Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
gingen. Auf den Tapeten blühten orangefarbene Margeriten in Esstellergröße. Die Frau hatte ein Telefon mit Wählscheibe , ohne Witz. Der Unterhalt des Hauses wurde der Frau offensichtlich zu viel. Ihr Ehemann war vor ein oder zwei Jahren gestorben. Sie wollte umziehen, um näher bei ihren Kindern und Enkeln zu sein, aber sie war sich nicht sicher, was sie mit dem Haus machen sollte. Ich habe das Haus für einen Apfel und ein Ei gekauft. Sie fand, dass Doug und ich wie ein nettes Paar aussahen. Ich glaube, ihr gefiel die Idee, dass wir dort eine Familie gründen würden, so wie sie es getan hatte.
Das Haus liegt am North Shore, oberhalb der Lions Gate Bridge, vom Zentrum aus gesehen. Die Berge beginnen am North Shore, die Häuser liegen an Hängen, und es sieht aus, als würden sie Gefahr laufen, in den Ozean abzurutschen. Selbst die Luft fühlt sich, verglichen mit dem Stadtzentrum, anders an, sie ist frisch und grün. Hier hat man das Gefühl, in einer Kleinstadt zu leben, direkt neben einer Großstadt. Das Haus in Nordvancouver zu kaufen fühlte sich an, wie endlich erwachsen zu sein.
Es war aber auch nicht alles rosarot. Wir haben den Teppich herausgerissen, bevor wir einzogen, aber ich musste noch über ein Jahr mit dieser Margeritentapete leben, man kann sich also mein Entsetzen vorstellen, als ich die Tapete ablöste, nur um noch eine Schicht zu finden. Dieses Mal war es eine Art bunter, blumiger Chintz, und es sah aus, als hätte jemand einen Garten an die Wand gekotzt. Darunter noch eine Schicht in einem gelben Streifenmuster. Ich bekam langsam Angst, ich würde Schicht um Schicht abkratzen, bis ich die gesamte Wand abgetragen hätte und in den Garten sehen könnte. Ich habe die Arbeit fast ganz allein erledigt. Doug mag Heimwerken nicht besonders. Er mag die Planung. Er zieht seine Arbeitsklamotten an, misst alles Mögliche aus, kritzelt komplizierte NASA-Formeln aufs Papier, um dann in den Baumarkt zu fahren und mehr Dinge zu kaufen, als man braucht, um ein komplett neues Haus zu bauen. Dann erklärt er, dass er für einen Tag genug getan hat, und schwingt große Reden über all das, was er am nächsten Tag erledigen wird. Am nächsten Tag gibt’s unweigerlich irgendein wirklich wichtiges Spiel oder Rennen, auf das er sich schon lange gefreut hat, Hockey, Football, Basketball, Curling oder Ski. Einmal war er so verzweifelt, dass er mich davon überzeugen wollte, dass er die ganze Woche auf diesen wirklich großen, internationalen Dartwettbewerb gewartet habe. Wenn alles andere nicht klappt, dann seufzt er, verdreht die Augen und murmelt irgendwas davon, dass er die ganze Woche hart gearbeitet habe und eine kleine Pause brauche. Ich brauchte Jahre, bis ich es durchschaut habe, aber inzwischen mache ich es einfach selbst. Er wartet, bis ich fertig bin, dann spaziert er herein und sagt etwas wie: »Mann, du hättest mich rufen sollen. Ich hätte dir helfen können.« Er sagt das mit einem ernsten Gesichtsausdruck, als hätte er überhaupt nicht gemerkt, was ich zwei Tage lang gemacht habe.
All die Arbeit hat sich jedoch gelohnt, und das Haus sieht wirklich toll aus. Die Einrichtungskönigin Martha Stewart würde es lieben. Ich habe aus dem Haus wirklich ein Zuhause gemacht. Mein Lieblingsdetail? Ich habe ein kleines Stückchen der Margeritentapete gerahmt und in der Küche aufgehängt. Ich weiß, dass Leute berühmten Designern viel Kohle für solche originellen, skurrilen Ideen bezahlen. Doug hat seine Spuren ebenfalls hinterlassen, vor allem, indem er sein Veto gegen Farben eingelegt hat, eine Abneigung gegenüber allen »zu mädchenhaften« Ideen und eine Leidenschaft für pralle Ledermöbel, die aussehen, als seien sie für eine Familie von Riesen entworfen worden. Ich will nicht umziehen. Ich will dieses Haus behalten.
Um das zu erreichen schlug Larry, mein Bankier, mir mehrere Möglichkeiten vor:
• im Lotto gewinnen,
• einen Mitbewohner suchen, am besten jemanden wie Doug, der gut verdient,
• nach einer großen, fetten Gehaltserhöhung fragen und genehmigt bekommen,
• einen zweiten oder dritten Job annehmen,
• meine Ausgaben auf ein Minimum reduzieren, indem ich nur noch jeden zweiten Tag esse,
• auf der Basis des Eigenkapitals des Hauses eine Neufinanzierung erarbeiten, meine Altersvorsorge einlösen, um die Hauptsache bezahlen zu können, und beten, dass mein Haus weiter an Wert gewinnt, damit ich im Alter nicht von Hundefutter leben muss.
Auf dem Nachhauseweg habe ich mir
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