Aszendent zauberhaft
vollständigen Geburtstagszauber anzuwenden.«
»Wie schade, Honey. Aber die junge Phoebe hat das alles
wirklich schnell begriffen, nicht wahr? Sie macht dort weiter, wo du aufgehört hast. Die enorme Joy und der kleine Tony überwachen die Astrologiesitzungen und nehmen an, dass sie einfach nur Sternzeichen-Prognosen macht. Aber in Wirklichkeit greift sie auf dein umfassendes Geheimwissen zurück, stimmt’s? Nicht nur bei der Geburtstagsache. Manches, was sie vorhergesagt hat, ist unmittelbar darauf ganz genauso eingetreten. Sie ist ein echter Knüller, oder?«
»Sie ist sehr begabt«, stimmte Essie zu. »Aber trotzdem habe ich sie gewarnt, beim Sommerfest nicht über die Stränge zu schlagen. Bislang ist den Tugwells nicht klar, dass sie meine Methoden verwendet, und so soll es auch bleiben.«
»Aber sicher«, pflichtete Prinzessin ihr bei. »Wir alle lieben Phoebe abgöttisch. Nicht nur, dass sie uns hervorragend die Haare macht, ganz wie ein Promifriseur, sondern sie liegt auch mit ihren Vorhersagen immer goldrichtig – manchmal könnte man meinen, man hörte dich sprechen. Erst haben wir ja gelacht, als sie Mavis Barrett erzählt hat, dass ihr bald ein Vermögen zufallen würde – Mavis hat ihr das sogar geglaubt -, es war wirklich zum Piepen. Schließlich sind Reichtümer bei dem mickrigen Rest, der uns von der Rente noch bleibt, hier seltener als Eisbären in Clacton. Aber Phoebe hat darauf bestanden, so sähe sie es voraus, und sie hat Mavis erklärt, es würde garantiert eintreffen.«
Essie nickte. Sie erinnerte sich an den Vorfall noch ganz genau. Phoebe schien sich ganz sicher zu sein. Felsenfest überzeugt. Sie selbst hingegen hatte doch so ihre Zweifel gehabt.
»Und dann«, mischte Bert sich ein, »brat mir einer’nen Storch, kriegt Mavis ein paar Tage später doch tatsächlich diesen Brief, in dem steht, dass ihre Prämienaktie fällig geworden ist und man schon ewig versucht hätte, sie aufzuspüren, um ihr das mitzuteilen. Und es war ein Vermögen, oder nicht?«
Essie nickte. Ja, für die Twilighter waren fünfundzwanzigtausend Pfund ein unerhörter Reichtum. Und Mavis’ unerwartetes Glück war nur die Spitze des astrologischen Eisbergs gewesen. Phoebe, die an Selbstbewusstsein gewonnen hatte und ihren eigenen Fähigkeiten nun wieder vertraute, erwies sich bei allerlei kleineren, aber nicht weniger überraschenden Prognosen als unfehlbar korrekt.
Für Essie lief alles ganz nach Plan. Auch wenn ihr die Gabe von ihrer Großmutter vererbt worden war, hatte sie selbst sie aber offenbar nicht in gleicher Weise an ihre eigene Tochter weitergegeben. Von daher sah sie keinen Grund, warum sie ihre Fähigkeiten nicht durch Unterricht jemandem vererben sollte, der empfänglich dafür war, sie zu schätzen und anzunehmen.
Essie hatte gewusst, dass Phoebe die Richtige war, um ihr Werk fortzuführen. Und nun stellte Phoebe dies unter Beweis. Doch das Sommerfest war eindeutig nicht Zeit und Ort für Experimente. Ganz und gar nicht.
»Essie! Mrs Rivers!« Die schrille Stimme der enormen Joy durchschnitt vom Haupteingang her die stehende Luft. »Essie! Kommen Sie mal, bitte!«
Prinzessin, Lilith und Bert starrten Essie an.
»Was hast du denn jetzt angestellt?« Berts große Augen blinzelten glasig.
»Gar nichts.« Essie erhob sich. »Nun, zumindest nicht, dass ich wüsste. Aber das hat die enorme Joy ja noch nie am Meckern gehindert, oder? Bis später, Leute.«
»Viel Glück, Honey.« Lilith fächelte sich mit Falten ihres kirschroten Kaftans Luft zu.
Prinzessin hielt beide Hände mit gedrückten Daumen hoch.
Essie atmete einmal tief durch – die heiße Luft brannte in ihrem Hals – und trabte auf das Gebäude zu.
»Ich weiß ja nicht, ob Sie alle hier draußen sitzen sollten«,
begrüßte sie Joy, die trotz der Hitze nach wie vor einen dicken blauen Rock mit passender hochgeschlossener Nylonbluse trug. »Es ist ja wie im Backofen. Würden Sie sich nicht alle in Ihren Appartements enorm wohler fühlen?«
»Nein, nicht ohne Klimaanlage«, sagte Essie. »Und da wir nicht einmal die Fenster aufmachen können, ist jede Art von Luft besser als gar keine. Aber egal, was gibt es denn?«
Joy blinzelte, von Essies schnippischem Ton offenbar leicht gekränkt. »Sie haben Besuch, Essie. Ist das nicht reizend?«
»Besuch? Wer denn? Die junge Phoebe?«
»Nein, nein – auch wenn ich gern ein oder zwei Worte mit ihr reden würde. Die hohen Tiere von der Gemeinde finden ihre Idee ›Führ einen Twilighter
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