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Aszendent zauberhaft

Aszendent zauberhaft

Titel: Aszendent zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jones Christina
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ich meine. Wenn zwischen jetzt und Mitternacht jemand stirbt, dann muss ich los und mich umziehen, aber ansonsten bleibe ich, wie ich bin. Ach, Essie, Schätzchen, ich hab dich so vermisst.«
    »Ich habe dich auch vermisst. Ich dachte schon, du wolltest, Schluss machen – es ist über eine Woche vergangen und …«
    »Ach, das tut mir leid, Schätzchen. Zum einen hatten wir alle Hände voll mit Beerdigungen zu tun. Bei dieser Hitze sterben die Leute überall in der Gegend wie die Fliegen, heißes Wetter ist für Todesfälle schlimmer als jeder Kälteeinbruch. Gut fürs Geschäft natürlich, aber hart für die Hinterbliebenen. Und zum zweiten – ach, hör mal, Essie, Liebste, kannst du dieses verfluchte Fenster nicht aufmachen?«

    Sie schüttelte den Kopf. »Verriegelt, damit wir nicht ausbrechen.«
    »Ich kann also nicht rein, und du kannst nicht raus?«
    »Wir müssen bleiben, wo wir sind.«
    »So ungefähr wie bei dieser verflixten Zwiebeldame?«
    Essie runzelte die Stirn. »Zwiebeldame? Nein, tut mir leid, die kenne ich wohl nicht.«
    »Saß in alten Zeiten in einem verschlossenen Turm mit einem kleinen Fensterschlitz. Musste ihren Liebsten durch einen Spiegel anschauen oder so.«
    »Die Lady von Shalott!«
    »Ach ja, Schalotten, Frühlingszwiebeln, was auch immer. Wie in der Geschichte, Schätzchen.«
    »Gott, das will ich nicht hoffen!«, antwortete Essie gequält. »Die Ballade hat kein sonderlich glückliches Ende, soweit ich mich erinnere. Nein, wir müssen uns nur eben mal wieder etwas einfallen lassen. Hör mal, wenn du dich vom Haus aus nicht sehen lässt und zu dem kleinen Wäldchen hinuntergehst, wo wir uns das erste Mal begegnet sind, dann komme ich in etwa fünf Minuten dorthin.«
    Sie schmunzelte vergnügt, als Slos Kopf verschwand. Er liebte sie noch! Es war ganz so, als wäre sie wieder ein junges Mädchen. Wahrscheinlich würde sie heute Abend ein goldenes Sternchen in ihr Tagebuch kleben – wenn sie noch goldene Sternchen und auch ein Tagebuch besäße, natürlich.
    Nachdem sie rasch überprüft hatte, ob ihre weißen Hosen und ihre hellblaue Bluse gut aussahen, und sie einige auf Abwege geratene Haarsträhnen wieder hinter die blauen und weißen Tücher geschoben hatte, kicherte eine verjüngte Essie ihrem Spiegelbild zu und schwebte aus dem Appartement.
    Die nüchternen beigefarbenen Flure lagen still und verlassen. Ebenso der unter dem unermüdlichen Feuerball der
Abendsonne brütende Garten. Trotz Rockys größter Bemühungen waren die Blumen welk, die Sträucher schlaff und farblos, das Gras verbrannt und struppig.
    Essie warf einen raschen Blick über die Schulter, darauf gefasst, jeden Moment den Alraunen-Schrei der enormen Joy zu vernehmen, und eilte dann über den Rasen.
     
    »Alles okay, Schätzchen?« Slo nahm ihre Hände in die seinen und begrüßte sie im paradiesischen Schatten des Kirsch- und Holundergehölzes mit einem Kuss. »Hat dich niemand unterwegs aufgehalten?«
    »Niemand. Bei der Hitze sind alle zu erschöpft, um sich von den Ventilatoren im Aufenthaltsraum wegzubewegen. Lilith, Prinzessin und Bert sind ausgegangen, und die Tugwells haben sich wohl im Büro verbarrikadiert, um ihr Geld zu zählen oder was auch immer sie da drinnen tun. Also sind wir hier ganz unter uns. Ach, das ist wirklich eine unverhoffte Freude.«
    »Und ich bin nicht mit leeren Händen gekommen«, sagte Slo grinsend und nickte zu einem älteren Weiden-Picknickkorb hinüber. »Mir war klar, dass ich mein Schweigen wiedergutmachen muss, also setz dich hin. Ich hab uns ein paar Sandwiches gemacht und so weiter – leider nicht ganz so spannend wie Erdbeeren mit Champagner.«
    »Das ist wunderbar. Vielen Dank. Ehrlich gestanden hatte ich die letzte Woche über nicht so viel Appetit.« Essie befreite ihre Hände und hockte sich auf einen umgefallenen Baumstamm, während Slo an den ausgefransten Lederriemen des Korbes herumnestelte. »Du verwöhnst mich.«
    Mit der Zunge im Mundwinkel sah er auf. »Für dich ist kein Aufwand zu groß, Schätzchen. Und mir war ganz elend zumute, dass wir uns nicht sehen konnten. Ich hoff’ ja aber, du verstehst mich und verzeihst mir, wenn du hörst, was los war.«

    Essies Blick schweifte in die Ferne über die glühenden Kornfelder, die dunstig verschwommen in der frühen Abendsonne lagen und sah mit Bedauern, dass die sanft wogenden Hügel nun ebenso braun verbrannt und verdorrt waren wie der Rasen um Twilights. In diesem Moment, dachte sie, würde sie Slo

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