausdruck für Spitzel.« Charlotte, der ich von dem Gespräch mit Conrad erzählt hatte, stemmte aufgebracht die Hände in die Hüften. Ihre Wuschelmähne stand wild in alle Richtungen, so als hätte sie am Morgen ihre Bürste nicht gefunden. »Du hast Conrad doch hoffentlich gesagt, dass er sich diese Schnapsidee sonst wohin stecken kann, oder?«
    »Nein, hab ich nicht.« Ich fuhr mit dem Kinderwagen einen Schlenker, um zwei Tauben auszuweichen, die sich neben einem Mülleimer um ein altes Brötchen stritten. »Schau mal, Ben, Vögel!«
    Normalerweise vermied ich es, mich Samstagvormittag, wenn Gott und die Welt auf den Beinen war, ins Getümmel zu stürzen, aber gemeinsam mit Charlotte und Ben genoss ich das geschäftige Treiben in der Fußgängerzone.
    Ungläubig schüttelte Charlotte den Kopf. »Sag, dass das nicht wahr ist! Sag mir sofort, dass du nicht mit nach Salzburg fährst! Ebenso gut könntest du einen Spaten in die Hand nehmen, um dir dein eigenes Grab zu schaufeln. Wahrscheinlich hat Conrad recht, und Kai und Ilka würden wirklich ein tolles Paar abgeben. Kotzbrocken und Ekelpaket – das passt wie Arsch auf Eimer. Aber wenn die beiden tatsächlich zusammenkommen, kannst du einpacken. Dann ist Kai die Beförderung so gut wie sicher.«
    »Eben.« Ich nickte zustimmend. »Deshalb werde ich ja auch mitfahren, um genau das zu verhindern.«
    Charlotte stutzte kurz, dann breitete sich ein zufriedenes Grinsen auf ihrem Gesicht aus. »Ach, du willst den Anstandswauwau spielen. Gar nicht dumm.«
    Dieser Gedanke war mir allerdings auch erst nach dem Gespräch mit Conrad gekommen. Die Geschäftsreise würde in jedem Fall stattfinden, ob nun mit mir oder ohne mich. Dann war ich lieber mit von der Partie, um notfalls eingreifen zu können und das Schlimmste zu verhindern.
    »Außerdem werde ich einfach den Verdacht nicht los, dass Ilka bei den Sabotageaktionen ihre Finger mit im Spiel hat«, erklärte ich, während ich das Schmusetier, das Ben im hohen Bogen aus dem Kinderwagen befördert hatte, wieder aufhob. »Vielleicht macht sie nicht aktiv mit, aber ich könnte wetten, dass sie zumindest von Kais Schweinereien weiß und sie stillschweigend toleriert. Vielleicht gelingt es mir ja, in Salzburg mehr herauszufinden. Was denkst du? Ob die beiden tatsächlich unter einer Decke stecken?«
    »Wenn es nach Conrad ginge, ganz sicher.« Charlotte grinste süffisant. Sie war vor einem Geschäft stehen geblieben. »Ich muss noch eben ins Reformhaus, für Ben ein paar Dinkelstangen besorgen. Kommst du mit?«
    Ich folgte Charlotte mit dem Kinderwagen in den Laden. Kaum hatte ich meinen Fuß über die Schwelle gesetzt, bereute ich es auch schon, denn angesichts von so viel gesundem Zeug fühlte ich mich plötzlich ganz krank. Ungefähr die Hälfte der Produkte, die in den Regalen zu finden waren, hatte frappierende Ähnlichkeit mit Vogelfutter. Nicht nur der Inhalt, sondern auch die Verpackungen waren überwiegend in Braun- und Grüntönen gehalten. Sogar die Verkäuferin sah irgendwie ein wenig grün im Gesicht aus. Was nicht weiter verwunderlich war, wenn sie den ganzen Kram, den sie verkaufte, auch selbst mümmelte.
    Das Farbenfrohste in dem Laden war mit Abstand ein rotgelber Aufkleber auf der hölzernen Ladentheke, der den Schriftzug ATOMKRAFT? NEIN DANKE trug. Aber gegen Atomkraft zu sein musste doch nicht zwangsläufig bedeuten, alle Errungenschaften der modernen Zivilisation inklusive eines Ladyshavers abzulehnen. Die Verkäuferin schien da anderer Meinung zu sein. Unter ihren Achseln quollen dunkle Haarbüschel hervor. Meine Güte, aus diesen Zotteln konnte man ja Zöpfe flechten! Ich wollte mir lieber gar nicht vorstellen, in welch erbarmungswürdigem Zustand sich ihre Bikinizone befand. Wahrscheinlich brauchte man keinen Rasierer, sondern eine Machete, um sich einen Weg durch das Dickicht zu schlagen.

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