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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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stellen Sie sich nicht vor, damit ich Ihren Namen richtig buchstabieren kann, wenn Bob Anderson mich fragt, wer hier war?«
    Er hält mitten im Schlag inne. Zuerst betrachtet er mich mit nacktem Haß, doch als er dann weitermacht, geht er wesentlich sanfter vor.
    »Ich habe was gefunden!« ruft eine tiefe Stimme aus der Küche.
    Ein wölfisches Grinsen legt sich auf das Gesicht des Deputys. Ich kämpfe gegen den verrückten Drang an, ihm ein Beinchen zu stellen, während er sich an mir vorbeidrängt, eine Hand auf den vernickelten Griff seines Revolvers gelegt.
    Als ich in die Küche trete, macht mein Herz einen Satz. Drei Deputys stehen vor der Tür zur Speisekammer. Entweder haben sie Miles entdeckt oder die Falltür, die zum Bunker führt.
    »Wem gehört die?« fragt der Detective.
    Mit roter Nase und Beagleaugen tritt er aus der Gruppe hervor und hält ein dunkles Jackett hoch. Nach einem Augenblick erkenne ich die Kaschmirjacke, die mein Vater aus Deutschland mitgebracht hat, diejenige, die perfekt reproduziert als Skulptur in meinem Büro hängt.
    »Nun?« sagt er.
    »Mir«, gestehe ich noch immer verwirrt ein. Diese Jacke habe ich seit Monaten nicht mehr aus dem Schrank geholt.
    »Ziemlich heiß heute für eine Jacke, oder?«
    Als ich seinen Blick erwidere, steigt etwas anderes langsam in mein Sichtfeld empor. Zwischen dem tabakfleckigen Daumen und Zeigefinger hält der Detective eine 3,5-Zoll-Diskette. Warum oder wie dieser Mann sich ausgerechnet diese Diskette statt einer der Hunderten in meinem Büro geschnappt hat, weiß ich nicht. Aber ich habe nicht den geringsten Zweifel, daß er das Ergebnis von Miles’ Verschlüsselungsarbeit in der Hand hält – das Trojanische Pferd.
    »Was ist damit?« fragt er und bewegt die Diskette vor meinem Gesicht hin und her.
    Ich verstecke die Diskette, wo du sie finden wirst ...
    »Was soll damit sein?« frage ich und bete, daß er Miles’ Fingerabdrücke bis zur Unkenntlichkeit verschmiert hat.
    »Was ist darauf?«
    »Keine Ahnung. Wo haben Sie die her?«
    Er sieht die Deputies und dann wieder mich an. Ich spüre, daß weitere seiner Leute sich hinter mir in den Raum drängen, breche den Blickkontakt aber nicht ab.
    »Ihre Speisekammer ist der reinste Saustall«, sagt er. »Überall auf dem Boden Dosen. Und die Hintertür stand offen.« Er nickt zu unserer Waschküche und der darin befindlichen Tür hinüber. »Die Jacke lag neben der Tür auf dem Boden. Diese Diskette steckte in der Innentasche.«
    »Meine Frau hat sie geflickt«, sage ich. »Sie ist alt. Nur noch Flicken halten sie zusammen.«
    Eine schnelle Untersuchung der Jacke bestätigt meine Antwort.»So eine kann man hier nicht kaufen«, sagt er hartnäckig.
    »Mein Dad hat sie in Europa gekauft. Als er in der Army war.«
    Jemand hinter mir ächzt, als wäre es ein subversiver Akt, in der Army zu dienen.
    »Was ist mit der Diskette?«
    Ich zucke mit den Achseln. »Ich habe eine Million davon. Ich vermute, daß die schon seit letztem Jahr in der Jacke steckt.«
    »Was Sie nicht sagen, Kumpel.« Der Blick der Beagleaugen weicht nicht von mir. »Wir werden ziemlich bald wissen, was auf der Diskette ist.«
    »Wir können es sofort herausfinden«, sagt der schlaksige Deputy, den ich im Wohnzimmer kennengelernt habe. »In seinem Schlafzimmer stehen jede Menge Computer.«
    »Rühren Sie die ja nicht an«, sagt der Detective, die Jagdhundaugen noch immer auf mich gerichtet. »Sind Sie sicher, daß Sie Ihre Geschichte nicht ändern wollen?«
    In Wirklichkeit hätte ich sie liebend gern geändert. Aber in diesem Augenblick hockt Miles entweder in dem dunklen Tunnel unter unserem Haus oder kriecht auf dem Bauch durch die Baumwollfelder und zieht seinen Aktenkoffer und die Computertasche hinter sich her. Er braucht Zeit. »Ich rate Ihnen, gehen Sie vorsichtig mit dieser Jacke um«, sage ich sanft. »An ihr hängen verdammt viele Erinnerungen.«
    Der Detective blinzelt, faltet die Jacke dann über dem Arm zusammen und gibt die Diskette einem Deputy, der sie in eine durchsichtige Plastiktüte steckt. »Machen Sie sich keine Sorgen, Sonny. Wir werden gut darauf acht geben.«
    Er dreht sich um, geht durch die Waschküche und zieht die Hintertür auf. Hinter ihm sehe ich im Sonnenlicht weitere braune Uniformen.
    »Hat jemand zu türmen versucht?« ruft er.
    »Nein, Sir«, antwortet ein Stimmenchor. »Weder durch die Fenster noch durch die Türen.«
    Er seufzt endlos lange. »Gehen wir, Jungs.«
    Er schiebt sich grob an mir

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