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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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abzuschließen, groß genug wird.«
    Er zieht ein paar dunkle Blätter unter dem Papierstapel hervor und breitet sie mit der Vorderseite nach oben wie Spielkarten auf dem Tisch aus. »Das sind die Opfer.«
    Keiner von uns sagt etwas. Bei den Blättern handelt es sich um lasergedruckte Schwarzweiß-Fotoabzüge. Alle sechs zeigen jeweils zwei Fotos junger Frauen: zwei Blondinen, drei Brünette, eine Inderin. Auf den Fotos auf der linken Seite sind die Augen geöffnet und strahlen vor Leben, lächeln die Lippen, ist das Haar gut frisiert; auf denen auf der rechten Seite sind die Gesichter – sofern sie überhaupt vorhanden sind – grau und formlos, die Augen geöffnet, der Blick aber leer und glasig. Eins der Fotos rechts zeigt einen enthaupteten Torso, ein weiteres einen Kopf, der aussieht, als hätte man ihn durch einen Flugzeugpropeller geschoben. Eins zeigt ein Gesicht, das einem Vampirfilm entsprungen zu sein scheint, mit Holzpflöcken, die aus blutigen Augenhöhlen hervorragen. Bevor wir zu viel davon aufnehmen können, schiebt Miles die Blätter wieder zusammen. »Die habe ich aus NEMESIS geholt«, sagt er. »Ich habe auch Fotos von den Tatorten, aber die wollt ihr bestimmt nicht sehen.«
    Er hat recht. Drewe starrt immer noch die Stelle an, wo die Fotos gelegen haben. Nach einem Moment blinzelt sie, steht dann auf und gießt Miles eine weitere Tasse Kaffee ein.
    »Was glaubt die Polizei?« fragt sie schließlich mit geistesabwesender Stimme. »Was treibt diesen Mann dazu, diese Frauen umzubringen?«
    Miles trinkt einen gewaltigen Schluck dampfenden Kaffees und schluckt deutlich hörbar. »Der Fall wird seit fünf Tagen bearbeitet. Seit Harper die Polizei in New Orleans angerufenund den Mord an Karin Wheat mit sechs ungelösten Fällen in anderen Teilen des Landes in Verbindung gebracht hat.«
    »Wo fanden diese Morde statt?«
    »In Portland, Oregon. New York, Houston, Los Angeles, Nashville und San Francisco. Das erste Opfer war natürlich David Strobekker, der Mann, der umgebracht wurde, weil der Mörder seine Identität annehmen wollte. Das war in Minnesota.«
    »Der erste Mord, von dem wir wissen«, korrigiere ich ihn.
    Er nickt. »Rosalind May, die entführte Anwältin, verschwand in Mill Creek, Michigan. Sie wird noch immer vermißt, und es ist keine Lösegeldforderung eingegangen.«
    »Ich glaube, daß sie tot ist«, sage ich.
    »Ich auch.«
    »Ich nicht«, sagt Drewe so energisch, daß wir beide sie ansehen. »Zumindest nicht unbedingt.«
    »Wie kommst du darauf?« fragt Miles.
    »Eine Theorie, die ich im Augenblick lieber für mich behalten möchte. Wie wurden diese Frauen umgebracht? Ich meine, ich habe die Fotos gesehen, aber was besagen die Autopsieberichte?«
    Miles beobachtet sie aus den Augenwinkeln. So brillant er auch sein mag, er erinnert sich genau daran, daß meine Frau ihn auf der Schule oft ausgestochen hat. »Der erste Todesfall – in der Nähe von Portland – wurde anfangs als Unfall angesehen. Die Frau war Bergsteigerin. Ging allein auf Klettertour, stürzte ab und brach sich den Schädel.«
    »Fehlte ihre Zirbeldrüse?«
    Miles kneift die Augen zusammen. »Man hat sie erst nach ein paar Tagen entdeckt. Kojoten hatten sie gefunden. Ihr fehlte viel mehr als nur die Zirbeldrüse.«
    »Und die anderen Morde?«
    »In New York ein Schuß mit der Schrotflinte ins Gesicht. In Houston erwürgt und geköpft. In Los Angeles mit einem Klauenhammer erschlagen. In Nashville mit einer Pistole erschossen.In San Francisco erwürgt, danach die Augen entfernt und Pflöcke in die Höhlen getrieben.«
    »Mit der Pistole hat man sie auch in den Kopf geschossen?«
    »Ja.«
    »Und jeder Frau fehlte die Zirbeldrüse oder der gesamte Kopf?«
    »Das steht nicht genau fest. Bei dem Opfer, das mit der Schrotflinte erschossen wurde, kann man es unmöglich sagen. Einigen Opfern fehlte nur ein Teil der Zirbeldrüse. Aber das FBI geht in allen Fällen davon aus.«
    »Und sie vermuten, daß es bei Karin Wheat ebenfalls so ist.«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Karins Kopf wurde heute morgen gefunden.«
    »Was?« rufe ich. »Wo?«
    »Ein paar Cajun-Fischer haben ihn am Bonnet-Carre-Kanal gefunden, eingezwängt in einen Zypressenstumpf. Die Polizei vermutet, daß der Mörder ihn aus dem Fenster geworfen hat, während er über den Damm nach La Place fuhr. Das heißt, er fuhr am Flughafen vorbei, als er die Stadt verließ. Und ihre Zirbeldrüse fehlte.«
    »Wie wurde sie entfernt?« fragt Drewe mit leuchtenden Augen.
    »Spielt

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