Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
verschlossen, als das FBI mit dem Durchsuchungsbefehl aufkreuzte.«
    »Was hast du dir gedacht? Daß sie einen Aktenschrank von zwei Zentnern auf ein Wägelchen geladen und in den Raum gerollt hat? Die Daten sind auf Datenträgern gespeichert, Mann, auf separater Festplatte. Sie werden täglich ergänzt und dann auf dem Hauptspeicher gesichert.«
    »Wo ist der Hauptspeicher?«
    »Auf der Sun-Workstation, die im Archiv-Safe steht.«
    »Arschloch. Sie ist da reingelaufen, hat die Festplatte eingesteckt und den Raum dann verschlossen?«
    »So ungefähr. Und als die Agenten Dick, Doof und Patachon dann eine Stunde später Stellung vor der Tür bezogen hatten, habe ich jedes Byte an Informationen durch die Glasfaserkabel heruntergeladen, die durch ein unauffälliges Loch im Boden des Raums verlaufen. Ich habe sie auf ein Gerät außerhalb des Gebäudes exportiert und dann von außen alle Daten auf dem Sun gelöscht.«
    »Genau wie Brahma in Dallas.«
    »Ich habe das Ding nicht in die Luft gejagt, sondern nur in den Helen-Keller-Modus versetzt. Führende Köpfe, die auf ähnliche Weise denken.«
    »Mein Gott, sag so was nicht.«
    »Wer ist Brahma?« fragt Drewe.
    »Der Typ, der diese Frauen umbringt«, antworte ich. »So nennt Miles ihn. Das FBI nennt ihn UNSUB, für ›unbekanntes Subjekt‹.«
    Sie wirft Miles einen angewiderten Blick zu. »Du nennst einen Serienmörder nach einem Gott? Dann ist er wohl dein Held oder so was?«
    »Nein. Aber ich bewundere seine Fertigkeiten.«
    »Du siehst fix und fertig aus«, werfe ich ein und verkünde das Offensichtliche, um einen sinnlosen Streit zu vermeiden.
    Miles fährt sich mit beiden Händen durch den neuen Bürstenschnitt und seufzt. »Ich bin so müde wie zwei Sargträger bei ’ner Niggerbeerdigung.«
    Drewe und ich starren uns an: diese Verunglimpfung von dem liberalsten weißen Jungen, der je Mississippi verlassen hat! Aber Miles grinst unter seiner Mütze. »Ich übe nur meine Tarnung ein«, sagt er. »Will man ein weißer Rassist sein, muß man’s wohl halten wie mit dem Radfahren.«
    »Du warst nie ein weißer Rassist.«
    »Mein Dad war einer.«
    Der ungezwungene Verweis auf seinen Vater überrascht mich. »Wie lange bist du schon auf den Beinen?«
    »Seit drei, vier Tagen.«
    »Wie bist du aus den EROS-Büros rausgekommen? Hat es da nicht von Baxters Leuten nur so gewimmelt?«
    »Das war kein Problem. Kurz bevor der Tresor sich öffnete, habe ich mit einem meiner langhaarigen Assistenten das Hemd gewechselt. Dann ging ich mit der Schere auf die Toilette und schnitt mir den Großteil meines Haars ab. Als die Tür sich öffnete und die Kacke am Dampfen war, lief mein Assistent zur Eingangstür, genau wie ich es ihm gesagt hatte. Während die Bullen den langhaarigen Typ in Schwarz verfolgten, schlüpfte ich durch Jans Privatzugang hinaus, stieg in einen Lastenaufzug, und hasta la vista, Baby. «
    »Du bist bekloppt, Mann. Du hast sie nicht mehr alle.«
    »Ißt du Hähnchen und Klöße mit?« fragt die stets praktisch veranlagte Drewe.
    Miles lacht erneut. »Da ich sie seit mindestens zehn Jahren nicht mehr gegessen habe, könnte ich sie wieder mal probieren. Aber viel dringender brauche ich einen Kaffee. Eine ganze Kanne. Wir haben viel zu besprechen.«
    Sein Blick wandert zur Speisekammer. Dort stehen zwei Gepäckstücke neben der Tür. Bei dem einen handelt es sichum eine teure Aktentasche, bei dem anderen um eine große Computertasche aus Leder mit zahlreichen Fächern.
    »Was ist da drin?« frage ich.
    Drewe schüttet Wasser in die Kaffeemaschine.
    »Die ganze verdammte Sache«, sagt Miles leise. »Der ganze Fall. Zumindest so viel, wie ich kriegen konnte. Polizeiberichte, Abschriften von Verhören, die das FBI durchgeführt hat, E-mails, Laborberichte, was man sich nur denken kann.«
    »Sag mir ja nicht, wo du diese Scheiße her hast.«
    »Das muß ich aber.« Seine Augen leuchten vor plötzlicher Verzweiflung. »Ich brauche deine Hilfe.«
    »Wozu?«
    »Um mich zu retten.«

22
    M
iles hatte bereits zwei Tassen Kaffee getrunken, Drewe und ich jeweils eine. So lange brauchte ich, um meine Erfahrungen mit dem FBI zu schildern, sogar in meiner stark zusammengestrichenen Version. Ich verweilte hauptsächlich bei der tragisch ausgegangenen Razzia in Dallas und spielte Lenz’ Plan herunter, den Killer zu dem Schutzquartier in Virginia zu locken. Miles scheint sich größere Sorgen über den Argwohn des Psychiaters zu machen, er könnte der Mörder sein. Ich gestehe ein,

Weitere Kostenlose Bücher