Aszendent zauberhaft
nach Zitronen-Lufterfrischer roch, war es eindeutig sehr viel netter, als sie erwartet hatte.
»Wir sind enorm erfreut, dass Sie es einrichten konnten.« Joy Tugwells stahlharter Blick stand im Widerspruch zum honigsüßen Tonfall ihrer Stimme. Die Honigsüße gewann schließlich die Überhand. »Meine lieben Mädchen – und auch einige der Jungs – haben sich schon so sehr darauf gefreut. Wir mussten für diese erste Sitzung tatsächlich Lose ziehen, denn alle wollten sich heute Abend die Haare machen lassen. Wir werden Sie regelmäßig buchen, Polly.«
»Phoebe. Freut mich, wenn Ihr Projekt sich als Erfolg erweist.«
»Enormer Erfolg.« Joy strahlte. »Auch wenn Tony, das ist mein Männe, und ich wirklich tief in die Tasche greifen mussten, um diesen kleinen Luxus anbieten zu können – aber schließlich ist für meine Damen und Herren nur das Beste gut genug. Also, wenn Sie das Waschen in der Küche erledigen – wir haben bei dem kleinen Ausgussbecken etwas Platz geschaffen -, dann können Sie die Lockenwickler in der Lounge machen. Wir haben eine hübsche abgetrennte Nische vorbereitet, gegenüber von dem Plasmabildschirm dort drüben, mit Spiegel und was sonst so dazugehört, die Sie als kleinen Salon nutzen können. Was meinen Sie?«
»Äh, ja. Das klingt großartig, danke. Natürlich wäre das Haarewaschen von hinten günstiger – ich werde klären müssen, ob Cut’n’Curl für künftige Termine einen entsprechenden Stuhl zur Verfügung stellt, wenn das hier zu einer regelmäßigen Veranstaltung werden sollte -, aber sonst scheint alles bestens.«
»Wunderbar, sehr schön. Gut, dann wollen wir mal. Wen möchten Sie zuerst?«
»Die Dame zum Schneiden und Färben.« Phoebe sah auf die Liste mit ihren drei Kundinnen. »Dann kann sie ›ziehen‹, während ich die anderen shampooniere.«
»Ganz recht.« Joy bellte: »Prinzessin! Sie sind als Erste dran. Lassen Sie Polly nicht warten.«
»Prinzessin ?« Phoebe beäugte erstaunt die zierliche kleine Dame mit dem pechschwarzen Haar, die flink aufsprang.
»Nicht wirklich«, raunte Joy vertraulich, nahm Phoebe am Ellbogen und steuerte sie energisch in Richtung Küche. »East End. Ganz gewöhnlich. Spitzname. Enormes Plappermaul – nicht so wörtlich nehmen, was sie sagt. So, da wären wir. Dann lasse ich Sie mal und gehe die anderen von der Küche fernhalten. Die Leute meinen anscheinend, das sei hier eine Art Vorstellung
für Zuschauer. Die können dermaßen aufsässig sein, Sie können es sich ja gar nicht vorstellen.«
Phoebe wechselte vielsagende Blicke mit Prinzessin, als Joy davonstolzierte, um im Aufenthaltsraum Freude zu verbreiten.
»Blöde Kuh«, sagte Prinzessin grinsend und hüpfte auf den Stuhl neben dem Spülbecken. »Schön, Sie kennenzulernen, Polly.«
»Phoebe.«
»Die enorme Joy verdreht aber auch jeden Namen. Also – Phoebe – ich möchte meine Haare wieder schwarz gefärbt haben, und dann ein bisschen schneiden. Und erzählen Sie mir jetzt nicht, dass ich in meinem Alter einen helleren Farbton nehmen sollte, damit es zu meiner blasser werdenden Hautfarbe passt. Ich lese Woman’s Weekly , ich weiß das alles – aber ich will es Schwarz. Ich war immer schwarz, und schwarz will ich auch bleiben. Okay?«
»Okay.« Phoebe lächelte. »Der Kunde bestimmt, aber wie wäre es, wenn wir das einfarbige Schwarz mit ein paar bunten Schattierungen auflockern? Blautöne – ich meine nicht Löckchenlila, reißen Sie mir bitte nicht gleich den Kopf ab -, sondern richtig leuchtendes Blau: Kobaltblau, Königsblau, Mitternachtsblau und ein bisschen Violett vielleicht? Wir mischen ein paar Strähnen in den schwarzen Grundton und dann schneide ich Ihre Haare so, dass sie gut zur Geltung kommen. Wie klingt das?«
»Oh Mann, das klingt wirklich wahnsinnig aufregend«, antwortete Prinzessin entzückt. »Nur zu. Ich gebe mich ganz in Ihre Hand. Ach, wollen Sie mich nicht zuerst waschen?«
»Nein, ich dachte nur, in der Küche haben wir etwas mehr Privatsphäre. Wir machen erst die Färbung, lassen sie einwirken, dann shampooniere ich Sie und mache abschließend den neuen Schnitt. Sind Sie bereit?«
Prinzessin nickte, setzte sich bequem im Stuhl zurecht, und nachdem Phoebe die knochigen Schultern mit Handtüchern und einem Kunststoffumhang bedeckt hatte, begann sie in den kleinen Töpfchen die Farben abzumessen und zu mischen, ordnete ihre Bürsten und Kämme und legte die Folien zurecht. Während sie Prinzessins rabenschwarzes Haar in
Weitere Kostenlose Bücher