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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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informiert Miles mich. »Ich ließ dich schlafen, solange es ging. Fällt dir daran etwas auf?«
    »Nein.«
    »Der Schwung der Beziehung hat sich verlagert. Jetzt will Brahma unbedingt mit dir sprechen.«
    »Und?«
    »Du mußt ihm antworten.«
    Ein Klopfen an der Tür läßt Miles von seinem Stuhl hochspringen.
    »Wir sind wach!« rufe ich.
    Drewe öffnet die Tür und lächelt. Sie hat sich bereits für die Arbeit angezogen, trägt dunkle Hosen und eine weiße Liz-Claiborne-Bluse. »Es gibt Cornflakes zum Frühstück«, sagt sie. »Mit was anderem kann ich heute nicht dienen. Wollt ihr auch eine Portion?«
    »Nein, danke«, sagt Miles und versucht, sich nonchalant zu geben.
    »Harper?«
    »Hört sich gut an. Ich habe einen Bärenhunger.«
    Ich ignoriere Miles’ wütendes Ausatmen und folge Drewein die Küche. Dabei werfe ich einen kurzen Blick auf meine Uhr. Zwanzig nach sieben. Miles muß gedacht haben, er würde etwa zehn Minuten brauchen, um mich zu überreden, Brahmas Nachricht zu beantworten. Ich werde auf keinen Fall vor halb acht ins Büro zurückkehren. Drewe schüttet Kleie mit Rosinen in zwei Schüsseln und zerteilt eine Navelorange in helle Halbmonde. Ich gehe direkt zur Kaffeekanne. Es ist dunkel gerösteter Zichoriekaffee, und ich genieße den Kick, den er mir gibt.
    »Du siehst schlecht aus«, sagt Drewe.
    »Du siehst aus wie auf einer Anzeige für Ivory Snow.«
    »Danke. Habt ihr euch die Nacht um die Ohren geschlagen?«
    »Schlimmer.«
    »Was ist passiert?«
    Ich nippe wieder an dem brühheißen Kaffee und erzähle ihr von der Tragödie in Virginia. Ich kann nicht sagen, ob sie fassungslos oder wütend oder beides ist. »Versucht Miles da drinnen, diesen Verrückten zur Strecke zu bringen?« fragt sie schließlich nach langem Schweigen.
    Ich zucke mit den Achseln. »Er hat wohl ein paar Ideen.«
    Da ich ihre Blicke nicht deuten kann, rühre ich sehr energisch meine Frühstücksflocken um. Sie sind bereits aufgeweicht.
    »Hat Miles dem FBI gesagt, es solle Gewebespenderorganisationen überprüfen?« fragt sie.
    »Ja. Und es sieht so aus, als hättest du recht gehabt. Wahrscheinlich gibt es eine weitere Vermißte.«
    Drewe legt ihren Löffel auf den Tisch. »Dann ist es an der Zeit, dem FBI alles zu sagen.«
    Mir fällt keine andere Antwort außer der Wahrheit ein. »Das kann ich nicht, solange Miles noch hier ist.«
    Sie bedenkt mich mit einem unmißverständlichen Blick, den ich problemlos übersetzen kann: Vielleicht ist das unser eigentliches Problem.
    »Vielleicht sollte ich das FBI anrufen«, sagt sie. »VomBüro aus. Ihnen sagen, daß die Transplantationstheorie von mir stammt.«
    »Drewe ...«
    »Sie legt beide Hände um ihre Kaffeetasse und starrt hinein. »Ich weiß, daß Miles unser Freund ist, Harper. Aber das ist uns gegenüber nicht fair.« Sie schaut auf. »Meine Vorstellung von der Zukunft besteht nicht darin, im Gefängnis zu sitzen.«
    Ich greife über den Tisch und schließe meine rechte Hand um ihre linke. »Meine auch nicht. Miles weiß, was los ist. Ich glaube, er weiß nur nicht, wohin er gehen soll. Ich spreche mit ihm.«
    Sie drückt meine Hand und steht dann auf. Drewe hat es Spaß gemacht, Theorien über die Morde aufzustellen, solange es sich bei ihnen um fachliche Abstraktionen handelte, doch sie teilt nicht Miles lockere Einstellung zur Pflichterfüllung. Sie trinkt den letzten Schluck Kaffee aus, streicht ihre Hosen glatt, beugt sich dann hinab und küßt mich auf die Stirn. »Wenn er dem FBI alles sagt, kann er solange bleiben, wie er will. Wenn nicht, sag ihm, daß es mich gefreut hat, ihn zu sehen. Ich muß jetzt los. Bis heute abend.«
    Sie eilt mit klimpernden Schlüsseln aus der Küche. Die Handtasche schwingt an ihrer Schulter. Als die Haustür zuknallt, stelle ich die Kaffeetasse auf den Tisch und schaue auf die Uhr. Zwei Minuten nach halb acht.
    Ich lasse mir Zeit mit den Orangenscheiben.
     
    Miles sitzt auf der Bettkante und tippt auf seinem Laptop. Er schaut weder auf, noch sagt er etwas, also übernehme ich die Initiative.
    »Du wirst nicht versuchen, mich zu überreden, Brahma zu antworten?«
    »Ich habe für dich geantwortet.« Seine Blicke weichen nicht vom Bildschirm. »Ich habe ihm gesagt, daß dein Mann noch nicht zur Arbeit gefahren ist, du um neun Uhr aber im Blauen Raum sein wirst.«
    »Was?«
    Er tippt weiter. Ich hatte gedacht, er verschlüssele seinen Text, aber dafür tippt er viel zu schnell. »Du hast dich als ›Erin‹ eingeloggt?«
    »Brahma

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