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Aszendent zauberhaft

Aszendent zauberhaft

Titel: Aszendent zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jones Christina
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relativer Begriff. Aber nachdem sie die Füße aus dem Wasser gezogen hatten, schafften es Slo und Essie, Schuhe und Kleider, Picknickdecke, Champagnergläser und diverse Überbleibsel zusammenzuraffen und barfuß ächzend zum Daimler zu humpeln.
    »Die Schampusflasche müssen wir dalassen«, keuchte Slo, als er alles andere auf den Rücksitz warf. »Keine Zeit, sie loszubinden. Aber sie war ja ohnehin fast leer, oder? Und nun rein mit dir, Schätzchen. Alles klar? Hast du alles? Angeschnallt? Gut, und los geht’s – halt dich fest.«
    Das Röhren des Daimlers zerriss die ländliche Idylle, er schlitterte über den Kies und schoss an dem Leichenwagen vorbei, der gerade ausrollend majestätisch zum Stehen kam. Perpetua äugte mit reichlich verschrecktem Gesicht zu ihnen herüber.
    »Slo!«, brüllte Constance aus dem offenen Fenster. »Slo Motion!
Auf der Stelle kommst du zurück! Du und dein geldgieriges Flittchen. Halt an! Sofort!«
    Anhalten, dachte Essie übermütig, als der Vorwärtsschub des schon älteren Wagens und des noch älteren Fahrers sie in den Beifahrersitz zurückwarf, war ganz sicher das Letzte, was sie vorhatten.
    Slo raste über das Lenkrad gebeugt wie ein Wilder, bis sie nach Winterbrook in den Feierabendverkehr kamen. Essie widerstand dem Drang zu kichern, als Slo, ohne auf trötende Hupen und ärgerliche Handzeichen zu achten, mit dem Wagen in der Innenstadt durch die Autokolonnen Heimreisender brauste. Jetzt geht’s wieder rund, dachte Essie vergnügt. Wahrscheinlich werden wir unser restliches Leben lang von einem Leichenwagen durch Berkshire gejagt.
    »Weiß ja nicht, wie sie uns aufgespürt hat«, schnaufte Slo, »aber von der lassen wir uns nichts verderben. Zu mir kann sie ja sagen, was sie will, aber dich wird sie schön in Ruhe lassen, Schätzchen. Alles okay bei dir?«
    »Vollkommen«, sagte Essie matt, als sie in Windeseile aus Winterbrook hinaus auf die enge Landstraße Richtung Hassocks fuhren. »Das ist ganz schön spannend.« Sie reckte den Hals nach hinten. »Oh, sie sind uns noch immer auf den Fersen. Es sind zwar einige Autos dazwischen, aber manche Leute lassen sie aus lauter Höflichkeit vorbei.«
    »Verfluchter Leichenwagen!«, knurrte Slo. »Die meisten wohlerzogenen Trottel bremsen für einen Leichenwagen. Ist ihnen unheimlich, weißt du. Mensch, diese Pedale sind ganz schön hart an meinen Füßen.«
    »Du fährst barfuß!«, kreischte Essie, wobei ihr Haarsträhnen in Augen und Mund wehten. »Ach, das wird ja immer besser und besser!«
    So war es wirklich, dachte sie leicht schwindelig, während
die Katz-und-Maus-Jagd weiterging. Es war herrlich aufregend nach den vielen Monaten des Eingekerkertseins in Twilights und nach dem Überfall, einfach wunderbar, sich jetzt wieder lebendig zu fühlen.
    Sie liebte Slo, Slo liebte sie, und alles andere verblasste zur Bedeutungslosigkeit.
    Und nun, nach der glückseligen Zweisamkeit bei Erdbeeren und Champagner war diese verrückte Verfolgungsjagd mit Slo, bei der sie wie Bonnie und Clyde im Greisenalter im Affentempo über die Landstraßen sausten, das perfekte Finale ihres Ausfluges.
    »Sie sind noch immer hinter uns.« Essie schob sich die Haare aus den Augen und linste erneut über die Schulter. »Gib Gas, Slo! Das ist spitze!«
    Er grinste zu ihr hinüber, als der Daimler eine enge Kurve auf zwei Rädern nahm. »Du bist mir ja eine, Essie! Die meisten Damen würden hysterische Schreikrämpfe bekommen. Halt dich fest, Schätzchen! Jetzt kommt der Endspurt.«
    Erstaunlich geschickt hatte Slo die Hauptstraße von Hazy Hassocks umfahren und brauste nun auf Twilights zu.
    »Sieh an!« Als sie in einer Staubwolke das Ziel erreichten, beäugte Essie die zahlreichen Wagenreihen auf dem Feld. »Sieht aus, als wäre das Fest ein bombiger Erfolg. So viele Autos stehen noch hier! Und – ach, schau! Drüben bei der Bühne – Massen von Leuten … Die meisten liegen anscheinend am Boden. Findest du das nicht ziemlich merkwürdig? Die Show hat wohl schon angefangen, und, ach, wo fahren wir denn hin?«
    »Auf dem Parkplatz bleiben wir jedenfalls nicht, so viel steht fest«, zischte Slo. »Ich will so weit wie möglich außer Sichtweite. Wir lassen den Wagen auf der Rückseite von Twilights stehen und mischen uns dann unter die Menge, okay?«

    Essie nickte, und der Daimler raste mit spritzendem Kies in Richtung Lieferanteneingang.
    »Gut«, sagte Slo atemlos, »lass uns Schuhe und Strümpfe anziehen, Schätzchen, und im Fest untertauchen.

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