Aszendent zauberhaft
Vertrau mir. So, Jem und Lewis wollen jetzt beide schon wieder ein Eis, wir sehen uns also später, okay?«
Phoebe nickte, winkte ihnen allen zum Abschied und ließ sich wieder auf ihren Stuhl plumpsen. Es war schon nach fünf. Die Warteschlange draußen war doch inzwischen sicher kürzer geworden? Sie spähte durch den Zelteingang. Ooooh – keine Chance.
»Okay, wer ist der Nächste? Sie beide? Gemeinsam? Okay, nur herein.«
Phoebe musterte das wenig einnehmende Paar in den Zwanzigern, das nun vor ihr stand. Beide im Unterhemd zu abgeschnittenen Military-Hosen und mit zusammenpassenden Tätowierungen, sie waren eindeutig wie füreinander bestimmt.
»Setzen Sie sich bitte – tja, nicht alle beide, da es ja offensichtlich nur einen Stuhl gibt. Oh, nicht die Dame? Ach ja, die Gleichberechtigung. Bedaure, ich lege heute kein Tarot. Möchten Sie …?«
»Kristallkugel«, sagte das Mädchen schroff und beugte sich in bedrohlicher Gebärde über den Tisch. »Weissagen Sie uns die Zukunft wie eine echte Zigeunerin – auch wenn Sie keine sind.«
»So steht es aber auf dem Plakat draußen, nicht wahr?«, sagte Phoebe mit zusammengebissenen Zähnen. »Oder haben Sie es nicht gelesen?«
»Kein Grund, gleich schnippisch zu werden«, sagte der junge Mann. »Wir wollen nur wissen, ob Courtenay und ich zusammenbleiben, oder«, er warf seiner Gefährtin einen Seitenblick zu, »ob sie wieder mit diesem Barry Turnbull abhaut.«
Na toll, dachte Phoebe und zog die Kristallkugel zu sich heran. Also was für einen Quatsch könnte sie denn für dieses Paar, das einander wirklich in jeder Hinsicht verdiente, nun aus dem Ärmel zaubern?
Sie wischte den Staub und die schmierigen Fingerabdrücke von der Kristallkugel. Zu einer Inspiration verhalf ihr das nicht, aber das Polieren sah recht professionell aus, also machte sie es noch einmal.
»Wir zahlen aber keine fünfzig Pence für irgendwelchen Quark von gestern«, maulte Courtenay. »Wir wollen das Echte.
Ich hab Dwayne schon gesagt, nie im Leben kann eine falsche Zigeunerin wissen, ob wir zusammenbleiben oder nicht.«
»Und ich hab gesagt, eben doch«, knurrte Dwayne. »Und wenn Sie sehen können, dass sie wieder mit diesem verdammten Barry Turnbull rummacht, dann sagen Sie uns das, okay?«
»Oh ja, natürlich.« Phoebe biss wieder die Zähne zusammen und starrte tief in die Kristallkugel. Da die in Wirklichkeit aus Plexiglas war, vermittelte sie ihr keine inspirierenden Eingebungen, aber das Paar beobachtete sie scharf und sah beeindruckt aus, also machte sie weiter.
»Ach, jetzt, der Kristall sagt, ich soll euch einige Fragen stellen. Fünf Fragen. Ich möchte, dass ihr wahrheitsgemäß und vollständig darauf antwortet, okay?«
Die beiden nickten einhellig.
Phoebe schmunzelte vor sich hin. Nun, warum eigentlich nicht? Okay, Essie hatte sie angewiesen, nicht mit dem vollständigen Geburtstagszauber herumzupfuschen, aber schließlich hatte sie nichts davon gesagt, dass sie nicht gesondert die Fünf Fragen stellen dürfte. Das könnte ja wohl nicht schaden. Und zweifellos war es eine ideale Gelegenheit, um ein bisschen Übung darin zu bekommen.
Sie musterte das Pärchen. Wohl nicht gerade die hellsten Köpfe Hazy Hassocks’. »Die Fragen haben mit Zahlen zu tun – Mathematik, Kopfarithmetik, Addition und Subtraktion.«
»Was für Sachen?« Courtenay zog fragend die Augenbrauen hoch.
»Sie meint Rechnen«, sagte Dwayne. »Stimmt’s?«
»Stimmt«, pflichtete Phoebe bei. »Rechnen – Sie brauchen also vielleicht ein Stück Papier, um die Ergebnisse festzuhalten. Hier bitte, und für jeden einen Stift.«
»Rechnen ist nicht so unser Ding.« Courtenay runzelte die Stirn. »Was, Dwayne?«
»Nö.«
»Versuchen Sie es einfach.« Phoebe lächelte aufmunternd. »Lassen Sie sich Zeit.«
Nachdem sie tief Luft geholt und die Augen geschlossen hatte, dachte sie noch rechtzeitig daran, mit den Händen über der Kristallkugel zu wedeln, während sie in hoffentlich passend heiserer Roma-Stimme die Fragen flüsterte und dazwischen entsprechend lange Pausen machte, damit Courtenays und Dwaynes beschränkte Gehirne auch mitkämen.
»Erstens, zählt die Tage, an denen eure Eltern geboren wurden, zusammen – der einundzwanzigste ergäbe zum Beispiel zwei plus eins, also drei. Okay? Dann zweitens, zählt all die Zahlen eures Geburtsjahrs zusammen, und schreibt das Ergebnis auf. Nun zählt diese beiden Zahlen zusammen. Drittens, bildet die Summe aus der Buchstabenanzahl eures
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