Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
Nachhauseweg gesagt hat, ich sei kindisch, habe ich unseren Kutscher anhalten lassen, damit ich aussteigen konnte. Ich habe damit gedroht, zu Fuß zum Hotel zurückzugehen, und habe am Wegesrand ordentlich geheult. Wir haben uns dann versöhnt, während der Kutscher so tat, als höre er nichts. Ich dachte, verlobt zu sein, das wäre, wie auf Wolke Sieben zu schweben, aber bisher ist es eher so, als wäre ich Kandidat in einer Episode von Fear Factor: Ein Stress jagt den nächsten.
Ich habe Doug vielleicht vergeben, aber die Vorstellung, eine Fernsehsendung zu bestreiten, gefällt mir immer noch nicht. Doug dagegen benimmt sich wie ein Kind am Weihnachtsmorgen. Er kann es kaum erwarten. Er hat heute Morgen zwanzig Minuten darüber nachgedacht, ob er einen Schlips tragen oder eher leger erscheinen soll. Schließlich entschied er, dass er etwas Neues kaufen muss. Ich wünschte, ich würde mich mit neuen Kleidern besser fühlen. Ich drehe meinen Kopf zur Seite, Jane sitzt im Stuhl neben mir. Die Stühle sind riesige Entspannungssessel mit Massage- und Vibrationsfunktion, unsere Füße stecken in einer winzigen Badewanne, die vor sich hin blubbert. Ihre Augen sind geschlossen. Man könnte meinen, sie schliefe, aber ab und zu seufzt sie genießerisch.
»Findest du, es ist ein Fehler, wenn ich diese Fernsehsendung mache?«
»Ja.« Sie murmelt es, ohne auch nur die Augen zu öffnen.
»Danke schön. Was soll ich tun? Du hast Doug gehört, er ist hin und weg. Er strahlt, als würde er mit einem Riesenscheck der Lottogesellschaft vor der Tür stehen.«
»Ja.«
»Hörst du mir überhaupt zu?«
»Ja.«
»Sag was anderes.«
»Was anderes.« In solchen Momenten frage ich mich, warum Jane meine beste Freundin ist.
»Mal ehrlich, findest du, es ist eine schlechte Idee?« Jane seufzt theatralisch, als wäre sie aufgefordert worden, ihr Leben für ihr Land zu geben. Sie setzt sich auf und sieht mich an.
»Soll ich dir etwas sagen, damit du dich besser fühlst, oder die Wahrheit?« Ich denke eine Sekunde lang darüber nach.
»Die Wahrheit.«
»Ich glaube, die Sendung ist ein Fehler – du bist keine Hellseherin. Jedes Mal, wenn du dich als eine ausgibst, beschwörst du schlechtes Karma oder Pech, oder wie immer du es nennen willst, herauf.« Ich stelle mir vor, wie mein Glück wie Sand durch eine Eieruhr läuft. Irgendwann werde ich in der Zukunft unter einem herabfallenden Klavier stehen und mir wünschen, ich hätte nicht all mein gutes Karma aufgebraucht. »Aber die Tatsache, eine ganze Reihe von Leuten anzulügen, ist nichts im Vergleich dazu, dass du Doug belügst.«
»Du kannst doch nicht erwarten, dass ich ihm erzähle, dass ich mir das ganze esoterische Zeug bloß ausgedacht habe. Er liebt es. Er erzählt allen, wie uns das Schicksal zusammengebracht hat. Er kam zurück, als er mich im Radio gehört hat.«
»Willst du mit jemandem zusammen sein, der dich wegen etwas liebt, das du gar nicht bist?«
»Nein.« Ich sehe auf meine lackierten Fingernägel. Ich habe eine Farbe namens »Brautrosa« ausgewählt. Sie wird toll zu meinem Verlobungskleid aussehen. »Ich glaube nicht, dass Doug mich nur deswegen liebt, weil ich eine Hellseherin bin.«
»Das glaube ich auch nicht, aber wenn das stimmt, warum erzählst du ihm dann nicht die Wahrheit? Warum beginnst du eure Ehe mit einer Lüge?«
»Vielleicht erzähle ich es ihm irgendwann mal, aber ich glaube nicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist.«
»Der richtige Zeitpunkt wäre, bevor er im Fernsehen darüber redet. Wenn er das einmal getan hat, wirst du es ihm nie erzählen können. Du wirst die Lüge für den Rest deines Lebens beibehalten müssen. Wenn ihr Kinder bekommt, wird er erwarten, dass du vorhersagst, ob’s ein Junge oder ein Mädchen wird.«
»Positiv betrachtet habe ich dabei eine Fünfzig-Prozent-Chance.«
»Es ist dein Leben, tu, was immer du für das Beste hältst.« Jane schließt die Augen wieder. Sie ist auf einem neuen Entspannungsniveau angekommen, das nur für Mütter kleiner Kinder erreichbar ist, die ein Wochenende ohne ihren Nachwuchs verbringen. Zu Hause schläft sie im Zahnarztstuhl ein. Sie sagt, es sei göttlich dort zu sitzen, ohne dass jemand an ihr hängt. Wenn sie beim Bohren einschlafen kann, sollte ich wohl nicht allzu überrascht sein, dass sie hier einschläft.
Ich rutsche im Stuhl hin und her. Ich tue, was ich für das Beste halte, glaube ich. Ich öffne meinen Mund, um was zu sagen, aber die Wellnessleute für die
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