Aszendent zauberhaft
schwarzes Jackett abgelegt und die Ärmel seines altmodischen kragenlosen gestreiften Hemdes hochgerollt hatte, berührte zärtlich ihre Hand. »Ich auch, Essie, Schätzchen. Ich auch.«
Sie seufzten vor Glück.
Natürlich, dachte Essie, war dies nicht von Dauer. Konnte nicht von Dauer sein. Nicht dieses glückselige Miteinander. Bald musste sie wie ein Rentner-Aschenputtel nach Twilights zurück und Slo heim in die Winchester Road, um sich dem Zorn von Constance und Perpetua zu stellen.
Wieder einmal.
»Die beiden waren stinksauer, Schätzchen«, hatte Slo mit heiserem Lachen erzählt, als er an diesem Nachmittag in Twilights angekommen war. »Außer sich wie aufgescheuchte Hühner, dass wir sie am Samstag an der Nase herumgeführt haben. Aber sie sind nicht darauf gekommen, wo wir gesteckt hatten. Perpetua zufolge dachte Constance, als sie den Daimler in der Auffahrt stehen sahen, dass ich im Haus wäre, so wie wir gehofft hatten. Sie hat angefangen zu suchen wie ein Hund nach seinem Knochen. Wollte nicht aufgeben. Trotz der Hitze, hat Perpetua gesagt, ist unsre Connie stundenlang durchs
Haus gerannt und hat mir nachgespürt wie die Rauschgiftfahndung bei einer Razzia im Morgengrauen, bloß nicht in kugelsicherer Weste mit Helm, sondern im Paisleykleid mit toupiertem Haar.«
»Und als du schließlich nach Hause gekommen bist?«, hatte Essie zögerlich gefragt. »Nachdem wir uns von Phoebe verabschiedet hatten und du mich wieder in Twilights abgesetzt hattest? Haben sie dir die Hölle heiß gemacht?«
»Perpetua eigentlich nicht, sie hatte sich nur ziemlich Sorgen gemacht und war froh, mich wiederzusehen. Constance hat mir eine Gardinenpredigt gehalten, aber ich bin meinen Mann gestanden, Schätzchen. Kurz und gut hab ich ihr erklärt, dass ich mich anfreunde, mit wem ich will, und sie das überhaupt nichts angeht.«
Darüber hatte Essie sich gefreut. So unangenehm es ihr auch war, im Haushalt der Motions ein Zerwürfnis zu verursachen, so glücklich war sie auch, dass Slo für sich einstand. Und für sie.
»Und heute Nachmittag? Wissen sie Bescheid?«
»Dass ich hier bin, Schätzchen? Nein. Sie machen sich nichts aus Volksfesten und solchen Sachen – ein bisschen zu viel Fröhlichkeit für ihren Geschmack. Sie sind zu Hause und laminieren die Preislisten und putzen den Leichenwagen. Sie haben nicht gefragt, wo ich hingehe, und ich habe es ihnen nicht gesagt. Einer der Gründe, warum ich mir dachte, es ist besser, nicht hierzubleiben. Es gibt viele Leute aus Hassocks, die es den beiden gleich erzählen würden, wenn sie uns zusammen sehen. Ich hätte da einen anderen kleinen Plan …«
Was, dachte Essie, ihr im ersten Moment den Boden unter den Füßen weggezogen hatte, denn so sehr sie auch das Wiedersehen mit Slo herbeigesehnt hatte, so sehr hatte sie sich auch auf das Sommerfest gefreut. Aber nun – sie lächelte träumerisch
– war ihr klar, dass dieser Rückzug ans Flussufer mit Slo und Erdbeeren samt Champagner viel, viel schöner war als jedes Fest.
Doch es konnte nicht von Dauer sein.
»Weißt du, Schätzchen«, Slo schnippte seinen Zigarettenstummel ins Wasser, »ich habe nachgedacht. Seit letztem Samstag ist irgendwas anders. Zwischen uns. Dir und mir. Ich fühl mich, tja, anders.«
Essie schwenkte ihre Füße. »Ich auch. Merkwürdig, nicht wahr?«
Slo hustete und drückte ihre Hand ein wenig fester. »Ja, das kann man sagen. Hör mal, ich glaube, ich schenk dir lieber reinen Wein ein. Ich hatte noch einen anderen Grund für diesen kleinen Ausflug heute Nachmittag.«
»Ach so?« Essie stockte das Herz. Womöglich wurden ihre Gefühle nicht erwidert? Womöglich hatte Slo beschlossen, er gehöre zu seinen Cousinen und nicht zu ihr? Womöglich …?
Slo nickte. »Ja, ich wollte dir sagen – ach, was red ich denn – ist ja wirklich blöd.« Er holte tief Luft, sodass es unter seinen Rippen pfiff und rasselte. »Also, nun, meine Gefühle, sind, tja, ich weiß auch nicht. Aber was ich weiß, ist, dass ich noch nie zuvor solche Gefühle hatte. Ich will immer bei dir sein, Essie, Schätzchen, das ist eine Tatsache. Ich zähl die Minuten, bis wir wieder zusammen sein können. So, bitte. Jetzt kannst du mich auslachen.«
»Ich lache nicht.« Essie wandte den Kopf und sah ihn an. »Genauso geht es mir auch. Meine Güte, wir klingen geradezu wie verliebte Teenager.«
»Verliebt … Verliebt. Das ist es, Schätzchen. Genau das ist es. Ich bin richtig von Herzen verliebt.«
Essie atmete aus. Sie
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