Aszendent zauberhaft
sich machen. Aber ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass es nicht funktioniert, Schätzchen.«
»Wir werden sehen. Entspannen Sie sich, und geben Sie mir ehrliche Antworten auf die Fünf Fragen.«
Essie schloss die Augen, konzentrierte ihr ganzes Denken auf die notwendigen Fragen, atmete tief und gleichmäßig und fühlte schließlich die dunstige Landschaft Berkshires in weite Ferne rücken …
»Erstens, zählen Sie die Daten zusammen, an denen Ihre Eltern geboren wurden – der sechzehnte zum Beispiel ergäbe eins plus sechs, also sieben. Okay? Nun zweitens, zählen Sie alle Zahlen Ihres Geburtsjahres zusammen. Gut – merken Sie sich diese Zahlen, und zählen Sie sie zusammen. Drittens, zählen Sie die Buchstaben Ihres Sternzeichens. Erledigt? Gut. Dann viertens, ermitteln Sie die Zahl der Jahreszeit Ihrer Geburt, angefangen beim Winter als Nummer eins, und addieren Sie dies zu Ihrer Antwort auf Frage drei. Auch erledigt? Danke. Und zum Schluss fünftens, ziehen Sie die zweite Summe von der ersten ab, und sagen Sie mir das Ergebnis.«
Während sie die Fragen stellte, hörte sie Slos zögernde Antworten von weit, weit weg …
Sie waren wirklich ganz und gar nicht das, was sie hören wollte.
Nachdem die Fragen gestellt und die Antworten verarbeitet waren, öffnete sie langsam die Augen. Wenn – und das war doch sehr fraglich – sie Slos Antworten richtig gedeutet hatte, war das Ergebnis überaus beunruhigend. Das wäre ja ein schier unglaublicher Zufall. Sie musste sich vertan haben. Ganz sicher hatte sie sich vertan.
»Danke«, sagte sie matt.
»War das alles?« Slo wirkte enttäuscht. »Da haben sich mir ja richtig die Hirnwindungen verknotet. Als wär ich wieder im Rechenunterricht. Aber Mensch, Schätzchen, ich dachte, nun kämen grüne Dampfwölkchen und mindestens heulende Geister. Das hätte meine grauen Zellen vor eine echte Herausforderung gestellt, aber das hier war ja nicht besonders aufregend.«
»Für mich schon.« Essie holte tief Luft. »Ihr Geburtstag ist am sechzehnten November.«
»Gibt’s doch nicht!« Slo war völlig perplex. »Das hat Ihnen jemand gesagt. Anders kann’s gar nicht sein!«
Essie schüttelte den Kopf. »Niemand hat mir jemals irgendwas über Sie erzählt. Ich bin Ihnen bis heute noch nie begegnet. Wir haben noch nie miteinander gesprochen. Aber das ist Ihr Geburtstag, oder? Der sechzehnte November?«
»Tja, gut, Sie haben sich von dreihundertfünfundsechzig Tagen einen raussuchen können – dreihundertsechsundsechzig, wenn man ein Schaltjahr nimmt – aber da ist die Wahrscheinlichkeit richtig zu raten schon verdammt klein.«
»Es war nicht geraten, das kann ich Ihnen versichern. Also stimmt es? Sie haben am sechzehnten November Geburtstag?«
»Ja. Volltreffer. Slo, der Skorpion, das bin ich. Mensch, das ist ja Zauberei, Essie, Schätzchen. Verdammte Zauberei.«
Essie atmete aus. Sie lächelte zittrig und nickte. Es hatte funktioniert! Bei einem völlig Fremden! Es war wirklich Magie, das wusste sie nun.
Aber auf dieses Datum war sie ganz bestimmt nicht gefasst gewesen.
»Also«, Slo zwinkerte, »Ihre, äh, Zauberei da, wollen Sie damit auf Tour gehen? Sozusagen über die Dörfer ziehen?«
»Nein, nein – ich will hier nur ein bisschen mehr Leben in die Bude bringen. Ich will es nur zum Vergnügen der anderen Bewohner anwenden.«
»Andere Bewohner? In Twilights? Mensch, ich dachte, Sie gehören zu den Trauergästen. Sie sind also eine Insassin?«
Essie nickte, noch immer ziemlich sprachlos und reichlich verwirrt. »Bin ich. Das ist mein zweites Jahr hier. Am Anfang habe ich es gehasst. Aber inzwischen habe ich mich schon einigermaßen daran gewöhnt. Ich habe ein paar nette Freunde, und wir werden hier gut versorgt, aber ach, ich vermisse meine Unabhängigkeit.«
Slo suchte in seinen Taschen nach einer weiteren Zigarette. »Dieser Geburtstagskram hat mich ganz schön durcheinandergebracht, Essie, Schätzchen. Ist es okay für Sie, wenn ich …«
»Ja bitte, rauchen Sie nur. Ich liebe den Geruch … Nein, nein, danke – ich möchte keine. Hab’s vor vielen Jahren schon aufgegeben. Führen Sie mich nicht in Versuchung. Ich inhaliere einfach und genieße ein bisschen Passivrauchen, ohne dass mir irgendwer erklärt, dass es meine Arterien verkalkt, meine Ventrikel zerstört, meine Lungen versaut, meine Haut in altes Leder verwandelt und mich umbringt, bevor ich fünfundsechzig werde.«
Vor Lachen glucksend zündete Slo seine Zigarette an und sog den
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