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Aszendent zauberhaft

Aszendent zauberhaft

Titel: Aszendent zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jones Christina
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sie mit einem enormen Willkommensapplaus.«
    Alles jauchzte und klatschte und stampfte mit den Füßen. Es wirbelte jede Menge Staub auf.
    Phoebe hielt den Atem an und drückte die Daumen.
    »Au Scheiße.«
    Die Bühne wurde dunkel. Eine Tonbandstimme mit ziemlich üblem deutschem Akzent informierte die Zuschauer, man befände sich im Berlin von 1931. Zwei Scheinwerfer beleuchteten einige Leiterstühle, und zu verblüfftem Schweigen stolzierten YaYa, Foxy, Honey Bunch, Campari und Cinnamon auf die Bühne, bekleidet mit Melonen, knappen fadenscheinigen Vorkriegskorsetts, schwarzen Strümpfen, Strapsen und Stiefeln.
    »Hallo«, säuselte YaYa mit rauchiger Stimme ins Mikrofon. »Ich bin Sally Bowles, Ihre Gastgeberin heute Abend, und heiße Sie willkommen im Kit-Kat-Club.«
    »Ach du liebe Güte«, sagte Rocky mit näselnder Stimme. »Äh, ich meine …«
    »Au weia«, stöhnte Phoebe. »Ich hätte mir denken können, dass YaYa unter ›Cabaret‹ etwas völlig anderes versteht als die Tugwells.«

    Das Publikum war elektrisiert. Phoebe litt Qualen. Eine erotisch aufgeheizte Bühnenshow vor einer Horde geburtstagsmagisch liebestrunkener Dörfler in einer schwülen heißen Sommernacht war das Rezept für eine Katastrophe epischen Ausmaßes.
    »Die sind echt gut«, zischte Rocky, als YaYa und Co vor raffiniert improvisierter Kulisse eines dunklen Berlin als Oase der Dekadenz stampfend tanzten, aufreizend die Lippen spitzten, sich rittlings auf die Stühle setzten und mit rauchigen Stimmen zu Musik vom Band sangen. »Verflucht sexy.«
    »Und es sind allesamt Kerle«, erinnerte ihn Phoebe.
    »Ach Mist. Hatte ich vergessen. Streich die letzte Bemerkung aus dem Protokoll.«
    »Oh nein. Diese Bemerkung wird gut verwahrt, um künftig viele, viele Male hervorgezogen und gegen dich verwendet zu werden. Himmel, sieh dir die Tugwells an!«
    Am Rand der Bühne beobachtete die enorme Joy die Vorführung mit fassungslosem Entsetzen. Tony machte einfach nur Stielaugen.
    Das Publikum von Twilights kreischte und klatschte begeistert, als YaYa zum vorderen Bühnenrand stolzierte, ihre Melone lüpfte, in übertrieben lasziver Weise die lange Zigarettenspitze schwenkte und mit heiserer Stimme die Titelmelodie von Cabaret anstimmte, während Campari, Cinnamon, Foxy und Honey Bunch im Hintergrund auf den Stühlen als Erotikverstärker vor- und zurückruckten.
    Twilights geriet außer Rand und Band.
    Mitten im allgemeinen Petting fand das Publikum noch Zeit, lauthals mitzusingen und begeistert zu pfeifen.
    »Ich hoffe, die Leute in der Ambulanz vom St. John stehen bereit, um Massen-Herzinfarkte zu behandeln«, schrie Rocky Phoebe ins Ohr. »Das ist ja dreifach nicht jugendfrei!«

    So war es. Abgesehen davon aber wirklich gut, musste Phoebe zugeben. Trotz der winzigen Bühne und der krächzenden Tonanlage waren die Dancing Queens absolut professionell. Und wenn sie nicht gewusst hätte, dass es sich um Männer handelte, hätte sie nie im Leben gedacht, dass dies keine echten Showgirls waren.
    »Oh Mann!« Sie knuffte Rocky. »Die Motions steuern auf die Tugwells zu. Jetzt gibt es gleich jeden Moment einen gewaltigen Zusammenprall aufgebrachter Empörung und verletzter Prinzipien. Und, ach Gott – schau nur!«
    Während YaYa und Co nach wie vor tanzten und mit den Hüften wackelten, und das Publikum nach wie vor mit offenen Mündern gaffte, waren Slo und Essie aufgestanden.
    »Leichte Beute auf weiter Flur«, sagte Rocky seufzend. »Da alle anderen liegen, fallen sie auf wie Nonnen im Massagesalon. Ach, zu spät – Constance hat sie entdeckt. Komm, Phoebe, wir warnen sie.«
    Ohne nachzudenken, ergriff Phoebe Rockys ausgestreckte Hand, und er zog sie auf die Füße. Merkwürdigerweise britzelte es, und ihre Finger kribbelten irgendwie. Wie sonderbar, dachte sie benommen, als sie sich noch immer Hand in Hand durch das gaffende Publikum der Dancing Queens ihren Weg zu Slo und Essie bahnten. Wahrscheinlich nur eine statische Entladung, dachte sie mit Blick auf ihre mit Rockys Hand verschränkten Finger. Und wie seltsam – sie hatte noch nie die Hand eines anderen Mannes gehalten. Nur die von Ben. Immer nur die von Ben.
    »Essie!« Sie riss sich zusammen und übertönte schreiend YaYas lasziven Gesang und das Gejohle der Zuschauer. »Essie! Constance ist auf dem Kriegspfad und …«
    »Hinsetzen und Klappe halten!«, ertönte es massenhaft genervt aus der sie umgebenden Menge.

    Rocky eilte zum Rand des Publikums und zog Phoebe hinter sich her,

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